Frauen und Edelsteine.
Am Abend spaziere ich auf der neuen Strandstrasse Richtung Forodhani Gardens, der Himmel hat aufgeklart, wie häufig am Abend oder früh am Morgen, nur über Mittag werden die Wolken zu schwer. Eine junge Frau mit blond gefärbten Haaren - das sieht man, der Ansatz - schlendert seltsam zwischen den Menschen herum. Schliesslich fragt sie mich, ob ich ein Foto von ihr machen könne? Ich nehme ihr Handy, sie zieht ihre Bluse aus und wirft sich in ihrem schwarzen Spitzen-BH in Pose. Ich bin perplex, ein osteuropäischer Akzent, sie bittet mich um eine weitere Aufnahme und ich frage sie, ob sie das intelligent finde hier? Drücke ihr wütend das Handy in die Hand und drehe mich wortlos um.
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Die neue Strandstrasse ist von der Bevölkerung in Beschlag genommen worden.
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Später sitze ich alleine draussen im Kiponda Lukmaan. Eine Einheimische fragt mich, ob sie sich zu mir setzen dürfe? Mvamvua heisse sie, Mvua heisst Regen, das passt ja im Moment, nein, kein Spitzname, der richtige, ich bin erstaunt über ihr gutes Englisch. Sie wohne gleich nebenan, habe ein zweijähriges Kind, nein, mit dem Kindermädchen Zuhause, sie habe 3 Monate Ferien, denn in einem Monat kriege sie ihr zweites Kind. Sie arbeite als Zimmermädchen im „La Gemma“, einer grossen Hotelanlage in Nungwy. Der Job gefalle ihr sehr gut, für 8 Zimmer pro Tag sei sie zuständig, viel Kontakt mit den Gästen, gute Mitarbeiter, Schwangerschaftsurlaub, eine Festanstellung. Mit den Kindern? Das Kindermädchen, ja, auch einen Mann habe sie, und wenn sie arbeite, dann könne sie mit dem Bus, der extra für die Angestellten aus der Stone Town organisiert werde, täglich dort hinfahren und einen Tag pro Woche habe sie frei. Sehr früh müsse sie aufstehen, anderthalb Stunden Fahrt pro Weg, das seien lange Tage. 6 Busse würden täglich für die Angestellten aller Hotels hinauf nach Nugwi fahren.
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Das Wetter bleibt wechselhaft, doch gegen Abend klart es nun meistens auf. |
Das war doch „La Gemma“ kommt mir in den Sinn, von dem Sarah mir kürzlich erzählt hat. Ein tschechischer Reiseführer, dessen Gruppe sie vor Ort betreut habe, sei um 11 Uhr abends mit Gepäck vom etwas abgelegenen Resort Richtung Zentrum gelaufen. Dabei sei er von zwei Männern mit Messern überfallen worden, er habe sich gewehrt, die Schnittwunden hätten genäht werden müssen. Aber ja, Nungwi sei nicht mehr wirklich Sansibar, findet sie, der Tourismus dort habe vieles verdorben