Wie
abgemacht, stehe ich um neun Uhr morgens vor dem Malindi House und sehe, dass
bereits eine ganze Gruppe von Handwerkern vor dem Haus herum sitzt. Mein Plattenleger
ist allerdings noch nicht dabei. Ich bereite ihm seine Arbeit vor und gehe dann
ins nahe gelegene Mercureys, das wird sicherlich mein Stammlokal werden - ist
es schon - einen Kaffee trinken. Viele der Fotos vom Meer habe ich übrigens aus
diesem Restaurant aufgenommen, jetzt mit dem angenehmen Nordostpassat ist es am
Morgen perfekt kühl dort. Schon wieder läuft ein Fährschiff nach Daresalaam
aus. Viele neue Boote. Kleiner als die früheren, dafür, scheint mir, verlässt
nun bald im Stundentakt ein Schiff den Hafen Richtung Daresalaam, jetzt gerade
die Kilimanjaro IV. Da gab es doch diese erste Kilimanjaro, das ist auch noch
nicht lange her. Ein grosses Schiff und eine Fehlkonstruktion, die musste mit
Wassertanks auf dem Deck stabilisiert werden. War sie es wohl, die auf dem Weg
nach Pemba gesunken ist? In den vergangenen zwei Jahren gab es zwei grosse
Fährunglücke bei Sansibar. Ein Schiff ist in der Meerenge zwischen Sansibar und
Pemba gesunken, einer immer aufgewühlten See, Unwetter sogar sei damals gewesen.
Das zweite Unglück passierte direkt im Hafen von Sansibar. Eines dieser flachen
Fährschiffe, die normalerweise am Strand landen, sei in den Hafen dirigiert
worden, viele Passagiere darauf, wo dies eigentlich auf diesen Schiffen gar
nicht erlaubt sei, die hätten kontrolliert werden sollen. Im tiefen Hafen dann
ist das Schiff beim Aussteigen der Passagiere umgekippt, praktisch alle
Insassen sind ertrunken. – Jetzt sehe ich im Hafen nur noch zuverlässig
aussehende neue Schiffe und mache mir keine Sorgen, nächstens nach Daresalaam
zum Einkaufen zu fahren.
Gleich östlich des Mercureys beginnt der eigentliche Hafen, normalerweise nicht unbedingt eine attraktive Angelegenheit, hier jedoch, bezaubert mich dieser Ort völlig, stundenlang könnte ich zuschauen. Erst die Anlegestelle für die Fährschiffe, dahinter dann ein Quai an dem nun wieder grosse Containerschiffe entladen werden können, beziehungsweise ein einziges aufs Mal. Direkt vor dem Restaurant und Richtung Westen, den Forodahni Gardens, ein kleiner Sandstrand, am Abend immer bevölkert von Einheimischen, davor dümpeln Fischerboote im Wasser, ab und zu fährt ein Dahu Richtung Shanganispitze, heute mit dem guten Wind flitzt es gar und hüpft über die Wellenberge.
Dann wieder
dieses wunderbare Gefühl in mir, das ich schwer beschreiben kann. Das
Schwebende, das leicht Entrückte, das mich überkommt. Das grelle Licht, die
tiefen Schatten, der schwüle Wind, ein Film, ich Beobachterin, alles irgendwie
in Zeitlupe abgespult jedoch nicht im geringsten langweilig, ein Gefühl des
Wohlseins, des nicht mehr Bedürfens, das sich ab und zu bei mir
auf Reisen einstellt, häufig hier in Sansibar. Die Zeit hat keine Bedeutung
mehr. Überhaupt nichts hat mehr Bedeutung, einfach sein.
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