Donnerstag, 28. September 2017

2017.09.25, Sansibar


Sein und Schein
Othmans Bruder, der sich als grosser Geschäftsmann ausgibt - er stellt mir eine Frau aus den Philippinen vor, die für eine NGO arbeitet und den Leuten hilft, Gesellschaften zu gründen und Kredite zu bekommen - erzählt mir, er habe vorher in Sansibar bei einer Versicherung gearbeitet. Seit ein paar Jahren jedoch lebe er in Lindi, einer Küstenstadt im Süden von Tansania und machen „potri“. Pottery, töpfern, das kann er doch nicht meinen und auch kaum poetry, Poesie? Ich deute das „potri“ als „portry“ und denke, dass er dort wohl den Hafen leite. Doch erzählt mir der Mann von Hühnern und Kaninchen und so werde ich misstrauisch und schaue im Wörterbuch nach. Mein „portry“ für Hafenbusiness, das gibt es nicht, das habe ich frei erfunden. Dafür finde ich poultry, Geflügel, eine Geflügelfarm also betreibt der Mann. Mit Kaninchen, einem hier bisher unbekannten Nutztier, fange er erst gerade an. Er wolle vergrössern, Hygienestandards, Kühlung, deshalb brauche er einen Kredit von einer Bank, stolz zeigt er mir seinen Business Plan.
Ein Logo hat sich unserer wackerer Geschäftsmann bereits machen lassen
Nein, das habe nicht geklappt mit dem Kredit, meint Othman heute, der müsse sein Haus hier in Sansibar verkaufen um zu genügend Geld zu kommen. Und Salum erklärt mir später, Othmans Bruder, der versuche seit Jahren ein Geschäft aufzubauen, doch sei er gescheitert. Der Glanz fällt langsam ab von dem Mann.


Vom Wert der Arbeit
Der Mann, der Blumentöpfe, Pflanzenerde und Trinkwasser vom Parkplatz rund 10 Minuten durch die Altstadt zu unserem Haus bringt und mir dann in den 3. Stock hoch trägt, verlangt 10’000.- für seine Arbeit. Ich finde das viel, auch wenn Salum mich bereits vorgewarnt hat. So viel verdienen die Putzfrauen in einem ganzen Tag, bzw. in 5-6 Stunden, denn länger wird selten gearbeitet. Auch der Schreiner, der unten in der Werkstadt meine Stuhlsitze neu flicht, verdient nicht mehr pro Tag. Wenn ich sage, nun hast du kurz für mich gearbeitet und willst einen Tageslohn, das ist doch nicht recht, meinen die Leute hier häufig: Ja schon, aber ob ich am selben Tag nochmals einen Job kriege, das ist ungewiss, das muss nun reichen. - Auch eine Art, die Dinge zu sehen. Und wenn ich an unsere Managerlöhne denke, die noch weniger in Relation zu Aufwand und Fähigkeiten stehen, dann ist das hier eine Lappalie.


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