Dienstag, 21. April 2009

20. April 2009


Heute ist Besuchstag. Am Morgen, ich bin daran, das Frühstück zuzubereiten - Ali isst jetzt auch hier bevor er seine verschiedenen Medikamente einnimmt, er hat sich wieder einmal fast einen Daumen abgeschnitten - ist plötzlich wieder das kleine Kätzchen bei uns im Hof, das sich schon gestern hinein getraut hat, als die Eingangstüre zur Strasse offen stand. Mir scheint es wie gesandt, hat doch Ali kürzlich gemeint, da müsse man warten, eine geeignete Katze suchen, das sei nicht so einfach, manchmal komme dann einfach eine her gelaufen. Denn eine Katze brauchen wir. Die Mäuse – oder sind es Ratten, manche sind doch recht gross, haben sich wieder extrem vermehrt und werden frecher und frecher. Rumoren die ganze Nacht in den Dächern herum, oder rasen und balgen und fiepen auf dem billigen Wellblech. Das Laub der Passionspflanze, das nun die Dächer bedeckt, das locke die Tiere an, meint Ali. Wie dem auch sei, kürzlich ist im Hof eine Maus links von meinem Fuss vorbeigerast und eine halbe Sekunde später dann auch noch eine rechts davon direkt in die Küche. Dorthin getrauen sie sich sogar, wenn ich am Kochen bin. Und wenn es wieder einmal die heiss geliebten Käseschnitten gibt, dann werden sie furchtbar nervös. Mäuse und Ratten scheinen weitaus am besten zu riechen, lese ich eben in einem Buch über den Geruchssinn, mit Titel: Das Maiglöckchen-Phänomen. Gefolgt von Hunden und Katzen. Deshalb wohl werden Ratten zum Bombenaufspüren trainiert. Zurück zu dem winzigen Kätzchen, das plötzlich wieder neben mir steht. Es gefällt mir, ein Tigerchen der ganz besonderen Art. Nebst der Streifung hat es auf dem Rücken und dem Bauch Gepardenflecken, die statt schwarz etwas rötlich herausgekommen sind. Und die Ohren sind riesig, es wächst ja noch, die Augen ebenfalls und blicken mich bernsteinfarbig an. Doch ganz offensichtlich ein Männchen, das sieht man. Und der Ali will nicht noch einmal einen „Moudi“. Wegen der unangenehmen Geruchsemissionen. Der Kleine kriegt trotzdem ein Butterbrot und Käse mag er ebenfalls. Und wird immer zutraulicher, würde mir sogar die Treppe hoch folgen. Doch ich reise ja bereits in zehn Tagen ab, keine Verantwortung, ich setzte das Katerli wieder auf die Gasse hinaus. Ein netter Kerl sei das, meint auch Asfara. Er sei jetzt gerade ins Tipputip Haus hineingegangen. Katzen sind eben alles andere als treu.

Ich sitze dann etwas in der noch schattigen Gasse, den kühlenden Meerwind im Rücken und zeichne. Unser Haus, den Asfara, alles sehr flüchtig scheint mir, überhaupt nicht genau. Trotzdem bleiben die zwei kleinen Mädchen, die von der Schule zurück kommen, bei mir stehen und kommentieren mein Bild. Und erkennen darauf alles, selbst den Asfara, da staune ich. Ich zeichne die beiden dann auch noch, das freut sie und ich bin immer erstaunt, wie ernsthaft und ruhig die Kinder hier Model sitzen. Dann gehe ich zurück ins Haus. Das eine der Mädchen folgt mir in den Hof und gibt mir zu verstehen, dass es auch zeichnen möchte. Ich gebe ihm Farben und Papier und es zeichnet und erklärt mir das auch, das „Afrika House“ Hotel mit den Fremden, den „Wageni“. Später merke ich, dass es bereits recht gut Englisch spricht, besser wohl als ich Swahili. Zehnjährig sei es und sagt mir seinen Namen, den seines Vaters und den seiner Mutter, die ich alle sofort wieder vergesse. Es wohne auch im Shanganiquartier, gleich um die Ecke. Und gehe in „Vuga“, dem früheren Europäerquartier etwas südlicher, bei den „Victoria Gardens“ - heute wohnen dort vor allem Chinesen - zur Schule. Eine öffentliche Schule sei das, keine private. Und zeichnen, das würden sie auch in der Schule. Ich bin beruhigt. Es scheint also doch auch gute staatliche Schulen hier zu geben. Und gute Schülerinnen.

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