Gestern Mittag begann es zu regnen. Kein typisch heftiger Sansibari Regen gefolgt von Sonnenschein. Feines Rieseln, zwischendurch ein Guss, doch auch viele trockene Abschnitte. Mühsam sind die finsteren Wolken, die über der Insel hängen. Nun ist es selbst tagsüber in den Häusern kaum hell genug, als dass man normal lesen und arbeiten könnte ohne Licht. - Ohne Strom kein Licht, wir sind nun am siebenten Tag, no news, nur immer viele Gerüchte. Eine ganze Ladung grosser Generatoren will auf einem Fährschiff in Dar es Salaam gesichtet worden sein. Auf dem Markt beginnen die Strassenverkäufer endlich billige chinesische Petrollampen zu verkaufen, wo ich doch heute auf der Suche nach einem Regenschirm bin. Falls der Regen ein paar Tage andauern sollte, dann würden dann alle Verkäufer plötzlich nur noch Regenschirme verkaufen - so ist das eben hier. In tiefer Nacht, während den fünf Stunden, wo alle Generatoren abgestellt werden, ist es nun finster wie in einer Kuh, kein Mond, keine Sterne erleuchten den Himmel und ich bin froh um mein Natel, das sehr grosszügig mit seinem Bildschirm Licht spendet, kaum sehr energiesparend, doch ist mir dies jetzt egal. Um diese Zeit ist es schon fast gespenstisch ruhig, alle Leute sperren sich in den Häusern ein, niemand in den Gassen, nur das Meer rauscht leise und einmal höre ich einen Lastwagen durch die Strassen rattern. Und stelle mir vor, mit Polizisten auf der Ladebrücke, grüne Uniform, rotes keckes Beret und Maschinengewehr unter dem Arm. - Wenn nicht auch die Polizei es vorzieht, im Schutze ihrer Gemäuer zu belieben während dieser düsteren Stunden.
Die Nachbarschaftshilfe ist hier etwas, das sehr ernst genommen wird. So sehe ich des Abends vor dem Chavda Hotel eine ganze Gruppe Frauen herumsitzen und darauf warten, ihre Eimer mit dem Wasser der Leitung, die aus dem Hotel heraus gezogen worden ist, zu füllen. Solches ist hier zwar nicht selbstverständlich, doch zumindest häufig. Auch Tankwagen, die Wasser transportieren, sind nun häufig in den Strassen zu sehen, immer mehr Leute schaffen sich kleine Generatoren an, der Lärm wird unerträglich, Ali findet nirgendwo in der Stadt mehr Eisblöcke zum Kühlen der Getränke zu kaufen, auch Jogurt wird nun keines mehr produziert, Kühlschränke brauchen zuviel Energie und das Leben wird für alle viel teurer. - Als ob es dies gebraucht hätte.
Auch ich spüre die Teuerung. Genehmige mir zum Trost in diesem Nieselregen auf der gedeckten Terrasse des Mercureys einen Gin Tonic, ganze fünf Franken kostet mich dies und verbringe zwei, statt normal eine Stunde im Internet, nochmals 4 Franken, und esse schliesslich einen Falafel in einem Touristen Restaurant. Abwechslung brauche ich, auch hier lebe ich in zwei Welten, in der der Mzungus, der Weissen, wenn ich Lust dazu habe, häufiger in einer Welt ähnlich derjenigen der Einheimischen. Und doch wieder nicht, denn die grosse Masse der Armen lebt noch viel entbehrungsreicher als ich, eine Mittelklasse gibt es nicht und die Reichen leben in blödsinnigem Luxus, ich passe da nirgendwo hin.
Unsere Tage sind momentan erfüllt vom dumpfen Brummen der grossen Generatoren. An Schiffsmotoren erinnert mich das, ich sehe mich auf einem der Fährschiffe nach Dar es Salaam. Seabus, Seastar, Flying Horse, Sepideh und Serengeti, eine Reise ohne Ende. Nun bemerke ich aber, dass wir es sind, die abdriften, die ganze Insel bewegt sich. Wohin wird das führen? Ein Ruck, ein Beben des Schiffskörpers, der Landmasse, wir sind irgendwo aufgelaufen, Andrea Doria und Titanic, das Wasser strömt herein, alle kommen mir in den Sinn. Das musste so kommen, kein Steuermann, irgendeinmal hier, ich warte darauf........Ein penetrantes Geknatter, einer Baumaschine gleich, weckt mich aus meinen Gedanken, das Chinesenrestaurant in der Gasse bereitet sich auf das Mittagsgeschäft vor, es ist zwölf Uhr, ein weiterer Generator wurde angeworfen.
Samstag, 31. Mai 2008
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