Mittwoch, 27. Februar 2019

25.Februar 2019

Gefühlte Temperatur heute 39 Grad, real 34, das reicht auch bereits. Nachdem es zwei Tage Regengüsse gab und anschliessend drei Tage kühlere Temperaturen, sind sie seit gestern wieder gestiegen, die Regenzeit hat noch nicht wirklich begonnen.

Fotos von Aisha Gothey
Hochzeitsfotos sind beliebt

Gestern Abend spreche ich mit Aisha, einer Inderin, Tochter aus reicher Familie, sie hütet einen Laden, verantwortlich auch für die Apotheke beim Markt im Moment. Fotografin eigentlich, sei sie. Sie mache das im Moment für ihre Brüder, denn die würden im Ausland weilen. Auch Videoarbeiten mache sie nun. Sie zeigt mir Werbevideos für Lodges und Restaurants, technisch perfekt, teure Kamera, das ist zu sehen, die Bilder sind scharf und gut ausgeleuchtet, doch gefällt mir dieser Werbestil überhaupt nicht. Ebenso wenig wie diese pompös modern eingerichteten Hotels, die offenbar dem Geschmack reicher Inder und Araber entsprechen, einer wichtigen Klientel hier auf der Insel. Ich sage ihr, dass ich auch Videoarbeiten mache. In dem Bewusstsein, dass sie mit meinen technisch-minimal gemachten Arbeiten wahrscheinlich ebenso wenig anfangen kann.  Doch bemerke ich, dass sie sowieso zu den Menschen gehört, die vor allem gerne von sich selber erzählen. Ich bin etwas enttäuscht, habe ich doch gehofft, in der  für hiesige Verhältnisse freien - sie lebt alleine - und gebildeten Frau eine potentielle Helferin für meine Projekte zu finden. Doch dazu sind unsere Mentalitäten sicher zu weit entfernt.


Maasai vor dramatischem Himmel
 
Bei all den Leuten, vor allem Frauen, mit denen ich bisher gesprochen habe - da waren auch intensive und interessante Gespräche darunter - stelle ich fest, dass es bei den meisten beim sprechen und versprechen blieb. Einfach werde ich hier wohl kaum zu gleichgesinnten und vertrauenswürdigen Leuten kommen. Vielleicht ist bereits „gleichgesinnt“ ein Paradox, wenn man so verschiedenen Kulturen angehört. - Ich muss aufpassen, dass mich meine Energie nicht zu rasch verlässt. Insbesondere bei der momentan unerträglichen Hitze.

24.Februar 2019

Aya Beach Lodge in Kizimkazi

Eine Premiere, ich bin stolz: Erstmals nach meinem Unfall steige ich wieder auf mein SUB. Wir fahren nach Kizimkazi an die Südwestküste zu Edy. Wie immer empfängt er uns freundlich in seiner Aya Beach Lodge. Es hat nun auch noch einen Süsswasser Pool und ich darf einen Bungalow benutzen.

mit Service, Das Personal pumpt mein SUB

Als die Sonne etwas tiefer steht getraue ich mich auf das Brett, was erstaunlich gut geht. Erst der Küste entlang südwärts, gegen den Wind, das braucht Kraft. Dann Liegen auf dem Brett, der Rücken geniesst das, das Schaukeln, passive Rückengymnastik, nehme ich an. Anschliessend wende ich das Brett zum Rückweg. Jetzt überholen mich die Wellen von hinten links, was viel anspruchsvoller ist, eine merkwürdig drehende Bewegung dauernd. Erst wäre ich fast ins Wasser gefallen.

Premiere ebenfalls für mich in Bezug auf Kleidung. Erstmals trage ich hier im Schwimmbad einen Bikini, wir sind schliesslich unter Touristen und Angestellten, die sich das gewohnt sind. - Wobei ich es nun auch in der Stadt lockerer nehme. Keine Trägerleibchen zwar, doch die Oberarme sind nicht immer bedeckt. Mir scheint, die Einheimischen haben sich unterdessen an sehr vieles gewöhnt, das ist nicht mehr wie vor 10 Jahren.


