Sonntag, 23. November 2008

Sansibar, den 13. November 2008


In den Tropen ist man nie alleine – bereits den vielen, die Insel Sansibar bevölkernden Menschen auszuweichen, ist ein Kunststück. Doch angenommen, man schaffe dies, so ist man noch lange nicht alleine, denn auch unzählige Tiere möchten gerne unser Gut teilen. Ali hat mir erzählt, dass Ratten in den Dächern wohnten und dass diese den bereits recht dicken Stamm der Passionspflanze als Wendeltreppe von den Dächern herunter benutzen würden - ich zweifle da etwas daran. Doch beim Kochen höre ich häufig ein Pfeifen oben im Dach, besonders wenn es Käsetoast gibt, das scheint die Tiere auch hier extrem nervös zu machen. Und wirklich, während dem Nachtessen steigt dann fast täglich ein Tier denn Stamm hinunter, doch würde ich das eher grosse Maus, denn Ratte nennen. Ali regt sich auf, rennt dem Tier mit einem Stock nach, doch das findet jedes Mal rechtzeitig ein Versteck irgendwo. Ich finde die Tiere anfangs süss. Nur werden sie sehr rasch unflätig und kennen keine Tabus mehr. Einen Zutritt zu der vergitterten Küche müssen sie sich auch irgendwie geschaffen haben, denn am Morgen liegen die Abfälle überall verstreut. Und auf dem Brunnenrand entdecke ich Mäusekot, ebenfalls in einem Blumentopf, dessen Boden durchwühlt ist und dessen Pflanzen zu welken beginnen. Das geht mir doch zu weit. Ali denkt an eine Katze. Ich habe nichts dagegen. Obwohl mir die hiesige Rasse fast etwas zu anhänglich und aufdringlich ist. Und vor allem zu laut, hiesige Katzen brauchen ihr Stimmorgan viel häufiger als ihre europäischen Artgenossen, das scheint ein wichtiges Kommunikationsmittel zu sein. Doch für mich tönt das laute Miauen häufig wie ein nerviges Jammern.

Auch andere Tiere hier sind ungewohnt lärmig. Das Buschbaby, von dem ich kürzlich in der Nacht wenigstens deutlich einen buschigen Schwanz im Licht der Strassenlaterne davonhuschen sah, hat eine aufdringlich laute und vielfältige Stimme, die es ungeniert mitten in der Nacht gebraucht. Und die indischen Raben, zu einer Plage geworden, denn sie eliminieren den übrigen Vogelbestand, krächzen auch bereits zur Zeit des Morgenrufes des Muezzin ungehalten laut. – Da ist mir unser heimlicher und wohl in Vielzahl vorhandener Hausbewohner, oft kaum wahrgenommen, so diskret ist der, doch viel lieber. All die kleinen weisslichen Echsen, die Geckos, die sich absolut geräuschlos flink an Wänden und Decken fortbewegen und keine Laute von sich geben – mindestens keine, die von uns wahrgenommen werden könnten. Und erst noch Mücken und andere Insekten – unsere schlimmsten Feinde hier – vertilgen.

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