Sonntag, 3. Mai 2015

Sansibar, den 1.Mai 2015






1.Mai, Tag der Arbeit, hier arbeiten alle, ausser den Beamten. Ich lasse mich in den Tag hinein treiben, mache statt Notwendiges, wozu ich Lust habe, aus dem weiten afrikanischen Kleid, das ich mir zu Zeiten gekauft habe, als ich noch versuchte, als Muslimin zu genügen, soll ein paar Hosen werden. Ein Akt der Emanzipation. Erst dachte ich, zu Kissenbezügen für meine Sofabetten solle es verarbeitet werden, aber dann kam mir heute Morgen diese Idee, die sofort eine Ausführung verlangte. Die Frau, welche Frauenkleider näht, selbst wenn das Hosen sind – Männerkleider werden von den Männern genäht, die machen auch die wunderschönen Moskitonetze – soll sie nähen, schneiden will ich jedoch selber, es ist sehr wenig Stoff vorhanden und die Musterung des Stoffes komplex. Das ganze muss dann mehrmals umorganisiert werden, zwei Stunden vergehen, fast hätte ich aufgegeben.
Inzwischen kommen die Arbeiter hereingetröpfelt, es ist 10 Uhr, eigentlich zu spät, um jetzt noch zu schreiben, ich versuche es trotzdem. Vorher gebe ich dem Maler rund 20.- Franken, er kann nicht arbeiten, denn die Schreiner sind nicht fertig geworden, noch weitere zwei Tage meinen sie, er braucht Geld, die Familie, meint er. Und will keinen Vorschuss mehr wie letztes Mal, dann habe er kein Geld mehr, wenn er arbeite, ich sehe das Problem. Und gebe ihm deshalb das Geld einfach so.

Ich habe mich schon lange gefragt, was die Leute hier zwischen dem Frühgebet um 5 Uhr und 10 Uhr morgens machen. Immerhin sind das 5 Stunden des Tages und eigentlich die besten, denn dann ist es noch einigermassen kühl. Ich denke, sie verwenden die besten Stunden des Tages, frühmorgens und in der Abenddämmerung, lieber für ihr Privatleben. - Ganz unverständlich ist mir das nicht, nehme doch auch ich mir die Freiheit, die ersten zwei bis drei Stunden des Tages für mich zu haben. Und da der Abend für das gesellige Leben der Männer reserviert ist, zwischen dem Dämmerungsgebet und dem letzten Gebet um acht Uhr abends trifft man sich draussen, bleibt eigentlich nur der frühe Morgen für das Familienleben, ich kann das bei Salum beobachten.

Heute kaufen wir 8 Stühle aus Kuhfell, extrem bequem, aber im Moment noch etwas stinkend, das Fell muss erst noch auslüften, und Matratzen ein.

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