23.Februar 2019

Ich klopfe bei den Nachbarn, denn Salum hat gemeint, betreffend dem kleinen Park auf der Meerseite, den die Inderfamilie pflegt, da müsse ich mit den Frauen reden, der Mann, der habe dort nichts zu sagen. So spreche ich mit der Mutter. Doch, doch, reinigen, das fände sie gut, sie würde dort gerne ein Kaffee einrichten. Kein Problem, sage ich, Salum wollte das zwar auch, doch am wichtigsten ist, dass jemand den Ort besetzt. Maida schlafe noch, sie schicke sie später hinauf. Eine Stunde spreche ich mit der quirligen Tochter, die ich bereits vom letzten Mal kenne. Die Frauen müsse man Fragen! - Sie lacht. Die Mutter habe dort bereits ein Restaurant geführt, aber zu viel zu tun gehabt mit all den Kindern. Ihre Brüder seien nicht mehr regelmässig zur Schule gegangen, deshalb habe sie aufgehört. Und der Vater habe seine Schreinerwerkstatt, vom Eingangsbereich in die frei gewordenen Räume gezügelt. Sie selber suche eigentlich einen Raum, um Englisch zu unterrichten. Maida besucht jetzt die Musikschule, die ist gratis, von schweizer- und skandinavischen NGO’s gesponsert, sie möchte im Herbst an der Uni anfangen. Sie kümmert sich sehr um Umwelt, Erziehung, Tiere und Pflanzen. Wenn sie genug Energie hat mitzumachen, wäre sie eine wichtige Frau für mich. - Die Frauen hätten das Sagen im Haushalt. Überhaupt nicht wahr sei das! Sie wären die Handwerker, die ihren Garten mit Metallabfall und Glasscherben unbrauchbar gemacht hätten, auch liebend gerne los. Doch der Vater getraue sich nicht, das seinen Freunden zu sagen. - Das erinnert mich doch sehr an Salum. Diese Jobs werden von den Männern gerne delegiert.

Halbe Häuser werden nun auf unserer Baraja produziert.....

Der Abfall im Park entsorgt.

Mit Mgeni spreche ich in den Forodhani Gardens. Darüber, das Salum sich zu wenig um die Erziehung seiner Kinder kümmert, da sind wir uns einig. Mit dem jetzigen Kindermädchen ist Mgeni milder als ich, wahrscheinlich will sie sie einfach nicht verlieren, das ist ja so schwierig geworden. Doch ich finde, dass diese frühreife 18-Jährige aus Daresalaam, die dauernd an ihrem Handy herum knipst, nun wirklich nichts zur Erziehung der Kinder beitragen kann.

Montag, 25. Februar 2019

22.Februar 2019

Ich arbeite im TeaHouse oben, das Internet ist frühmorgens sehr gut, da muss man profitieren. Und höre immer wieder eine Katze klagend rufen, was ist wohl los, ich sehe von hier aus nicht auf die Gasse hinunter? Später höre ich ein Junges weinen. Nun ist Ruhe. Hoffentlich haben sie sich gefunden. - Leider nein, selbst spät am Nachmittag höre ich das Kleine, es wird meinen Schlaf stören, besser jetzt suchen gehen.
Abu bringt mir den Winzling, der ist ja noch kleiner als Jojo, was kommt da auf mich zu. 

Katzenmilch will er nicht - übrigens verschmähen auch alle übrigen Katzen sie. Katzen bevorzugen Kuhmilch. Zum Glück frisst der Winzling Dosenfutter. Ich sperre ihn in der Küche ein und gehe mit den Frauen in die Forodhani Gardens, es ist Freitag.
Als ich zurück komme, bringe ich das klagende Tierchen hinunter auf die Baraza. Es kriecht zu allen Katzen, nicht alle empfangen es freundlich, manche schon, doch sobald es Zitzen sucht gibt es einen Klaps. Eigentlich habe ich mit der Hilfe von Häxli und E.T. gerechnet, doch meine beiden Mädchen fauchen den Kleinen an, keine Mutterinstinkte, Rosso ist freundlicher, doch will er spielen und tapst den Kleinen mit der Pfote. Ich wäre so froh, eine Mutter für ihn zu finden. Plötzlich taucht ein kleines Weibchen auf und packt ihn im Genick, das sieht gut aus, obwohl diese Katze mir etwas gar fein erscheint, hat die überhaupt Milch? Ich folge den beiden. Nicht weit, bei meinem gross gewachsenen Nachbarn, der auch Katzen füttert, stellt sie den Kleinen ab. Hier hat es noch vier weitere Winzlinge, die nun alle auf ihr liegen, auch meiner, die Arme!
Die zwei ungleich grossen leuchtend grünen Punkte sind die Augen der jungen Mutter, die unter den 5 Kleinen fast ganz verschwindet.

Ich gehe nach Hause, Häxli und Rosso folgen mir, die waren eifersüchtig. So stolz, als Hauskatzen akzeptiert zu werden, wollen sie auch heute nicht hinaus, selbst wenn ich sie oben nicht füttere, lieber fasten.

Samstag, 23. Februar 2019

21:Februar 2019

 Das Wasser, das sich auf der Terrasse bis 10cm staut, dringt etwas in die Küche hinein. Macht nichts, wird wieder abfliessen, ich habe alle Geräte auf Betonsockeln montiert, das Wasser kann so keinen Schaden anrichten.

