Heute fahre ich endlich nach Jambiani, um meine Krücken und
weiteres Material der Krankenstation dort zu vermachen, Salum fährt mich hin.
Es ist Mittag, unterwegs halten wir in einer Moschee auf dem Land für das
Mittagsgebet. Genügend Zeit um Salums neues Gefährt zu fotografieren. Der
schwarze Japaner Wagen hat hinten dunkel getönte Scheiben. Richtig passend. Hat
doch Salum uns auf der Fahrt zum Hyatt Hotel erklärt, dass er am Vortag damit
die Leiche eines Nachbarn transportiert habe. Der Wagen hat eine Hecktüre -
praktisch zum einladen - die Rücksitze kann man gänzlich hinunter legen. Die
übrigen hätten alle dumme Autos, kein Platz für Leichen. – Eine normale Gefälligkeit unter Nachbarn in Afrika.
Samstag, 23. Mai 2015
Sansibar, den 16.Mai 2015
Afrika inspiriert mich. Mit seiner Fähigkeit alles irgendwie
weiter zu verwenden und jedes Problem auf irgend eine Art zu lösen. Aus den
grossen Trinkwasserbehältern werden bei mir Kompostkübel. Ich sammle Sägespäne
von den Schreinern, schmeisse meine Frucht-
und Gemüseabfälle darauf, und solange zementiert wurde, fand ich auch
immer etwas Sand für Zwischenlagen. Erde gebe das, habe ich unseren Bauarbeitern
gesagt. Sie haben mich angeschaut und gelächelt. Ich wusste was sie dachten:
Diese Spinner-Mzungus, das gibt doch nie Erde. Bereits jetzt jedoch habe ich
eine ganze Reihe von Limettenkeimlingen. Und irgend ein Riesengewächs mit geteilten
Blättern, Suleimann sagt, das sei eine Mango. Dass es aus einem riesigen Stein
hervorquillt lässt das vermuten. Die stark geteilten Blätter hingegen lassen
mich doch zweifeln. Salum meint, eine „Embe za Kisungu“, eine der kleinen
Mangos mit behaartem Stein, die deshalb Europäer-Mango genannt wird, sei das. Auch
eine Passionsfrucht ist gekeimt. Kein Wunder. Was da wächst, das habe ich alles
auch gegessen.
Übrig bleibt der Flaschenhals. Ideale Form für eine Lampe,
das scheint mir offensichtlich. Ich probiere es aus und fixiere das ganze mit
Hilfe eines Streifens Gummifolie, die ich voraussehend hierher gebracht habe,
sie hat schon häufig gedient. Das Resultat finde ich überwältigend. Die Flasche
wirkt in der Nacht als idealer Reflektor. - Ich werde solch einen Flaschenhals
nach Biel bringen. Es gefällt mir, Spuren zu streuen zwischen all den
Behausungen. Zeichen zu setzen, die ausser mir niemand versteht. Auch die blaue
Bettdecke, die für meinen Palastraum zu finster war, wird in Biel eine neue
Heimat finden.
Übrigens hat meine Lampenkreation bei unseren Handwerkern grossen Erfolg. Sie halten mich nun für eine Künstlerin. Ich verwirre sie sowieso etwas mit meinen Aktivitäten. Schwinge ich etwas den Pinsel oder Spachtel, fragen sie erstaunt, ob ich Malerin und Gipserin sei, fixiere ich ein leckes Lavabo, halten sie mich für einen Sanitär und dass ich auch noch nähe, das ist doch etwas viel. Was ich normalerweise wirklich so mache in meinem Leben, davon habe ich ihnen noch nie etwas erzählt.
Übrigens hat meine Lampenkreation bei unseren Handwerkern grossen Erfolg. Sie halten mich nun für eine Künstlerin. Ich verwirre sie sowieso etwas mit meinen Aktivitäten. Schwinge ich etwas den Pinsel oder Spachtel, fragen sie erstaunt, ob ich Malerin und Gipserin sei, fixiere ich ein leckes Lavabo, halten sie mich für einen Sanitär und dass ich auch noch nähe, das ist doch etwas viel. Was ich normalerweise wirklich so mache in meinem Leben, davon habe ich ihnen noch nie etwas erzählt.
Sonntag, 17. Mai 2015
Sansibar, den 14.Mai 2015
Einzig die Kätzchen stören meine Nachtruhe. Haben mich die
kämpfenden und jaulenden Kater, ihre Aktivitäten haben sich in den letzten
Tagen gemehrt, noch genervt, so dauern mich die vielen, von ihren Müttern
verlassenen winzigen Kätzchen, die in der Nacht vor Hunger und Alleinsein
kläglich jammern. Eines war kurz unten
in Erdgeschoss. Mitten in der Nacht höre ich es heute in der Ruine miauen. Ich
stehe auf, und bringe ihm von dem unsäglich teuren Katzenfutter für Katzenbabies,
das gleich viel kostet wie eine Mahlzeit im Lukmaan. Und stelle dann fest, dass
es mindestens zwei dieser Jammerkreaturen geben muss, sehen kann ich sie zwar
nicht, aber hören. Seit heute morgen jammern sie erstmals auch tagsüber. Ich
sehe eines der Kätzchen kurz zwischen dem Abfall des eingestürzten Hauses und
stelle wieder Futter hin.
