Donnerstag, 2. April 2015

Sansibar, den 28.März 2015






Euren Fragen und Bemerkungen entnehme ich, dass meinen Worten offensichtlich nicht immer Bilder folgen. Das mag einerseits daran liegen, dass man kein Bild haben kann von etwas, das man noch nie gesehen hat – einer Kufia zum Beispiel – andererseits sind Bilder viel direkter, viel  rascher erfassbar, müssen nicht umgesetzt werden. Zeit ist kostbar. Bei uns in Europa.
Deshalb gebe ich mir Mühe, immer auch ein Bild mitzuliefern. Mein Häuschen auf dem Dach kriegt ihr heute noch von aussen. Von innen, mit seinen Dimensionen, sind Fotos schwierig. Zwei davon konnte  man am 15.März bewundern. Klein ist es. Trotzdem fühle ich mich merkwürdig wohl in dem Raum. Einzig gegen die Hitze am Nachmittag muss ich noch etwas herausfinden. Ich träume von einer Pergola mit Bougainvilleas oder Passionsfrüchten. Wie gut die in Töpfen wachsen weiss ich allerdings nicht.
Doch bin ich bereits daran, in leeren aufgeschnittenen Wasserbehältern Erde herzustellen. Hole die Späne beim Schreiner, der seine Werkstatt im Erdgeschoss eingerichtet hat. Und mische sie mit Küchenabfällen und Sand. Mal schauen, was daraus wird.

Gestern müssen wir noch in eine andere Bankfiliale, zwecks Beendigung des ganzen Bürokrams, den es mit sich bringt, dass ich auch Zugriff auf dieses Konto habe. Die erste Filiale und das Hauptquartier der PBZ Islamic Bank liegt gleich vis-a-vis vom grossen Markt in einem Aussenquartier.  Auch hier arbeiten hauptsächlich Frauen, ich muss mich also korrigieren. Ich frage Salum, von was eigentlich diese Bank lebe, denn auch die müsse ihre Angestellten bezahlen und wolle vermutlich Gewinn machen. Im Islam ist es nämlich verboten, Zinsen zu verlangen.
Das sei ganz einfach, meint Salum. Wenn ich ein Auto wolle, dann kaufe eben die Bank das Auto. Ich könne das dann zu einem leicht höheren Preis – gegen das Handeln hatte Mohammed nichts einzuwenden, er hat selber als Händler sein Brot verdient – in Raten zurückkaufen. Eine elegante Lösung.

Auf der Rückfahrt berichte ich Salum von meiner Bemerkung, dass nun sehr viele Frauen in guten Positionen arbeiteten und offensichtlich mehr Bildung hätten als die Männer. – Das stimme so nicht, findet er, Männer, die Bildung hätten, die würden sich nicht mit dem bescheidenen Gehalt eines Angestellten zufrieden geben, die wollten ein eigenes Geschäft haben. Aber ja, klar, auch hier verlangten die Frauen nun immer mehr Rechte.

Am Abend sitze ich mit Juma und einem anderen Kanadarückkehrer im neuen Lukmaan. Ob sie sich nicht langweilten hier, frage ich? Denn ich sehe sie eigentlich den ganzen Tag über nur herum hängen. Nein auf keinen Fall. Selbständig arbeiten, ein eigenes Geschäft, das sei doch viel besser als in Kanada als Angestellter zu krüppeln. Ich nehme an, beide leben noch vom Ersparten aus Kanada. Ob ihr Geschäft so, mit dem Einsatz, den man unter Geschäfte machen hier allgemein versteht, längerfristig überleben kann, das frage ich mich.
Wenn man das nun kurzschliesst, sträflich, ich weiss, dann könnte man sagen, dass in Afrika vor allem die Frauen arbeiten, sei es Zuhause im Haushalt oder nun eben in Büros, und die Männer zwischen den Gebetszeiten vor allem plaudernd herum sitzen. – Obwohl, das ist nun doch ungerecht. Die Bauarbeiter haben hier in der Hitze schon eine unheimlich harte Arbeit, zumal das meiste, was bei uns Maschinen machen von Hand gemacht werden muss. Auch die Küchenleute, es hat nun auch ein paar Frauen, die Stimmung sei besser, findet Salum, arbeiten hart. Und weshalb die paar Kellner, die seit Jahren die faulsten sind und eigentlich vollkommen nutzlos, immer noch im Lukmaan arbeiten, das verstehe ich nicht so ganz, das bleibt afrikanisches Geheimnis.

Viertel vor neun, der erste Arbeiter, der Maurer, der meine „Küchenkombination“ macht, ist gekommen. Man steigert sich, da habe ich nichts dagegen.





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