Am Morgen sitze ich auf der Baraza und füttere die Strassenkatzen, es werden jeden Tag mehr, auch Wasser kriegen sie, ich habe bemerkt, dass dies ebenfalls ein Problem ist für sie - ausserhalb der Regenzeit. Heute gibt es einen ersten grossen Guss, Donner sogar. Das wurde vorher angekündigt, die Leute wussten davon, offensichtlich sind nun die Prognosen besser.
Kein Trinkwasser also, ist ein Problem für die Katzen. So ziemlich alle Gefässe, die ich hinaus stelle, verschwinden nach kurzer Zeit. Ein Schälchen sowieso, rezyklierte Aluminiumschalen vom Takeaway, ebenfalls, diese Rohstoffe werden jetzt eingesammelt, damit kann man etwas verdienen, selbst aufgeschnittene Petflaschen oder kaputte Kanister finden sehr schnell neue Besitzer. So sitze ich halt dort, mit meiner Kachel und warte, bis alle Katzen getrunken haben. Von vielen Passanten kriege ich dafür lobende Worte, Good bless you. Eine junge Einheimische, Samira, sie arbeite in einem Büro beim Hafen, es hat immer mehr gut gebildete Frauen, meint, das sei sehr gut, was ich mache. Auch Hunden und Schweinen, selbst wenn die „haram“, also verboten seien, selbst denen müsse man Futter und Wasser geben. Allah habe das so gewollt. Ich beginne mit ihr zu sprechen, genau solche Leute brauche ich. Leute, die mir den Koran auf diese Weise auslegen, wir tauschen Adressen aus.


Ein doch recht selbstbewusster Kater mitten im Restaurant.

Auch um vier Uhr nachmittags war der Baobab Lukmaan bumsvoll, chaotisch, wie immer, doch das Essen okay und zu mir schaut man gut. Die Katzen hier sehen recht gesund aus, sind nicht aufdringlich und werden auch nicht von den Kellnern vertrieben. 
Nachdem ich am ersten Abend Othman im Kiponda Lukmaan getroffen habe - er wusste offenbar nichts von meiner Ankunft und hat mich wie ein Gespenst angestarrt - und Saum oft im Mkunazini Lukmaan gesehen, habe ich gedacht, das es wohl wieder einmal eine Rochade gegeben habe und sich nun Salum um den grossen und Othman um den kleinen Lukmaan kümmern würde, da man sich ja ausweicht, statt zusammen zu arbeiten. Othman sehe ich allerdings später doch auch wieder dort und Ajba meint, er sei immer noch der Alleinherrscher im Lukmaan. Auch Salum beklagt sich. Über alles müsse man stundenlang mit ihm diskutieren. Ich sage ihm, für mich sei es klar. Das Kind sei erwachsen geworden, wenn auch nicht in der Art, wie ich mir das gewünscht hätte. Doch immerhin, der erste Preis, den sie als bestes Restaurant mit „local food“ erhalten hätten, sei ja bereits etwas, vom Präsidenten persönlich empfangen. Selbst wenn durch Wahl über Social Media, immerhin zeige das, dass eine Mehrheit der Sansibari den Lukmaan gegenüber der wachsenden Konkurrenz bevorzuge. Im Moment. Für uns Zeit, etwas Neues anzufangen.

20.Februar 2019




Muhammad erzählt mir von den Mühen bei seiner Arbeit. Im Herbst 2020 seien wieder einmal Wahlen, die Politiker seien bereits jetzt daran, sich in Position zu bringen. Er erwarte nicht Unterstützung von denen, doch wenn sie - sobald dies ihnen nützlich scheine bei ihrer Wählerschaft - ihm als Chefbeamten in den Rücken fielen, dann sei das natürlich schon frustrierend. Eigentlich sei abgemacht worden, dass ein bestimmtes Gebiet unbebaut bleibe, weil dort eine Verschmutzung der Grundwasserreserven drohe.  Und nun sei doch einer dieser Minister plötzlich umgeschwenkt, weil seine Wählerschaft dort bauen wolle. Auf ewig bleibe er nicht hier auf seinem Posten. - Er müsse, meine ich, man brauche Leute wie ihn, was wäre, wenn alle das Schlachtfeld verliessen? Vielleicht komme ja auch einmal eine bessere Regierung bei der nächsten Wahl. Alle sind im Moment pessimistisch - wobei sie das immer sind in Bezug auf Politik und Ökonomie - offensichtlich ist die Regierung wieder einmal extrem gierig. Alle klagen über Steuern und Abgaben, das beginnt die Wirtschaft zu erwürgen, was mit all dem Geld gemacht wird, das sieht man nicht.

