Dienstag, 21. Januar 2014

17.Januar 2014






Ein Geschenk vom Präsidenten. Nachdem bereits Weihnachten und Neujahr mit Feiertagen beehrt worden sind, was bedeutet, dass alle Beamten und Angestellten in Büros und Banken frei hatten, also etwa 20 Prozent der Bevölkerung, eher weniger, für die anderen geht das Leben normal weiter, 7- Tagewoche wie gewohnt, verkündete der Präsident anlässlich der Feierlichkeiten zum 50-Jahre-Jubiläum der Revolution am Sonntag Abend, dass die Bevölkerung am Montag einen zusätzlichen freien Tag erhalten solle, grosszügig wie er ist. Damit hatten dann alle offiziellen Stellen bis Mittwoch geschlossen, den der Dienstag, der auch war ein Feiertag, nämlich der Maulid, der Geburtstag des Propheten. – Was hätte das wohl in Europa für ein Geschrei gegeben, wenn am Sonntag Abend vom Präsidenten persönlich und eigenmächtig beschlossen worden wäre, dass alle Leute mit einem regulären Arbeitsvertrag am folgenden Tag frei hätten und dies von den Arbeitgebern, der grösste hier ist der Staat, bezahlt werden müsse? Nicht auszudenken was wäre, wenn deshalb kurzfristig alle Schulen, die Post, alle Ämter und Banken für insgesamt vier Tage nacheinander nicht öffnen würden. – Entsprechend überfüllt war es dann am Mittwoch auf der Bank, ein Chaos, alle brauchten Geld, oder wollten welches einlegen und auch bei Zantel, wo ich mein Internetabonnement für eine weitere Woche verlängern wollte, war der Teufel los. Es bleib nur eines: Warten. – Erst wollte ich aufgeben, doch weil ich dringend Geld brauchte und nochmals eine Woche im Internet arbeiten wollte, entschied ich mich zu warten. Und merkwürdig, man gewöhnt sich daran. Irgendeinmal habe ich mich nicht mehr darüber aufgeregt, mit diesen beiden Sachen praktisch den ganzen Tag zu vertun.

Ein ähnlicher Entscheid ohne Weitsicht war derjenige der Stadtregierung, die Daladala-Station, den Platz wo die Gemeinschaftsbusse zu warten pflegten, aufzuheben. Dieser Ort, zwischen der eigentlichen Altstadt und etwas neueren Quartieren gelegen, dort wo jetzt ein grosser Teil des Geschäftslebens stattfindet, war durch diese vierspurige, ständig verstopfte Strasse auf eine ungute Art entzwei geteilt.
Die Idee war vernünftig, doch bei der Ausführung haperte es dann gewaltig. Das wurde von einem Tag auf den anderen umgesetzt und die Staus, die dadurch verursacht werden, beschäftigen die Stadt seit Tagen. Keine alternativen Haltestellen waren vorgesehen und auch keine neuen Fahrwege für die Busse. Die halten nun mitten auf den breiten Ausfallstrassen und warten auf ihre Passagiere. Um ihren gewohnten Kurs fahren zu können, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als auf den vierspurigen Strassen gewagte Wendemanöver vorzunehmen. – Ein Lichtblick im ganzen ist einzig, dass sich das bis in rund einem Monat eingespielt haben wird. Die neuen Wege sich gefestigt, die Passagiere sich daran gewöhnt und die übrigen Automobilisten sich darauf eingerichtet, nun andere Wege benutzen zu müssen, wenn sie nicht in den Stau kommen wollen. Solches wiederum funktioniert in Afrika perfekt. Man ist gut im Improvisieren, da braucht es keinen Staat.

Zurück zu Zantel, einer der boomenden Telefongesellschaften. Die mit Ezy Pesa, „leichtem Geld“ übersetzt, das kann man ja fast erraten, auch einen Geldtransferdienst per SMS anbietet. Wie das funktioniert weiss ich nicht genau, habe aber gelesen, dass dies, von Kenia herkommend, in ganz Afrika ein Riesenerfolg sei. Die Telefongesellschaften sind zukunftsorientiert und die Schalterangestellten, fast immer Frauen, gut ausgebildet, höflich und kundenorientiert. Da weht ein ganz anderer Wind als in den staatlichen Büros. Auch das Wartesystem wurde hier professionalisiert. Traditionell musste man fragen, wenn man hereinkam, „wer ist der letzte“ und wusste dann, auf wen man schauen musste um zu sehen wann man daran war. Vergangenheit hier, merke ich, auf den reichlich vorhandenen Fauteuils, schliesst man nun hinten an und jedes Mal, wenn ein Schalter frei wird, gibt es ein grosses Sesselrücken. Eine Aufsichtsperson, dies meist ein Mann, ordnet an, dass sich nun jeder auf den nächsten Platz bewegen müsse. Ich sehe das zum ersten Mal und finde diese gymnastische Übung extrem lustig. Da gibt es doch ein Kinderspiel, bei dem man immer wieder seinen Platz wechselt. Allerdings – so habe ich das mindestens in Erinnerung – hat es dann immer einen zu wenig, was hier nicht der Fall ist.

Mein Insektenschutzmittel ist ausgegangen, auch die Gesichtspflege ist rar geworden, dafür habe ich noch Sonnencrème für zwei Jahre. Die brauche ich hier kaum, man sucht sich sowieso immer die schattigsten Wege. In fünf Tagen reise ich bereits ab und frage mich nun, ob es notwendig sei, nochmals Mückengift zu kaufen, oder ob ich es für die letzten Tage so machen solle wie die Einheimischen, nämlich nichts tun. Und statt Gesichtscrème, die reichlich vorhandene wenn auch bereits fast ranzig gewordene Sonnencrème verwenden.

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