Mittwoch, 14. Dezember 2011

2.Dezember 2011




Das neue Laptop ist nach einer Woche nun doch noch hier in Sansibar angekommen, nachdem es von Freitag bis gestern auf dem Zoll in Daresalaam weilte. Was die dort die ganze Zeit gemacht haben ist mir schleierhaft, öffnen durften sie das DHL-Packet nur in Anwesenheit des Besitzers, da galt es also einzig die Deklarationspapiere anzuschauen und dann einen Stempel darauf zu drücken und das ganze wohl irgendwo noch in einer Liste einzutragen. Man liebt die Bürokratie hier ausserordentlich. Als ich am Flughafen den Computer endlich beim Zoll von Sansibar – ja, den gibt es auch noch - abholen durfte, da liess man mich auch ein Papier unterschreiben, das eigentlich für DHL bestimmt war. Ohne vorher zu schauen, was das überhaupt für ein Schreiben war.

Item, all das hat meine Nerven gewaltig gebraucht. "Das isch haut Afrika" meint der Ali dazu. Das Schlimmste kam aber am Schluss, denn da war ich der Esel. Als ich den Computer schliesslich auspackte und mit der Kamera verbinden wollte, kam mir siedend heiss in den Sinn, dass das neue Laptop eine Generation jünger ist als die Kamera und die externe Harddisk, die Anschlusskabel folglich nicht mehr passen, denn jetzt gibt es eine neue Firewire-Generation, die Sophie hätte mir also noch den Zwischenstecker, der von alt auf neu verbindet mitsenden müssen. Ein kleines Ding nur, doch hier sehr schwierig zu beschaffen.

Der Lukmaan läuft wirklich erfreulich und nun kennen alle das Restaurant. Ich bin natürlich sehr froh darum, geniesse jetzt noch mehr Ansehen als „Mama Lukmaan“ oder „Bi Hawa“ und esse täglich wunderbar und nun auch noch in nochmals ansprechendem Interieur oder auf der Pflanzen umrankten Terrasse. - Allerdings mache ich mir zwischendurch auch Sorgen, ob das wohl so bleibe, denn Ali ist nur noch wenig dort, immer etwas zu tun. Diese Woche sind wir in den Geburtsort der omanischen Besitzerin unseres Hauses, nach Mangwapani gegangen. Eine wunderschöne Bucht mit einem Restaurant des Serena Hotels, sonst unverbauter Tropenwald und Felskegel, die den Strand umrahmen. Für mich der schönste Strand von Sansibar. Doch wird er das bleiben, jetzt wo sie die Strasse dorthin schon fast fertig ausgebaut haben? Im Hinterland wohnt ja auch noch die Familie Alis. Dort soll der Ali eine Moschee bauen lassen, die Omanifrau will das stiften. Es ging darum, mit einem Architekten - eigentlich ist der zwar Flugzeugingenieur und macht das für den Ali aus Freundschaft - die Lage der Fundamente der Moschee auszumessen. Bevor er nach England studieren ging, hat er hier etwas mit Architektur gemacht. Seine Arbeit war erstaunlich professionell, Triangulation nach Pythagoras, Instrumente hatte er ausser einem Messband keine und trotzdem kamen die Ecken präzise rechtwinklig und die Wände parallel. - Erst mussten allerdings auch noch zwei Kokospalmen und zwei Orangenbäume gefällt werden und das Gebüsch gerodet. Dafür hat Ali eine ganze Equipe von Arbeitern angestellt und ich habe das ganze gefilmt.

Heute Morgen bin ich bereits bis zu der Stelle gejoggt, wo ich einmal mit meiner Schwester am Strand überfallen wurde. Morgens zwischen 6 und 7 Uhr hat es dort nur sportliche Leute, Männer wie Frauen jetzt, letztere allerdings meist noch mit Schleier und allem drum und dran. Absolut ungefährlich also, die bösen Buben sind noch im Bett. Die Strandlinie im Morgendunst, Fischerboote, die zurückkommen oder hinausfahren, am Morgen früh ist die Welt dort in Ordnung. - Es braucht zwar immer etwas Überwindung, bereits in der Morgendämmerung aufzustehen, doch in den Tropen lohnt es sich wach zu sein, bevor die Sonne glühend heiss jede Energie verbrennt.