Salum erzählt mir später, als wir über die Eingabe der Baubewilligung für das neue Haus sprechen, das sei einer der Gründe gewesen, weshalb der Muhammad die Stadtverwaltung verlassen habe. Er habe verlangt, dass die Architekten, die die Bauprojekte überprüfen würden, nicht gleichzeitig auch die Eingaben machen dürften, da dies ein Interessenkonflikt sei, sich selber kontrollieren. Das habe man aber dort nicht gewollt. Deshalb würden wir auch diesmal wieder einen Verbindungsmann in der Stadtverwaltung bezahlen müssen, damit er die bereits existierenden Pläne unter seinem Namen, eingeben könne. Anders geht das nicht.



Donnerstag, 21. Februar 2019

19.Februar 2019


„Mlima wa takataka“, repetiere ich auf dem Swahili-Lernprogramm, das leider Internet benötigt und das ist so-so-la-la, irgendwie braucht dieses Zeugs auch Batterien, meine Geräte sind dauernd leer. Wörtlich heisst das „der Hügel von Abfall“, übersetzt im Programm als Kompost. Das zeigt bereits vieles: Pflanzliche Überreste sind Abfall. Im kleinen Park, auf der Meerseite - die Bäume gedeihen sehr gut, das ist eine Freude, hat die Inderin, unsere Nachbarin, alle Bodenpflanzen ausgerissen. Geblieben sind Glasscherben und scharfe Metallstücke zwischen den Bäumen.  Auf der Hinterseite des Hauses wurde das grosse „Terrain vague“, das seit Jahren unbebaut ist und als Abfallhalde dient, ebenfalls von dem Pflanzenbewuchs befreit. Was man jetzt viel besser sieht ist dies, was ICH Abfall nenne. Beidseitig nun viel Staub, es ist Trockenzeit, der Pflanzenbewuchs hat das gemildert. Keine Ahnung weshalb immer diese Wut, alles was grün ist zu roden. Auf der Rückseite befreie ich das Stück Land entlang der Gasse vom Abfall und deponiere hier des nachts kleingeschnitten die Pflanzen, die ich auf meiner Terrasse roden musste, weil sie dort drohten, alles zu überwuchern. Hier unten werden sie dies kaum tun, doch ich hoffe, dass es unter den Pflanzenresten keimt und grün wird.
Ich habe diese Pflanzen auf einer benachbarten Dachterrasse mitgenommen. Sie wuchsen dort bescheiden in Blechbüchsen, ich dachte, dann überlebe wenigstens etwas bei mir, doch mit guter Erde und Wasser haben die rasch alles überwuchert.


Während meiner 9-monatigen Abwesenheit ist auf meiner Terrasse alles gewachsen wie verrückt. Salum hat gut geschaut und gegossen. Allerdings hätte man auch etwas züchtigen müssen. Pflanzen, wenn bewässert, müssen hier regelmässig geschnitten werden. Die Samen von Datteltomaten, die ich vor vier Tagen ausgesät habe sind bereits gekeimt, und bei den Platanenstecklingen, die ich mitgebracht habe, öffnen sich erste Blattknospen. Nun versuche ich geduldig auf Shabani, den Baumschneider, zu warten, er muss mir dringend helfen mit Umtopfen, sonst mache ich wieder alles selber, was meinem Rücken gar nicht gut tut. „Pengine kesho“, vielleicht morgen.

18.Februar 2019

E.T. erkundet meine Wohnung

Die Mädchen sind halt einfach cleverer als die Buben, das ist offensichtlich. Die Katze E.T., frech und eigensinnig wie immer, immer noch eine Diva, Häxli zu Beginn zwar extrem ängstlich - mit riesigen Augen hat sie mich angestarrt - doch bereits nach zwei Tagen hat sie begriffen, dass von mir nichts Schlechtes zu befürchten ist. Ich denke überhaupt, dass der Rosso, die beiden sind ja unzertrennlich, beziehungsweise folgt ihr das Männchen überall hin, diese Schreckhaftigkeit auf sie übertragen hat, am Anfang war die überhaupt nicht so. Der Rosso ist ein furchtbarer Angsthase und war das von Anfang an. Wenn der flüchtet, dann steckt das an. Alle drei haben nun bereits meine Wohnung oben erkundet, Rosso wie immer vorsichtig. Das ist bei ihm der Charakter. Ein hübscher Kerl, aber eben wirklich kein Held. Die E.T. ist sehr selbständig, oft allein unterwegs und kommt schmutzig nach Hause zurück, keine Ahnung, wo sich das böse Mädchen herum treibt. Und immer wenn sie hinein kommt gehen die beiden zu ihr und sie leckt ihnen den Kopf. Ich nehme an, eine Art Mutterinstinkt. Die anderen beiden reiben sich zwar aneinander, doch lecken tun sie sich nicht.
Rosso schätzt ein Schälchen Milch
Häxli singt mir etwas vor.

