Im obersten Stockwerk des Nachbarhauses meerwärts wohnt eine Familie aus den Komoren. Bisher war dort nur sporadisch jemand, eine Zweitwohnung, ab und zu sah ich Licht. Die komorische Familie ist sehr freundlich, die Kinder sind häufig auf der Dachterrasse und schauen hinunter oder spielen, bisher wurde diese nur zum Wäsche aufhängen benutzt. Sie haben mich im TeaHouse oben entdeckt und winken freudig herüber, ein Mädchen wirft sogar galant eine Kusshand. Auch auf der Terrasse unten sehen sie mich und das Bibliothekszimmer, dort, wo die enge Gasse anfängt, liegt kaum zwei Meter von ihrer Fassade entfernt. Das stört aber überhaupt nicht - vielleicht ab und zu das Geschrei des Babies, aber das muss man hier ausblenden können - denn die Leute sind sehr aufgeschlossen. Die Fensterläden, unten Holz, oben Milchglas, ein altes Europäerhaus, stehen immer weit offen - dies ist selten der Fall bei Einheimischen, die ersticken lieber in der Hitze - wenn ich wollte, könnte ich bei ihnen auf das riesige Bett schauen, das den Raum fast gänzlich ausfüllt und wahrscheinlich alle Kinder aufnimmt, vielleicht samt Eltern, allein schläft hier niemand, und hinten im Raum entdecke ich einen Fernseher, den sie zum Glück rücksichtsvoll leise einstellen. Die zerbrochene Glasscheibe, die gefährlich über dem Abgrund schwebte, wir haben sie darauf aufmerksam gemacht, haben sie übrigens sofort entfernt, auch dies ganz unsansibarisch. Die Komoren, eine Inselgruppe südlich von Sansibar, scheint einen besonderen Menschenschlag zu beherbergen. Das Komorenquartier zwischen der Altstadt und Mlandege ist erstaunlich grün, obwohl auch dort die Häuser sehr dicht beieinander stehen.
Mittwoch, 8. November 2017
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