Samstag, 7. Dezember 2013

2.Dezember 2013






Gestern Abend hat mich Mohammed mit Nicole bekannt gemacht, einer Schweizer Landschaftsarchitektin, die für die UNESCO arbeitet. Sie wohnt in Daresalaam. Und erzählt mir von ihren Projekten im Ngorongoro Nationalpark. Die Hirten dort, die Massai, die seien bitterarm, und erhielten nun gratis Mais. Denn Gemüse pflanzen, das dürften sie im Park nicht mehr, Vieh schon, das gehe gut mit dem Wild dort. - Auf meinen Einwand, es nicht gut, den Leuten einfach Essen zu geben, das mache sie nur abhängig, meint sie: Das sei ja eigentlich das gleiche wie bei uns Subventionen für die Bauern. Die würden auch dafür bezahlt, die Landschaft zu erhalten, das müsse man so sehen.
Und als wir auf das Riesenbauprojekt zwischen dem Serena und dem Tembo Hotel zu sprechen kommen, höher als alle bisherigen Gebäude dort im Quartier, meint sie, bei uns habe man ja solches in den 60-er Jahren auch gemacht. Ganze Städte ausgehöhlt, nur die Fassaden belassen, das Bewusstsein, die Sachen zu erhalten, das sei auch bei uns nicht so alt. In Daresalaam sei kürzlich eine ganze Häuserzeile aus der Zeit der Deutschen abgebrochen worden. Natürlich geschickt eingefädelt, während der Feiertage zum Rhamadan-Ende, nur vier Tage habe das gedauert. Da seien die Behörden, die etwas hätten einwenden können, natürlich bereits zu spät gewesen.
Der Mohammed Juma, mein Vermieter - Dr.Mohammed nennen ihn die Einheimischen hier - der sei natürlich schon frustriert gewesen. Es sei ja nicht so, dass man mit den Investoren des Hyatt Hotels, Araber seien das, nicht vorher verhandelt hätte. Monatelang hätten die Pläne gebracht, man habe diskutiert, manches gut geheissen, anderes abgelehnt. Aber am Schluss sei genau so gebaut worden, wie das die Besitzer gewollt hätten. Da sei irgendein Minister geschmiert worden und da nütze es überhaupt nichts, wenn der Direktor des Amtes für Entwicklung sich viel Zeit für eine gute Lösung genommen habe. Ja, der Mohammed, das sei ein guter Direktor. Sie seien alle froh um ihn. Und hofften, dass er den Job wenigstens noch fünf Jahre machen werde.

Wir sprechen davon, dass die Leute hier von der Hand in den Mund leben. Und alle in Sansibar handeln wollten, das scheine der einzige ehrbare Beruf zu sein. Das sei traditionell so hier, meint Nicole. Kaum Landwirtschaft, höchstens für den Eigenbedarf. Auch das Handwerk hat geringes Ansehen und in Hotels und Restaurants arbeiten vor allem Leute vom Festland. Handeln jedoch tun alle, kleinste Mengen werden verkauft. Ich staune über den Mann, der in meiner Strasse  in halbierten Speiseölbehältern Kohle verkauft. Das gibt eine Menge, die gerade ausreicht, um eine Mahlzeit zu kochen. In dem Sinne ist der neue Lagerraum im Lukmaan ein riesiger Fortschritt. Wenn ich daran denke, wie Ali anfangs am Morgen im Hafen auf pump ein paar Fische kaufen ging und die erst dann bezahlen konnte, wenn er etwas Essen verkauft hatte.....

Ich frage Othmani, was sie denn für den neuen Teil des Restaurants bezahlen würden. Etwa gleich viel, wie für den bisherigen. Ich finde das viel. Das rentiere sich schon, beharrt Othmani, jetzt könne man grössere Mengen einkaufen und kriege so bessere Preise. Man sei quasi Laden und Restaurant in einem, da verdiene niemand mehr dazwischen.
Und ja, man denke daran, noch eine Lukmaan Filiale zu eröffnen. Etwas nobler halt, für die Touristen, die brächten eh schon die Hälfte der Einnahmen, der Lukmaan sei jetzt im Tripadvisor. Doch für manche Touristen sei es eben nicht luxuriös genug, die sähen all die Einheimischen, mengenmässig immer noch die Mehrheit, und kämen dann nicht hinein. Ich finde das schade. Orte nur für Touristen gibt es bereits genug.
Am Abend habe ich mit einem Jungen, glaubte ich, er meinte dann, der sei bereits 24, im Park vom Afrika House gesprochen. Ich ging erstmals wieder zum Sonnenuntergang ans Meer. Er rauchte einen Joint, kommt vom Festland und spricht gut Englisch. Er habe das von den Touristen gelernt, nicht in der Schule. Die Weissen, das wüssten eben viele hier gar nicht richtig, die hätten den Leuten in Afrika viel gebracht. Bildung, auch anderes, vorher habe man in Afrika gelebt wie die Tiere. Das erstaunt mich doch etwas, so habe ich das noch nie sagen gehört. Er meint dann noch vieles. Alle auf der Welt seien Freunde und man müsse auf dem Land leben und seinen Frieden suchen. Offensichtlich ist er von Rasta Ideen imprägniert.

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