Und die Stimmen. Häxli kann ja ganz wunderbar piepsig flöten, wenn sie zufrieden ist und etwas mitteilen will, die Dreifärberinnen sind allgemein recht stimmgewaltig. E.T.’s Stimme ist auch hoch, aber weniger variabel und wird selten gebraucht, während der immer noch sehr fein gebaute Rosso eine tiefrauchig männliche Stimme hat, was schlecht passt. Der ist bereits als Baby mit speziellem Miauen aufgefallen. Die ersten Tage bei mir hat er ganz merkwürdig quakend geklagt, das hatte etwas von einem Frosch, die Stimmbänder rauh vom vielen Weinen. Zum Glück hat er das dann bald einmal aufgegeben. 

17.Februar 2019

Bei den komorischen Nachbarn vis-a-vis ist es ruhig geworden, keine Kinder mehr, wohnt wieder eine alte Frau alleine dort? Dafür ist es in der Moschee auf der anderen Seite geschäftiger, Salum erklärt mir, das es immer mehr Kinder habe, ein zweites Stockwerk wurde eingebaut.  Auch gäbe es nun viele neue türkische  Privatschulen. Die seien gut, das seien Anhänger von Gülen, die sich nun hier in Sansibar ausbreiten würden. - Früher habe man in der Koranschule den Koran aufwändig gelernt, weder verstanden noch interpretiert, meint Muhammad am Abend, geschadet habe das so nicht. Heute sei das anders, da würden die Kinder auch gleich noch indoktriniert. -Und die Schulen von Gülen? - Davon hält der Muhammad nichts. Erdogan sei ein Opportunist. Aber  wenigstens kein verkappter Mullah wie der Gülen. Klar habe der den Staatsstreich geplant und sicher sei man bei den anschliessenden Säuberungen zu weit gegangen, doch lieber Erdogan als Gülen. Muhammad hat lange Jahre in der Türkei studiert, später in Paris. Er selber sei zur Zeit des Putsches in der Türkei gewesen. Die Bevölkerung habe sehr zu Erdogan gehalten gerade danach. - Irgendwie habe ich das bei uns anders wahrgenommen. Es ist immer interessant, die Ereignisse aus einer anderen Perspektive zu sehen. - Und diese Schulen von Gülen, die habe doch der Erdogan überall auf der Welt konfisziert oder zu konfiszieren versucht, das sei besser so. Drei Uhr nachmittags, 34 Grad am Schatten, die Hitze drückt, selbst die Kinder, die nebenan den Koran auswendig lernen nerven mich. Zu heiss um zu denken, zu heiss um etwas zu machen, zu heiss aber auch für mich um zu schlafen. Da beneide ich die Katzen, die seit Stunden faul herumliegen.

Häxli und Rosso machen Siesta. Wo wohl?

16.Februar 2019

Gestern Abend, als ich nach Hause kam, schaute ich im Erdgeschoss bei den Katzen vorbei. Auf der Barazaseite kam plötzlich eine weisse Katze mit schiefer grauer Zeichnung im Gesicht, miauend auf mich zu gerannt. Ich erkenne die junge Katze, die in den Käfigen des Tierarztes eine Nacht verbrachte, und sich dort  zwischen den Stäben den Kopf einklemmte, Salum hat sie frühmorgens befreit. Anschliessend ist sie etwa eine Stunde erschöpft auf meinem Schoss gelegen, kastriert haben wir sie nicht, sie hatte bereits grosse Zitzen. Anschliessend waren wir Freunde und offensichtlich erkennt sie mich immer noch, sie ist extrem anhänglich, was mich zu Tränen rührt, hab ich doch ein schlechtes Gewissen wegen dieser misslungenen ersten Aktion Dr. Ramas.



Im Emerson Hurumzi Hotel kauft man die Blumentöpfe am gleichen Ort wie wir, gleich minabel ist auch die Qualität, im Park Hyatt Hotel sind sie aus Plastik und vermutlich aus China - so wie das meiste an diesem 5-Sternhotel nur Schein ist - und im Serena Hotel will der Gärtner mir zeigen, wo Töpfe einkaufen - wir brauchen neue - an der Strasse zum Flughafen, meint er. Dort gibt es mehrere Handwerker, die primitive Betontöpfe giessen.


Gute Blumentöpfe sind kaum erhältlich. Diese sind aus Beton, sehr schwer und
zerbrechen immer nach kurzer Zeit, es bräuchte einen Lehmofen hier,
damit diejenigen aus Ton gebrannt werden könnten.

