Dienstag, 9. Oktober 2007
7. Oktober 2007
„Bi Hawa“, Frau Eva, höre ich hinter mir rufen, als ich im Hafengelände die letzten Fotos meines Frühmorgenrundganges schiesse. Moddy (hier heisst jeder zweite so; eigentlich Mohammed), Student und ein ehemaliger Kellner im Lukmaan, begrüsst mich. Er ist ein Paket in den Hafen bringen gekommen, das nun jemand, der nach Daresalaam fährt, mitnimmt und dort einem seiner Verwandten oder Freunde übergibt. Das ist die Art, wie hier der Transport von Gütern abgewickelt wird. Man hilft sich.
Moddy also, begleitet mich ein gutes Stück durch die Altstadt Richtung Shangani, meinem Wohnquartier, denn wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Doch vielleicht auch, weil es für ihn merkwürdig ist, weil es sich nicht geziemt, dass eine Frau frühmorgens alleine unterwegs ist.
Immer besser gelingt es mir, die automatische Belichtung meiner Videokamera, mit der ich momentan fotografiere, zu beeinflussen. Sie scheint mir lichtempfindlicher, als die digitale Kamera, es gelingen mir, selbst bei geringer Helligkeit, gute Bilder. Diese Dämmerungsbilder faszinieren mich, letzte Lichter noch in den Häusern, Leuchtreklamen, und bereits das erste Tageslicht, im Himmel oft noch blass die jetzt bereits magere Mondsichel. - Die Leute hier müssen sich bei ihrem Anblick freuen: Ramadanende ist bei Neumond.
In der Morgendämmerung treffe ich in der Strasse vor allem Männer. Und finde es ganz angenehm, dass ich die nicht begrüssen muss. Ja, gar nicht darf, es sei denn, sie grüssen zuerst. Mir ist das recht, das ist eh immer eine schwierige Sache, wen man nun grüssen soll und wen nicht, auch bin ich oft nicht sicher, wen ich kennen müsste. So ist die Sache klar: Wenn ich begrüsst werde, grüsse ich zurück. - Mit Frauen ist es schon schwieriger, da wäre es genau so recht, wenn ich zuerst grüssen würde. Doch ist dieses Problem für mich nebensächlich, denn ich kenne sehr viel weniger Frauen hier als Männer.
Frühmorgens, stelle ich fest, ist es einfacher, Leute zu fotografieren. Sie erwarten das nicht, kaum Touristen, sind meist geschäftig irgendwohin unterwegs. Tagsüber strafen mich - gerade auch Frauen - mit einem unsäglich bösen Blick, bereits wenn sie nur meine Kamera sehen.
Letzte Nacht wieder ein sehr merkwürdiger Traum. Ich habe die Aufgabe, mit meiner Videokamera eine Filmproduktion zu begleiten, die Dreharbeiten eines Filmes zu dokumentieren. Das Auffällige im Traum ist, dass ich meine vielen Sachen dauernd irgendwo verlege, nicht mehr finde. Ein unheimliches Chaos veranstalte ich an diesem Drehort. Und bin deshalb auch überall zu spät. Als ich ein Interview zwischen einem Mann, der Claudia Stübi – da bin ich mir ganz sicher; übrigens ist sie honigsüss zu mir – und einem Talkmaster aufnehmen soll beispielsweise, bin ich mit einem Zug in der falschen Richtung unterwegs. Irgendwie zurück am Drehort, sehe ich, dass ich einen Koffer mit Filmmaterial auf dem Dach eines Nachbarhauses liegen habe. Ich will den herunterholen, bevor es Nacht wird, versuche, daran heran zu kommen, doch das gelingt mir nicht, ich kann nicht hinaufklettern. Muss aufgeben - das Interview. Als ich dort ankomme, hat der Talkmaster eben gerade das Gespräch mit einem Schlusswort beendet. Ich wache auf.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen