Freitag, 17. Januar 2014

14.Januar 2014









Vom Verhältnis der Leute hier zu Materiellem. Ich ärgere mich darüber, dass die Fundis absolut keinen Respekt für die Arbeit ihrer Kollegen haben. Der Maurer schmeisst seinen Zement ohne Rührung in einer Art, dass die neuen Holzarbeiten, die Dächer ebenfalls, bereits vor Gebrauch gänzlich verschmutzt sind und mühevoll gereinigt werden müssen. Kein Respekt vor der Arbeit der anderen? Vielleicht sogar: Kein Respekt vor Materiellem im Allgemeinen. Die Leute hier schauen auch zu ihren eigenen Sachen schlecht, da ist der Moddy ein Paradebeispiel dafür. Kleider, Autos, fast alles und von den meisten Leuten, wird ohne jegliche Sorgfalt gebraucht. Man versteht nicht recht, was wir Mzungus für ein Theater machen, wenn etwas kaputt geht. - Sicherlich führt dies zu einem grossen Missverständnis zwischen unseren Kulturen. Und gewiss ist dies ein Hindernis für jegliche Zusammenarbeit, das beginnt bei der so häufig absolut nutzlosen, nicht nachhaltigen Entwicklungshilfe. Wie man es besser machen könnte, das weiss ich auch nicht. Einzig vielleicht, dass man Leute wie Salum, allgemein Sansibaris, die lange im Ausland gelebt haben, fördern und unterstützen sollte. Sorgfalt ist ein Verhalten, das erlernt werden kann.

Vorausschauen ebenfalls. Und damit das Bewusstsein, dass Unterhaltsarbeiten billiger sind, als der komplette Wiederaufbau oder Neukauf. Auch dies scheint man lernen zu können. Kulturell und historisch bedingt ist es natürlich anders. Die Häuser wurden nicht für Generationen gebaut, die Lehmhütten mit Palmblattdächern, die mussten sowieso regelmassig wieder neu aufgebaut werden, die Natur hier mit Hitze und heftigen Niederschlägen, mit dem vielen Ungeziefer auch, dass sich irgend einmal einnistet, die ist unbarmherzig. Auch lese ich irgendwo, dass eine Hütte, wenn der Besitzer verstorben, nie neu besiedelt wird, sondern aufgegeben, dem Zerfall überlassen. Wie soll man da zu unserem Verständnis von Dauerhaftigkeit kommen?

Heute nimmt mich Salum mit zu dem Ort, wo er den „lime“ herstellt, ein spezielles Kalkgemisch für die Pflasterung der Fassaden. Das muss mindestens 6 Monate reifen, Silvano meint, die alten Römer, die hätten gar 2 Jahre gewartet vor dem Gebrauch.
Salums Bruder, der Ustazi, hat sein Haus verkauft und sich ein neues Stück Land gekauft. Mir gefällt die Gegend besser, grüner noch, doch rückt die Stadt auch hier unablässig näher, letzte Palmenhaine verschwinden und der holprige Weg bis zu einer befestigten Strasse ist enorm weit. Zum Glück haben wir unseren electronic punda, unseren motorisierten Lastesel, wie ich ihn nenne. Die meisten Sansibaris würden meinen Vergleich übel nehmen. Salum versteht, ich finde den Suzuki ein geniales Gefährt.
Ein Haus mit zwei Räumen wurde auf dem Land erstellt, einen dritten Raum werde es bald brauchen, meint Salum, einen Raum für die Eltern, einen Raum für die Mädchen und jetzt wo der Sohn grösser werde, brauche es auch noch einen Raum für die Männer. Das Gehöft sieht etwas provisorisch aus mit all dem Wellblech, kunstvoll auch, finde ich, mit den zinnenartig geschnittenen Stücken, Zufall meint Salum, nicht Dekoration, das sei das alte Dach des Malindi Hauses, da habe es eben schräg geschnittene Dachkanten gegeben. Drinnen Hühner, keine Pflanzen, die würden von den Hühnern alle gefressen meint man. Warum werden die nicht eingesperrt? Salum befindet, dass seine Verwandten eben faul und keine Bauern seien. Statt Gemüse, Bananen und Papayas zu pflanzen, was auf dem fruchtbaren Boden hier einfach wäre, gäben die lieber die Hühner schuld.

Die beiden Frauen sind äusserst nett, erinnern sich noch gut an mich und begrüssen mich herzlich. Jung aussehend immer noch, finde ich, die Frau und ihre ledige Schwester sind um die 40, die sehen kaum älter aus als die 12-jährige Pflegetochter, vielleicht macht das auch der extrem zierliche Wuchs. Die Ehefrau darf ich nicht fotografieren. Warum, frage ich? Der Mann wolle das nicht, deshalb, nicht Religion sei das. Das Grundstück ist mit einem Wellblechzaun in zwei Flächen geteilt, im vorderen Teil ist die gemauerte Grube, in der das Kalkgemisch zubereitet und gelagert wird. Wir holen wieder etliche Kübel davon, damit die Maurer weiter arbeiten können.

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