Eine Maus hat mein Badezimmer besucht. Das wäre mir eigentlich egal, denn zu essen gibt es dort nichts. Doch dass diese Mäuse es nicht unterlassen können, immer auch noch Spuren zu hinterlassen, das stört mich doch sehr. Bisher hatten wir Mäuse nur unten, im neuen Wohnraum gerade nach dem Eingangstor. In der Küche fand ich gestern Abend einen Geko – sind das überhaupt Gekos, diese weissen Echsen mit den grossen schwarzen Augen? Ich hatte Freude daran, denn mir gefallen diese Tiere. Er wartete neben der Lampe auf Insekten. Doch Ali meinte, auch Gekos würden scheissen und alsbald fiel etwas herunter, das dem Mäusekot doch extrem ähnlich sah. Nur etwas zugespitzter. - Das hätte man sich ja denken können, dass auch bei denen etwas hinten heraus kommt.
Von den Tieren zum Ungeziefer. Die Mückenplage war anfangs hier nicht sehr gross, in den letzten Tagen haben sich diese Sauger aber stark vermehrt. Da auch die Moskitotüre beim letzten Umbau hier - die morschen Dachbalken wurden ersetzt, Ali war wirklich erstaunlich tätig - verschwunden ist und die neue, bereits bestellte auf sich warten lässt, habe ich nun im Gang einen Moskitovorhang aus dem alten Netz aufgehängt. Hoffen wir, das nützt. Die Ameisen haben natürlich ebenfalls bemerkt, dass ich wieder da bin und sind nach einer kurzen Anlaufzeit aufgetaucht. Seither führen ihre unsichtbaren Strassen durch die Küche, obwohl ich doch darauf achte, alles Essbare in den Kühlschrank zu stellen und immer alle Flächen gut rein zu wischen. Irgendwo finden sie immer ein Zuckerstäubchen. Mit einer gewissen Befriedigung – ich gebe es zu – giesse ich zwischendurch eine Kanne Wasser auf die geschäftige Ameisenstrasse und schaue zu, wie die Tiere zu hunderten im Ablauf verschwinden.

„Siku zinakwenda“, sagt man hier, die Zeit vergeht rasch, bereits bald Halbzeit hier, ein Monat ist doch viel zu wenig, ich muss nun in die Stadt gehen und schauen, ob ich hier ein Zwischenstück für den Computer finde. Badaye, bis später, auch mein Swahili übe ich fleissig.

....und war doch zu spät. Freitag, das Freitagsgebet um 12 Uhr, das ist wie die Predigt bei den Christen, nur dass hier praktisch alle Männer teilnehmen und Läden und Restaurants geschlossen werden.
Eine Stunde Herumirren in der Altstadt, immer den Tipps der Leute folgend, wo es den besten Computershop gebe, das reicht mir vorerst. Noch habe ich zwei Trümpfe in der Hand: Der eine ist das Büro des ZIFF-Filmfestivals. Die hatten Macs und waren gut ausgerüstet. Nur ist das nächste Filmfestival im Juli 2012, im Moment ist nur sporadisch jemand dort. Oder dann die Stone Town Traders. Nur ist das der Laden, indem sie bereits mein altes Laptop in die ewigen Jagdgründe geschickt haben, denen traue ich wenig zu. – Für die abgebrochene Schnalle des Helmverschlusses habe ich zwar keinen Ersatz gefunden, doch die fliessend englisch sprechende Inderin im Nähwarenladen meinte, ich solle es doch mit einem Klettverschluss versuchen. Eine gute Idee. Für solches ist Afrika eben immer gut. Lösungen finden, auch unkonventionelle, improvisieren, da können wir uns ein paar Stücke davon abschneiden.

Ali war unterdessen in Kidondoni, um die Baubewilligung für die Moschee einzuholen. Es braucht noch mehr Papiere, er wird nächste Woche dorthin zurückkehren müssen. Und im grossen Nachbarhaus der Omanischen Besitzerin leckt eine Wasserleitung stark, ein Handwerker muss organisiert werden. Im Lukmaan hat sich ein Ventilator gelöst und muss neu befestigt werden, Ali fährt mit dem Werkzeugkoffer hin. Suchen, flicken, improvisieren, organisieren.

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