Sonntag, 7. Oktober 2007
2. Oktober 2007
Ich schlafe sehr gut in Daresalaam. Obwohl ich häufig aufwache, die Fenster sind offen, die Geräusche nah. Hunde, Katzen, Zikaden und am Morgen Vögel. Auch das Telefon in der Lobby gleich hinter meinem Zimmer höre ich. Leute, die mitten in der Nacht laut zusammen schwatzen. Und erstmals fallen mir die Flugzeuge auf, die im Landeflug sehr nahe von hier vorbei fliegen müssen, doch es sind nur deren drei bisher. Immer wieder also wache ich auf. Und schlafe gleich wieder ein, viele Träume, eine bewegte Nacht. Erst als um halb neun Uhr morgens heftiger Wind durchs Zimmer streicht und dicke Regentropfen fallen, entschliesse ich mich, endgültig aufzuwachen. Es ist schon seit langer Zeit Tag hier und mein Taxichauffeur bittet mich per SMS, ihn anzurufen. Mein Flug sei um halb eins. Ankunft in Sansibar nach dem Mittagsgebet.
Inzwischen habe ich in dem wundervoll bewachsenen Garten voller exotischer Gerüche gefrühstückt, bin am Tisch gesessen und musste mich plötzlich aufraffen, noch zu schreiben. Bereits jetzt scheint es mir wieder möglich, einfach dazusitzen, den sanften Bewegungen der vielen, meist grossen und mannigfaltig geschnittenen Blätter und hängenden Blüten zuzuschauen. Den Raben auch, hier Kunguru genannt, mit tiefschwarzer Maske, Schnabel und Flügeln, der Hals ist erstaunlich blass gefärbt. Einfach so. Ohne zu wollen.
Trotz Verständigungsschwierigkeiten – seit drei Tagen (ausgerechnet!) funktionieren hier in Sansibar die SMS nicht mehr - stehen Ali und der Othmani pünktlich am Flughafen. Unser Haus ist sauber aufgeräumt, Böden und teilweise auch Wände neu gestrichen, die Farbe hält ja hier derartig schlecht......, den Pflanzen geht es nicht schlecht, haben mich wohl doch etwas vermisst, und der Kater ist grösser und auch etwas bhäbiger geworden.
Ich mache einen ersten Rundgang in der Stadt. Um diese Zeit war ich eigentlich selten unterwegs, vier Uhr nachmittags, Siestazeit, meist war ich da zu Hause am Kühlen. Heute jedoch treibt es mich hinaus, viele Wolken, es weht ein kühlender Wind, nur die Helligkeit habe ich unterschätzt, ich muss die Augen zusammenkneifen. Zuerst an die Strandpromenade. War wohl ein grösserer Sturm hier während meiner Abwesenheit? An manchen Orten sind die Quaimauern, unterspült bereits, weiter in sich zusammengebrochen. - Oder ganz normaler, fortschreitender Zerfall? Zerfall eben, wie er passiert, wenn man sich nicht um die Sachen kümmert. Es ist Ebbe, ich wandere über den Sand dem Strand entlang. Eine Abwasserleitung, die das Kanalisationswasser weit ins Meer hinaus führen sollte, scheint ebenfalls geborsten zu sein, es riecht unangenehm. Und dies gleich neben dem Fünfstern Hotel „Serena“. Auch die Forodhani Gardens sehen in meinen Augen - noch wenig belebt, keine Händler - besonders jämmerlich aus. Das Gras ist trocken gebrannt und dass die Tische und Stühle, grob zusammen gezimmert und schon längstens faul, am Abend noch Gäste tragen werden ist schwer zu glauben.
Beim „Blue“ dem ersten und legendärsten Touristen-Restaurant Sansibars – vor dem Park auf Stelzen ins Meer hinaus gebaut, die frühere Anlegestelle des Sultans – wird etwas gewerkelt, einige Ziegel ausgewechselt. Seit Jahren schon ist das Restaurant still gelegt. Steuerprobleme mit den Behörden, heisst es. Dafür hat ein Araber etwas weiter vorne im Park mit grossen Mitteln ein Gartenkaffe neu eingerichtet. Gutes, italienischens Gebräu gibt es dort – allerdings für die Einheimischen viel zu teuer. Ich setze meinen Spaziergang im Inneren der Altstadt fort, in den engen, beschatteten Gassen. Viele Leute begrüssen mich. Einige, wie eine alte Bekannte. Vorsichtshalber antworte ich ebenfalls freundlich. Obwohl ich lange nicht immer weiss, ob es sich nur um einen Verkäufer handelt, der mir irgendeinmal etwas verkauft hat, oder eben um jemanden, den ich kennen sollte. Doch, es ist ein schönes Gefühl, das die Leute einen nicht vergessen haben.
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