Montag, 23. März 2015

Sansibar, 18.März 2015








Die Abfallmänner haben neue Handkarren bekommen. Allerdings sind die Seitenwände immer noch zu wenig hoch und müssen kreativ mit Abfall, Kartonstücken und Holzstangen erhöht werden. Die Frauen sind wie immer frühmorgens daran die Strassen zu fegen, da gibt es eine klare Arbeitsteilung. Bei meinem Morgenspaziergang wandle ich durch eine sehr saubere Stadt, jeden Morgen wird geputzt. Und jeden Abend ist wieder alles voller Abfall. Und – obwohl man den Abfall jeden Morgen vor das Haus stellen kann – scheinen immer noch viele Leute es vorzuziehen, ihn einfach in den nächsten Garten, auf ein verlassenes Grundstück oder in ein halbverfallenes Haus zu kippen. Warum, das weiss der Teufel. Diese Hartnäckigkeit manchmal, dasselbe Spiel seit Jahren.
Doch: Schauen wir die Welt nicht einfach nach unseren Gesetzen, unseren Gewohnheiten und Bedürfnissen an? Hier stört sich niemand über Schmutz und Abfall. Oder besser: Lange nicht alle. Natürlich gibt es Leute, etwa Muhammad, der Architekt und jetzige Planer für die Entwicklung der Insel, die sich beklagen, in den letzten 30 Jahren, da sei die Würde, die Erziehung hier verloren gegangen. Früher habe man aufeinander Rücksicht genommen. Heute, da sei nur noch das Geld wichtig. Und die individuelle Freiheit. - Erzähle ich nicht manchmal Ähnliches von unserer Gesellschaft?

Gleich geblieben sind die vielen Katzen in der Stadt. Am frühen Morgen warten sie immer noch am Strand auf die Fischer, die nach Hause kommen und dort die Fische putzen. Auch im alten Lukmaan hat es wieder einmal junge Kätzchen. Süss und selbstbewusst sind sie. Ein  kleines schwarz-weisses Kätzchen ist der Publikumsliebling. Auch vom Blitzlichtgewitter, ein äusserst beliebtes Motiv ist es, lässt sich das Tierchen nicht einschüchtern, zuckt nicht einmal mit den Wimpern.

Vom ehemaligen deutschen Konsul und Nachbarn in Shangani vernehme ich, dass jetzt im März die heisseste Zeit hier sei. Stehe doch die Sonne genau senkrecht über dem Land tagsüber. Schatten gebe es keine, bzw. nur am Morgen und am Abend. - Habe ich doch irrtümlicherweise gedacht, die heisseste Zeit sei um den Jahreswechsel. Eine falsche Überlegung. Sansibar liegt leicht südlich vom Äquator, der Unterschied der Tageslängen beträgt lediglich 30 Minuten. – Die Hitze. Alle beklagen sich, nicht nur ich. Der Wind ist müde geworden, meist bleibt es windstill. Und extrem schwül, die Regenwolken hängen schwer und tief über dem Land, Masika, die grosse Regenzeit kündet sich an. Und ab und zu, eigentlich praktisch jeden Tag bisher, jedoch nur für Minuten, gibt es einen unheimlichen Wolkenbruch.

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