Mittwoch, 11. Dezember 2013

5.Dezember 2013







Ich habe mir Finger- und Fussnägel geschnitten, die wachsen hier immer besonders schnell. Am Abend stelle ich fest, dass ich den Nagel des rechten Zeigefingers vergessen habe. Muss mich das nun beunruhigen?

Keine Malaria mehr? Das werde doch nur für die Touristen geschrieben, meint Othmani. Natürlich gebe es immer noch Malaria. - Ich bin mir da nicht so sicher. Bereits vorher wurde jedes Unwohlsein, jede Unpässlichkeit mit Malaria entschuldigt. Die gleiche Geschichte, wie bei uns mit der Grippe.
Apropos Gesundheit: ein paar Tage nachdem ich in Sansibar angekommen bin, sind meine Halsschmerzen und der Husten verschwunden. Und die schmerzenden Gelenke sind ebenfalls weg, die Finger lassen sich wieder fast normal bewegen, was allerdings auch von den Kortisonspritzen und Medikamenten sein könnte. Schmerzen tut dafür der Rücken. Kein Wunder allerdings bei all diesen unmöglichen Sitzgelegenheiten.

Übermorgen reist Mohammed nach Paris. Dann werde ich allein sein in seinem Haus.
Während ich mich im mir schlecht bekannten Sokomuhogoquartier, nahe vom Lukmaan, noch nicht recht sicher fühle, meint Mohammed, dass ich da nichts zu befürchten brauche. Hier lebten noch Einheimische, im Shanganiquartier gäbe es ja praktisch nur noch Hotels, Restaurants und Läden, da könne es in der Nacht schon einsam werden. In diesem Quartier ist das anders. Bis um Mitternacht diskutieren immer Leute laut in den Gassen, Musik auch. Dafür ist es dann gegen den Morgen zu und bis nach 8 Uhr schon fast beängstigend ruhig. Ausser dem Inder nebenan, der eine Wäscherei betreibt, scheinen alle noch zu schlafen.

Ali und der Sansibari, der in Kanada als Lastwagenchauffeur arbeitet – irgendwie schaffen wir es immer, gleichzeitig zwei Monate in Sansibar zu verbringen – streiten sich heute Abend. Ali beklagt sich, der beschwere sich immer nur über die Sansibaris, ihre Fehler und Unfähigkeiten und lobe die Leute vom Festland. Der lasse kein gutes Haar an ihnen. - Ganz offensichtlich lebt der bereits zu lange im Ausland, der schaut mit anderen Augen auf die Probleme hier. Kritisch, wie eben auch ich häufig. Und ja, es stimmt, ich kenne das ja selber auch. Wenn man die Schweizer kritisiert, dann habe ich auch die Tendenz, sie zu verteidigen. Selbst wenn ich das ganze Bankengehabe ebenfalls schändlich finde.

Vielleicht ist auch das ein Grund, weshalb Mohammed hier in Sansibar viel distanzierter zu mir ist als in Europa. Und häufig über gute Sachen berichtet. Doch, es gebe Veränderungen mit der neuen Regierung. Das Wasserproblem, das sei nun gelöst, praktisch in allen Quartieren gäbe es genügend Frischwasser. Obwohl er dann auch wieder zugeben muss, dass immer noch zuviel Wasser in dem maroden Leitungssystem versickert. Auch jetzt noch braucht jedes Haus eine Wasserpumpe und auf dem Dach einen Tank, der Wasserdruck reicht nicht aus, damit das Wasser einfach aus den Hähnen fliessen würde. In zwei Jahren, da werde es überall in der Stadt Strassenbeleuchtung geben, auf meine Bemerkung, dass es in der Stone Town derartig finster sei, dass sich praktisch keine Touristen aus dem Licht der wenigen Touristengassen hinauswagten. Doch Plastiksäcke sind nun praktisch verschwunden, nur noch Papiersäcke überall. Und die Abfallfrau kommt nun am Morgen mit einem richtigen Rollcontainer, nicht mit einem schmutzigen offenen Wagen. Und die vor drei Jahren fertig renovierten Forodhani Gardens sind erstaunlich gut unterhalten, selbst der Rasen ist noch grün. Allerdings auch weit weniger belebt als früher. Zu teuer geworden, mehr Touristen jetzt und weniger Einheimische. Und am neuen Ankunftsgebäude der Fähren vom Festland, ideal gelegen übrigens jetzt, kaum 2 Fussminuten entfernt von meinem Haus in Malindi, steht „Karibu Zanzibar“ willkommen in Sansibar in grosser Leuchtschrift angeschrieben.
Mohammed findet, das Problem seien die Einnahmen, der Tourismus bringe zu wenig Geld ein. Industrie und eine landwirtschaftliche Produktion, das gäbe es kaum in Sansibar, woher solle das Geld für die Regierung kommen? Wenn die Löhne für die Lehrer und das Spitalpersonal bezahlt seien, dann sei bereits der grösste Teil weg. Für den Unterhalt oder gar Ausbau der Infrastruktur, da bleibe nichts übrig. Ich denke mir dazu, dass der Unterhalt sowieso nicht gerade Sache der Leute hier sei und dass es sicher bereits besser wäre, wenn nicht noch ein Teil des Geldes, wie Wasser in trockenem Boden, in den Taschen von wenigen versickern würde,..... Sage aber nichts dazu.

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