Am Morgen ist es angenehm kühl, der Wind bläst aus Nordost, doch ab Mittag brennt die Sonne gnadenlos nieder. Um vier Uhr komme ich verschwitzt nach Hause, ab ins Bad, das Lavabo ist wieder einmal verstopft. Das Siphon ist derartig schlecht montiert, dass das höchstens ein Schlangenmensch öffnen könnte. Salum meint, er werde das machen, doch wann? Alle zwei Minuten ein Telefon von Leuten, die etwas von ihm wollen, ich beschliesse, das abgekürzt selber zu tun. WC-Reiniger, nach 10 min 2 Liter kochendes Wasser, das ganze zwei Mal hinter einander, dann mit dem Saugstöpsel, so schaffe ich es. Auf afrikanische Art. Sanitärinstallateur kenne ich keinen brauchbaren hier.

Im Lukmaan kriege ich viele Komplimente, nebst den Kellnern finden auch zwei junge Frauen vom Festland, meine kurzen Haare seien wunderbar. Antik sähe ich aus, meint die eine, sie hat wohl ein Wort verwechselt, aber eben, schön, so lebhaft, meint sie, das tut gut. Mit der zweiten spreche ich länger, von Kilimanjaro komme sie, habe lange Jahre dort mit Taubstummen gearbeitet. Ein kleines Projekt geleitet, wo Frauen Kleider und Dekorationen für Touristen produziert hätten. Nun sei sie etwas ausgelaugt, brauche Neues, so sei sie nach Sansibar gekommen. Wir tauschen Adressen aus, vielleicht könnte sie mir einmal nützlich werden.


ein nächster Kandidat? Freundlich, die Leute neben dem Markt kümmern sich
 um das Tigerli, aber es lebt an einem gefährlichen Ort.


Auf dem Nachhauseweg sehe ich ein hübsches kleines Tigerli, mit dunklen Streifen und weissen Füssen. Ich kann nicht widerstehen, es ist so süss, es kriegt etwas Futter, am liebsten hätte ich es mitgenommen. Doch es ist sauber und gesund, da schaut sicher noch eine Mutter dazu.

Samstag, 16. Februar 2019

15.Februar 2019, Sansibar

Merkwürdig ruhig ist es die ersten zwei Nächte, nur kurz etwas Disco Musik zum Sonnenuntergang, das muss eine dieser immer zahlreicheren Hotel- und Restaurantdachterrassen sein, weder der alte Yemenit, der ab und zu spät nachts furchtbar laute Musik seiner Heimat lauschte, noch der alte Araber, der nächtlich Koranrezitationen aus dem Radio benötigte - was sogar Salum genervt hat - melden sich. Die Nächte also ruhig, und tagsüber nerven mich einzig die Handwerker, die auf unserer Baraza Aluprofile schneiden, zusammen fügen und verglasen, das Geschäft mit den Vitrinen läuft extrem gut, vom Standpunkt der Hygiene her zu begrüssen, doch die müssen weg. Ich beschliesse, den Muhammad, den Chefplaner zu treffen. Er meinte kürzlich, das traditionelle Handwerk müsse in der Altstadt bleiben. Damit bin ich einverstanden, die Schreiner und Holzschnitzer stören wenig, selbst wenn sie heute bevorzugt mit Maschinen arbeiten. Doch schneiden von Metall ist etwas anderes und hat absolut nichts mit Tradition zu tun. Weg in die Industriezone, die Muhammad hoffentlich auch irgendwo geplant hat, nicht einfach in die Aussenquartiere. Das Problem nur: Die arbeiten auf der Strasse und habe nur ein winziges Räumchen beim Nachbarn, in dem sie des nachts ihr Material lagern. Doch auch für solche Modelle müsste es in einer lokalen Industriezone Platz haben. 


Der Muezzin übt sich ein mit dem Lautsprecher, heute ist Freitag. Mir fällt auf, dass die Lautsprecher generell leiser geworden sind und dass beim Weckruf früh morgens alle Muezzins ungefähr zur selben Zeit rufen, ein einziger tut dies mit etwa 20 Minuten Verspätung. Das sind wohl auch Auswirkungen der allgegenwärtigen Handys, die Zeit ist definitiv auch in Sansibar angekommen.

