In den Gassen Richtung Forodhani Gardens riecht es plötzlich
nach frischem Brot. Ich kann nicht wiederstehen und kaufe dem Mann mit Fahrrad
und grossem Korb ein kleines Weissbrot ab und esse es sofort. Es ist das erste
Brot, seit ich hier angekommen bin.
In den Touristengassen schaue ich in Geschäfte hinein, die
Bilder anbieten. Viel verändert hat sich nicht, immer noch wird in Serie
gearbeitet. Als neu fällt mir insbesondere das Zebra auf. Fellstreifen und
irgendwo ein Auge, kein ganzer Kopf. Das wird nun hundert Mal kopiert, bis es
nicht mehr gerade so originell ist. Später begegne ich einer voll
verschleierten Frau, unsere Blicke kreuzen sich. Immer ein merkwürdiges Gefühl,
in ein Gesicht zu blicken, von dem man nur gerade knapp die Augen sieht.
Am Morgen früh gehe ich zu Zantel, weil ich meinen Internetzugang
wieder aktivieren will. Und bin erstaunt, keine Warteschlangen, ich komme sofort
dran und werde sehr gut bedient. Von einer freundlichen Frau, bei Zantel am
Schalter arbeiten fast nur Frauen. In der FBME, meiner Bank ebenfalls. Auch
hier ist es leer. Das erstaunt mich weniger, da bin ich eher erstaunt, dass die
Bank überhaupt noch existiert, denn von der Schweiz aus konnte ich kein Geld
mehr nach Sansibar senden, man arbeite nicht mehr mit dieser Bank.
Schwarzgeldwäscherei, Terrorismusunterstützung, die Amerikaner haben den Handel
mit der FBME verboten. Im Internet lese ich allerdings ebenfalls, dass die
Besitzer der Bank fast ausschliesslich Russen sind, manche Kommentatoren sind
sogar überzeugt, dass die Amerikaner die
Bank fertig machen wollen. Ich weiss nicht was stimmt. In Tansania arbeitet die
FBME auf alle Fälle noch.
Die vielen Frauen jetzt, die in den Banken und Telefongesellschaften
arbeiten. So langsam verändert sich eben doch etwas. Diese Frauen, diese neue und
selbstbewusste Mittelschicht, geht sehr gerne in den Lukmaan essen. Gerade auch
in den neuen Lukmaan, der noch weniger überlaufen ist. Heute Mittag sind wir
dort, bis auf einen einzigen jungen Mann, unter uns. Das gab es noch vor wenigen
Jahren so nicht. Eine anständige Frau durfte damals nicht in der Öffentlichkeit
essen, nicht einmal in Begleitung.
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