Dienstag, 9. Oktober 2007
4.Oktober 2007
Das Fastenbrechen-Mahl im Lukmaan besteht aus traditionellen, aber nicht besonders reichhaltigen Speisen, Kichererbsen, etwas wie ein Rollgerstenbrei mit einer Hackfleischsauce, der oft noch überzuckert wird, grüne Bananen in Sauce, die ich deutlich weniger schmackhaft finde als die süssen Bananen in Kokosnusssauce, die man üblicherweise im Lukmaan essen kann. Überhaupt finde ich das Essen fade, schlecht gewürzt. Doch wen wundert das, ich könnte auch keinen Topf voll Essen kochen, ohne das ganze zu kosten. Nach diesem Essen gehen die Männer nochmals in die Moschee zum letzten Gebet. Viele gar für ein langes Gebet, das gut 1 Stunde dauert und eigentlich ein Aneinanderfügen mehrerer Gebetssessionen ist, keine Predigt. Danach, etwa um neun Uhr abends, bringt Ali mir Katlesi, gebratene Kartoffelstock-Fischrollen nach Hause, auch Früchte essen wir. Nach kurzem Schlaf wird die letzte Essenszeit am Morgen zwischen vier und fünf Uhr eingenommen. Gerade aufgewacht, schaffe ich es kaum, etwas in meinen Magen zu bringen. Süsser Gewürztee natürlich, Früchte wieder, Jogurt oder Müsli, der Ali hauptsächlich Brot und den Schweizer Käse, den ich mitgebracht habe. Datteln werden auch immer aufgestellt, die gelten als besonders gute Speise während dem Ramadan. Sicherlich weil diese im Lande Mohammeds, in den Arabischen Ländern, eine wichtige Rolle spielen.
Halb sechs Uhr früh, genau die richtige Zeit, um den Tag anbrechen zu sehen. Finster, noch wenige Leute draussen, doch die eifrig schwatzenden Vögel verraten den nahenden Tagesanbruch. Wenige - die hellsten wohl - Sterne noch am Himmel, erste Lichtspuren am östlichen Rand. Und dann geht es sehr rasch, plötzlich ist voller Tag. - Man spricht immer von den kurzen Sonnenuntergängen in den Tropen. Ich finde die kurze Morgendämmerung viel eindrücklicher. Die Stadt ist bis sieben Uhr wenig belebt. Katzen und arme Leute stöbern im Abfall der letzten Nacht, Frauen wischen die engen Gassen, Männer fahren mit Handwagen herum und laden den Abfall auf. Eigentlich unverständlich, dass trotzdem alles Ödland, überall wo Häuser eingestürzt sind, mit Abfall überhäuft wird, die Abfuhr funktioniert ja eigentlich.
Ich bin mit dem Fotoapparat unterwegs und sehe so viele Bilder – und bin dann immer enttäuscht, wie wenig meine Kamera sieht. All die feinen Kontraste gehen verloren. In den Forodhani Gardens umschwärmen mich merkwürdige schneeweisse Punkte. Erst habe ich das Gefühl, dies seien weissflockige Samen irgendwelcher Pflanzen. Bis ich dann feststelle, dass mich das Weiss verfolgt. Und gleichzeitig auch, dass es Insekten sind. Offensichtlich harmlose, sie stechen mich nicht, scheinen mich aus Neugier zu umschwärmen.
Dritter Fastentag. Heute bin ich sehr müde, könnte den ganzen Tag lang schlafen und fühle mich auch etwas schwindlig. Döse oft vor mich hin, in einem Zustand zwischen echten und Tagträumen. Ein Alptraum schreckt mich auf. Ich lebe zusammen mit Leuten – ich kenne sie nicht oder kann mich nicht erinnern - einzig ein Paar bleibt mir gut verhaftet. Hässliche junge Leute, doch sie haben eine gute, zärtliche Beziehung. Irgendetwas mit Kleider waschen, der Traum hat Lücken. Plötzlich stelle ich fest, dass ein Erdbeben losgeht, warum weiss ich leider nicht mehr, das Bild ist weg, doch das erwähnte Paar ist im Treppenhaus, es ist eine Kirche, obwohl sie überhaupt nicht so aussieht und wir dort wohnen, doch im Traum weiss man solches einfach. Genauso wie eine Person, ein Ort Bekannte sind, obwohl ihr Aussehen einen Lüge straft. Die beiden also sind durch das Treppenhaus in den Keller hinunter gegangen um etwas mit ihrer Wäsche zu machen und ich muss sie warnen. Sobald ich jedoch hinein gehe, kippt das ganze Gebäude weg (fällt merkwürdigerweise nicht in sich zusammen) und ich weiss, dass ich nun sterben werde – und erwache. Was soll ich von diesem Traum halten? Ali würde sicher sagen, dass Allah mir ein Zeichen gegeben habe, das ich einfach nicht sehen und akzeptieren wolle. Ich hingegen denke, das mich das Lesen des Korans mit all seinen Drohungen an die Ungläubigen, viele hitzige Diskussionen auch, ganz einfach beschäftigen – und deshalb in meinen Träumen weiter verfolgen.
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