Unseren Katzen geht es gut, Charmaine, die eben zwei Monate in der Erdgeschosswohnung gewohnt hat, rühmt Salum, der kümmere sich sehr um sie. Doch einzig E.T. ist noch zutraulich, sogar frech, ein witziges Tier. Häxli und Rosso lassen sich nur streicheln während sie fressen. Häxli ist wirklich sehr ängstlich geworden, was hat sie wohl unterdessen alles für Erfahrungen gemacht? In den Gassen sehe ich recht wenige Katzen, vor allem jüngere, das ist merkwürdig, bisher habe ich keine meiner täglichen Gäste getroffen im Quartier. Das stimmt mich nachdenklich, sind alle gestorben, oder umgebracht worden? 


Mein Handy funktioniert bereits wieder, ich habe Internet, Easy Pesa macht alles so einfach. Ich frage Salum, ob er mir sagen könne, wie ich nachschauen müsse, wieviel Kredit ich noch habe, ich hätte dies vergessen. - Nein, könne er nicht, meint Salum. - Ob er denn jedes Mal einen der jungen Kellner frage, dies für ihn zu tun? - Nein, meint Salum, er warte einfach, bis das Telefon nicht mehr gehe, dann wisse er, das der aufgebraucht sei. Natürlich, denke ich, was sind wir Mzungus auch für umständliche Wesen!

13.Februar 2019, Reisetag

Viertel vor neun, noch gut eine Stunde bis zum Abflug, am Tisch gegenüber sitzt ein Holländer, der mit typischem Akzent Deutsch spricht, Englisch auch, dies mit der „Honey“, furchtbar, Kopfhörer, wie viele Telefongespräche will der noch führen? Vielleicht hätte ich doch besser, statt in das Café auf dem Gate, in die First Class Lounge gehen sollen, wie mir das beim Einchecken empfohlen wurde. Da wäre erst noch alles gratis gewesen - gratis ist unterdessen im Flughafen das Internet auch hier. In die Frist Class Lounge ging ich nicht, weil ich in Doha, ohne business classTicket, aber mit einem Lounge Pass von der Credit Suisse, vom Türsteher schnöde abgewiesen wurde. Offensichtlich gibt es verschiedene Lounge Klassen, da muss man sich auskennen.



Der Flughafen in Zürich ist nun bestens organisiert, der Holländer versucht sich auch noch in Schweizerdeutsch, „mau luägä“, dä Schnuri, hört denn der gar nie auf? Direkt vom Zug und eine Rolltreppe hoch kann man bei der Swiss nun einchecken, ein Grund mehr Swiss zu fliegen. Passkontrolle, automatisch, das Dokument wird gescannt, auch meine Augen. Anstehen nirgendwo, obwohl doch sehr viele Leute aus dem Zug ausgestiegen sind - nun spricht er auch noch über Ferien in Kanada und zappelt mit den Beinen, wirklich ein extrem nerviger Typ. Wozu er sein MacBook aufgeklappt hat ist nicht ersichtlich, vermutlich, dass man es sieht. Auch die Sicherheitskontrolle passiere ich erstaunlich einfach, habe ich doch Angst gehabt wegen der Impfstoffe, die ich in einem Kühlbeutel transportiere, dessen Gel bestimmt mehr als 100ml wiegt.

Später, im Flugzeug, verspüre ich erneut eine Unsicherheit. Ich sitze erstmals in dieser Klasse und begreife nicht, wie die Sitzeinstellung hier funktioniert. Ist der komplizierte Schalter wohl vor dem Abflug blockiert? Die Stewardess ist sehr nett, ich wähle Wasser statt Sekt, und die Impfstoffe werden problemlos im Kühlschrank aufbewahrt. Das heutige Menü, vom Starkoch der „Cheesery“ in Gstaad kreiert, verspricht Grosses und die Decke ist flauschig, ich finde es kühl. Platz für die Beine, eine Ablage neben mir, leider Richtung Fenster und nun begreife ich auch weshalb, man sitzt diagonal verschoben, so stört man sich nicht beim Liegen, alles extrem gut konzipiert.



