Dienstag, 13. November 2007

11. November 2007


Ein passendes Bild kreieren Ali und ich heute Morgen gemeinsam. Ich bemerke, dass es mir nicht möglich sei, ein Haus aufzubauen, wo keine Fundamente vorhanden sind. Deshalb sei ein weiteres Studium des Islam zwar möglich, ein Eintauchen in diese Religion aber unvorstellbar. Das Fundament des Islam ist die Tatsache, dass der Koran als etwas Heiliges, etwas nicht Diskutierbares, von Gott selbst Geschriebenes sei. Auf diesem Fundament, der bedingungslosen Unterwerfung unter die im Koran gestellten Prinzipien, ist das Haus der Muslime gebaut. Das Fundament meines Hauses jedoch ist in meinen mehr als fünfzig Lebensjahren ebenfalls sehr stark geworden und beruht auf den Kenntnissen der Aufklärung. Jeder Mensch ist ein selbständig denkendes Wesen und muss tolerant sein gegenüber anders denkenden, anders funktionierenden Menschen. Die Grenzen unseres Tuns sind einzig dort eingeschränkt, wo wir auf das Territorium unserer Mitmenschen geraten und dieses beschneiden. – Als ich Ali nach Sansibar folgte, habe ich gewusst, dass wir in zwei verschiedenen Häusern wohnen. Von der Religion her, aber natürlich auch von der Kultur: Afrika und Europa. Ich fand es möglich, dass - selbst wenn in verschiedenen Gebäuden wohnend – wir eine interessante und erfüllende Beziehung leben könnten. Doch während mein Haus offen ist für alle, steht um Alis Haus ein Zaun. Während in meinem Haus die Regeln von den Bewohnern gemeinsam ausgehandelt werden, gelten in Alis Haus die Prinzipien des Korans. Und die werden nicht diskutiert. Hereingelassen werden nur solche, welche dies akzeptieren, für die übrigen bleibt der Eingang verschlossen. – Ein sehr schönes Bild eigentlich für unsere Beziehung. Es zeigt die Unmöglichkeit eines Zusammenlebens auf, denn Ali verlangt - kann wohl nicht anders in seinem Glauben - dass ich in sein Haus zügle, während ich mich selbst dort nur als Besucherin sehe.

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