Gestern Abend im Lukmaan, kam einer dieser Winzlinge miauend ins Restaurant. Gefährlich sah das aus zwischen Stuhlbeinen und Füssen. Ich habe das scheue Tier mit List gefangen und auf die andere Strassenseite befördert und ihm dort meine schlecht abgenagten Pouletknochen überlassen. Gierig frass es. Wo ich doch Angst hatte, das solch ein kleines Ding noch gar keine feste Nahrung vertrage.
Gestern Abend im Lukmaan, kam einer dieser Winzlinge miauend ins Restaurant. Gefährlich sah das aus zwischen Stuhlbeinen und Füssen. Ich habe das scheue Tier mit List gefangen und auf die andere Strassenseite befördert und ihm dort meine schlecht abgenagten Pouletknochen überlassen. Gierig frass es. Wo ich doch Angst hatte, das solch ein kleines Ding noch gar keine feste Nahrung vertrage.
Freitag, 15. Mai 2015
Sansibar, den 13.Mai 2015
Wir kaufen nochmals tüchtig Antiquitäten ein, wobei
Antiquität hier von gestern gemacht bis gut 100-jährig bedeutet. Ich finde einen
Hocker, der sicherlich noch aus der Jugendstilzeit stammt - es gibt hier
Möbel aus Europa, den Arabischen Ländern und Indien, das ist ein echtes Gemisch
- und ein paar hochbeinige schlanke Gestelle, die sich gut als Nachtischchen
eignen. Der Küchentisch ist nicht alt, eine Kopie. Zusammen mit meinen
primitiven Kuhfellstühlen vom Festland gibt das einen spannenden Mix. Für mich.
Mische ich doch auch unbekümmert Stoffe für Männer mit Stoffen für Frauen und
solche vom Festland mit solchen von hier. Herkunft und Bedeutung wird fallen gelassen, einzig Motive und Farben müssen
stimmen.
Heute haben wir drei, Salum, seine Frau Mgeni und ich
Geburtstag. Eine wahre Ansammlung von Stieren. Eigentlich erstaunlich, dass es
da nicht mehr Stierkämpfe gibt. Zusammen
werden wir 141 Jahre alt. Im neuen Hyatt Hotel wird das mit einem Essen
gefeiert. Luxuriös dort – aber lange nicht so schön wie bei mir. Finde ich.
Sansibar, den 10.Mai 2015
Zur Feier meines Umzuges - und auch weil mir Sharifa, die
Verkäuferin in dem winzigen Laden, in dem sie Stoffbänder aller Art verkauft,
von Glitzerlitzen bis zu robusten Bändern, sehr sympathisch ist – lasse ich mir
von ihr Hennazeichnungen an Händen und Füssen machen. Ich habe sie für ihre
sehr schönen Motive gelobt, worauf sie meinte, die mache sie selber. Am
Sonntag, da arbeite sie nicht, da könne ich zu ihr nach Hause kommen. In
Jangombe, einem Vorort wohne sie, ich müsse bei der Station „Mzizizi“ austeigen
und nach ihrem Vater, „Mzerungue“ fragen. Salum meint, das finde ich nie und
führt mich dort hinaus. Mzerungue scheint ein bekannter Mann zu sein, wir
finden ihn leicht, seine Tochter belehrt mich, er sei hier der erste gewesen mit
einem Auto. Chauffeur sei er und deshalb bei allen bekannt. Ich werde sehr
herzlich empfangen, praktisch der ganze Haushalt, einer nach dem andern, kommt
in den Raum und begrüsst mich, die Mutter, der Vater, einer der beiden Söhne
und drei der fünf Töchter. Hawa, die schönste und älteste, bereits 29 Jahre alt
und noch nicht verheiratet, spricht eine Weile mit mir, auch Fatima, die
Schwester, die Schneiderin ist, sitzt lange und meist stumm mit uns zusammen.
Es ist eine langwierige Prozedur, malen und trocknen lassen und Henna
abrubbeln, das braucht rund drei Stunden. Sharifa ist 25 Jahre alt und meint,
sie werde bald einmal ihren Mann finden. Nein, sie sei nicht verliebt, gesehen
habe sie ihn noch nicht, das sei so ein Gefühl. Als es eindunkelt begleiten
mich Sharifa und Hawa zur nahe gelegenen DalaDala-Station. Glücklich und müde
fahre ich nach Hause zurück. Drei Stunden Swahili parlieren und Hände und Füsse
in der richtigen Position halten - sonst verschmiert die Sache - das ist ganz schön
anstrengend.
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