Die Alpen, verzuckert, scharf die Grate, die mir helfen zu verstehen wo ich bin, Schatten um 11Uhr früh immer NW. Inzwischen bereits über dem Meer, etwas Wolken, lustige Formationen, das Blau des Meeres, ich habe Zeit zu schreiben, dieser Rausch immer, sobald unterwegs. Unterstützt vom Gin Tonic, den mir die Stewardess bringt. Wunderbar das Fliegen, noch immer. Habe ich doch befürchtet, mein erstes Flugerlebnis nach dem Absturz letzten Juli, könnte auch unerfreulich sein. Bereits serviert man das Entree, eine Terrine mit Crevetten und Gurkengazpacho, selbst die Salatsauce im Glas. Weisses Tischtuch und Stoffserviette, die Vorspeise ist sehr gut, etwas mehr südlich als gewohnt fliegen wir, mitten über der Adria. Brindisi werden wir noch streifen, das dunkelblaue Meer ist aufgewühlt, weisse Krönchen, etwas schade, ich fliege lieber über die exjugoslawische Küste. Der Engländer auf der Gangseite meckert, was meint der eigentlich, ich bin rundum zufrieden, toller Service, jetzt gerade eine unangekündigten schlimmere Turbulenz, doch das Geschirr fliegt noch nicht herum, wie zu erwarten sieht man überhaupt nichts davon in der Luft. Nun streifen wir Brindisi, breite Schaumstreifen vor der Küste, es hat wohl auch hier oben etwas viel Wind. Das Flugzeug schüttelt sich, doch fahren die Stewardessen fort mit Servieren. Zum Hauptgang wähle Poulet mit Ingwerkarotten und Kartoffeln. Die Sitzeinstellung funktioniert übrigens nun auch perfekt. Eine geschlossene Wolkendecke, es wird ruhiger, durch ein Wolkenloch sehe ich Land. Bereits eine Insel vor der griechischen Küste, nun sind wir nördlicher als gewohnt. Zum Käse verlange ich ein Glas Rotwein, die Wahl nun, zwischen argentinischem Malbec, einem Bordeaux oder Schweizer Pinot, rechts unter uns liegt Olympia, verborgen unter den Wolken. Im Mittelteil des Flugzeuges ein Paar in meinem Alter, Hochdeutsch sprechen Sie, dass sie ein Paar sind, merke ich erst jetzt, sie sprechen zum ersten Mal zusammen. Sie spindeldürr, verschmäht Käse und trinkt Wasser, auch das Dessert nimmt sie nicht, darin sind wir uns einig. Wir überfliegen die Westspitze von Kreta. Zum zweiten Mal gehe ich auf die Toilette, der Arzt hatte wohl recht, die Antibiotika wirken erst nach zwei bis drei Tagen, Meer unter dem Flugzeug, ich freue mich auf mein Siesta im Bett. 12:57 Ortszeit, bei Tobruk erreichen wir die ägyptische Küste. Mein Herzt klopft wie wild, warum wohl? Zum Glück weiss ich, das es gesund ist.



Die Siesta ist wunderbar, der Sitz, der stufenlos vom Fauteuil zum Bett wird, ist genial. So kann man sich bestens erholen. Um 14:30 erwache ich wieder, gerade rechtzeitig, um Abu Simbel und den Nasser Stausee zu sehen. Gut sichtbar sind nun die felsigen, im Sand etwas versunkenen schwarzen Gebirge östlich des gestauten Nils. Um 15 Uhr überfliegen wir einen sehr ähnlich aussehenden etwas kürzeren See. Er ist gegen Süden hin aufgestaut. Ich sehe, dass wir uns nun nördlich von Karthoum befinden. Mehr als die Hälfte des Fluges ist vorbei und ich fühle mich bestens erholt. Über sandigem Boden neckische weisse Wölklein, die sich später zu lockeren Wolkenfeldern verbinden, immer noch befinden wir uns über Sand. Die Schatten der Wolken liegen weit östlich, 17 Uhr Ortszeit, wir haben zwei Stunden gewonnen, die Sonne steht bereits sehr tief.



Eine knappe Stunde Zeit zum Umsteigen in Nairobi, dieser Flughafen ist seit dem Brand vor rund acht Jahren chaotisch geblieben. Als Business Passagierin werde ich vom Flugzeug direkt mit einem Minibus zum Transitgebäude gefahren. Weshalb es hier Fingerdocks gibt weiss ich nicht, bisher wurde noch nie eines benutzt. Im Transitgebäude zuerst wieder durch den Sicherheitscheck. Ich gebe mir nicht die Mühe etwas zu erklären, die Medikamente bleiben verpackt, von den 5 Leuten bei der Kontrolle bemerkt niemand etwas Ungewöhnliches, diese Art Terrorismus scheint in Kenia unbekannt zu sein. Am Gate 15 rase ich vorbei, es biegt mitten in der Duty Free Zone rechts ab. Nun bin ich im Bus, der mich wieder irgendwo ins Dunkel hinaus fährt. Dort wird ein Flugzeug stehen, ich habe es geschafft.
Das Flugzeug der Precision Air hat rund 70 Sitze, den Typ sehe ich nirgendwo, Flügel oben angeheftet, Propeller, von den Plätzen besetzt sind gerade einmal acht. Die Maschine hat sicher bessere Zeiten gekannt, Barton Fink lässt grüssen, doch die Sessel sind bequem und zum Glück hat der Pilot eine optimistische Stimme als er meldet „ready for starting“. Das Flugzeug ist laut, aber die Luft bleibt ruhig, so döse ich vor mich hin, es geht ja nur anderthalb Stunden.