Donnerstag, 1. Februar 2018

2018.01.25, Sansibar

Die Funktion des Sheiha und Steuern für Tansania.
Jedes Quartier hat seinen Sheiha, seinen Beamten, der am Anfang jeglicher Formalitäten steht. Er kriegt keinen Lohn, erklärt mir Salum, er lebt vom Preis der Formulare, die er ausfüllt. Man benötigt die, wenn man einen Pass beantragen will, einen Stimmausweis braucht, zügelt, eigentlich bei allen offiziellen Belangen, eben auch, wenn ich meine Niederlassungsbewilligung verlängern muss. Mit seinem Formular bestätigt er, dass ich in seinem Quartier wohne und er mich kenne. Nun könne jedoch dieser Sheiha, wenn er einem nicht gut gesinnt sei, sagen, er kenne einem nicht, weshalb seine Position sehr mächtig sei, meint Salum. Man könne dann versuchen, in einem anderen Quartier mit dem Sheiha zu verhandeln, wahltechnisch werde dies oft gemacht.
Auch den Beamten in der „Migration“ gibt Salum rund 2.5 Dollar. Nein, kein Bestechungsgeld, meint er, das sei nur, damit sie einem die Formulare ausfüllten, alleine wäre das zu mühsam. Das stimmt, auf der Bank müssen wir das selber machen. Die Formulare sind unleserliche Fotokopien in winziger Schrift, da bin ich froh um Hilfe.
Der Abfall wird jeden Morgen eingesammelt, doch erfahre ich von Rebecca, dass auch dies privat organisiert werde.  Die Bewohner der Altstadt selber hätten sich zusammen getan und eine NGO gegründet,  weil sie der Sache leid waren. Das ist einerseits sehr gut, Eigeninitiative, man organisiert sich selber, doch eigentlich ist dies ja etwas, das der Staat mit Steuergeldern finanzieren müsste.

Ein Gesellschaftskonto haben wir nun nicht, doch immerhin ein Konto auf unsere beiden Namen, denn mit dem neuen Präsidenten Magufuli ändert sich auch in Sansibar vieles. Salum muss  erst seine ausstehenden Einkommenssteuern der letzten zwei Jahre bezahlen, bevor wir ein Bankkonto für eine Gesellschaft eröffnen können. Vor zwei Jahren wusste man hier noch gar nichts von Einkommenssteuern, besser gesagt, haben die Beamten sie nicht eingezogen. Die bevorzugten es, den Leuten regelmässig Geld abzuzapfen für den eigenen Sack, damit sie sie in Ruhe liessen. Gut diese Neuerungen, findet Salum, doch sind die rückwirkenden Steuerschulden natürlich nicht willkommen. Und ja, die Steuern, die ans Festland gehen, die sind in Sansibar sowieso nicht beliebt. Man glaubt, von Tansania nichts dafür zurück zu erhalten. Damit werde vor allem die Regierung bezahlt, die in Sansibar nicht als legitim gewählt erachtet wird. Überhöhte Saläre für die Beamten und das viele Militär, das hier stationiert worden ist, um die von der Bevölkerung nicht akzeptierte Regierung zu schützen, da bleibe wenig übrig für Investitionen auf der Insel.

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