Montag, 11. Mai 2015

Sansibar, den 8.Mai 2015











 

Vor drei Tagen – waren es drei Tage? – es kommt mir bereits wie eine Ewigkeit vor, bin ich in den grossen Teil hinübergezügelt. Seither lebe ich wie in einem Rausch. Ich glaube es kaum, dass ich es nun doch noch geschafft habe und dass alles noch viel besser heraus gekommen ist, als ich mir das in meinem Kopf oben vorgestellt habe. VIP sei das, meint Salum, besser als das Serena-5-Stern-Hotel.
Natürlich ist noch nicht alles erledigt, eine Menge kleiner Details harren noch einer Lösung, und das wird meine verbleibende Zeit hier sicher füllen. Trotzdem. Der Ort ist bewohnbar. Die Küche ist noch nicht fertig, aber das war ja diejenige in Biel auch nicht, als ich eingezogen bin, was soll’s, kochen tue ich sowieso kaum. Und schlafen kann ich sehr gut hier. Vielleicht auch, weil eine Riesenlast von mir gefallen ist.

Unsere Handwerker. Die meisten tauchen nun  erst gegen elf Uhr auf. Sie arbeiten in Grüppchen zusammen. Zwei Schreiner für das Grobe. Das Schrankwandmöbel, das genau eingepasst werden musste, haben sie zu guter Letzt zu meiner vollen Befriedigung gezimmert. Ein
Kleiner und ein Grosser, beide wohl vom Festland, beide arbeiten extrem bedächtig. Dann Peter, der Schreiner für das Feine, er spricht recht gut englisch und erledigt mir alle Sachen, die sorgfältiger Bearbeitung bedürfen. Zu den Schreinern gehört ferner ein einzelner Mann, der Schnitzarbeiten macht und unsere gekauften Möbel restauriert. Schliesslich die zwei Reiniger, die einen Job machen, den es in der Schweiz nicht gibt. Sie befreien das Holz von der Farbe, jetzt vor allem noch von Farbklecksern, die die Maler – Abu und Suleimann, ich habe die bereits genügend vorgestellt – immer noch überall produzieren, und behandeln dann das Holz. Ich schliesslich bin das letzte Glied in der Kette, ich reinige nämlich die Öl- und Lackkleckser, die die beiden hinterlassen. Die beiden sind die auffälligsten in der Equipe. Anfangs starrten sie mich immer feindselig an, sie sprechen kein Englisch. Beide sind äusserst muskulös, ihre harte Arbeit verlangt das, und haben schon fast gefährlich schmale Lenden. Beide sprechen kaum jemals ein Wort und bleiben immer zusammen. Wie Zwillinge, die verstehen sich ohne Worte. Verschwindet der eine hinunter ins Erdgeschoss, dann ist alsbald der zweite auch weg, die scheinen aneinander gekettet zu sein.
Weitere Protagonisten, deren Auftritte unregelmässiger sind, sind der Plättlileger – manchmal mit Gehilfe – und der Elektriker mit seinen zwei Söhnen. Und schliesslich noch der Schreiner von Silvano, mit seinem Gehilfen. Er macht für mich die Rollos und hat eine Box gebastelt, die den Lärm der Zirkulationspumpe dämpfen soll - was bedingt klappt, da aus irgend einem Grund der Boden der Kiste fehlt. Schliesslich noch der Sanitär, der zweite bereits, auch er braucht extrem viel Anleitung. Und manchmal tauchen auch noch Leute auf, deren Funktion mir nicht ganz klar ist. – Vergessen habe ich noch die Bodenleger, die ihren Job wirklich genial gemacht haben, aber bereits vor einer Weile von der Bühne abgetreten sind.
Ich erwähne all diese Leute - und denke jetzt gerade noch an den Schneider mit seiner Mannschaft, der auch viel zum Gelingen beigetragen hat, ein angenehmer Mann - um sicher zu sein, niemanden zu vergessen, denn schon bald wird es ein Fest für sie geben. Natürlich mit  Essen vom Lukmaan.

Allen Beteiligten scheint es auf unserer Baustelle sehr wohl zu sein, manche tauchen auch auf, wenn sie nicht arbeiten und nehmen unten im Erdgeschoss eine Dusche. Oder waschen ihre Wäsche. Und wenn ich nach Hause komme, sitzt bestimmt jemand auf einem meiner Kuhfellstühle und liest Zeitung. Oder liegt auf einem Bett herum. Deshalb habe ich die Plastikbezüge sehr lange nicht entfernt. Erst jetzt, wo klar ist, dass ich hier wohne und alle nur noch mit einem „hodi“, gleich hallo, darf ich kommen, meine Türschwelle übertreten, erst jetzt habe ich den Plastik entfernt und meine Decken und Kissen darauf gelegt.

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