Sonntag, 29. Januar 2017

5.1.2016, Sansibar

"Yes, Mr.Trump" ist nun in roter Schrift hinten an Salums schwarzem Auto angeschrieben, in Anlehnung an das "Yes, we can" von Obama. Er und sein Auto seien im Internet bestens bekannt. Der Trump habe vollkommen recht, wenn er sage, das beste für Afrika wäre, wenn es nochmals vom Westen kolonisiert würde, denn ihre Länder selber regieren, das könnten die Schwarzen nicht. - Das stimme ja auch, meint Salum, provokativ wie immer. Und ja, er möge den Trump. Der sage wenigstens was er denke, das sei bei Politikern selten, keine Diplomatie nichts, gerade heraus. Und Angst, nein, die habe er nicht vor dem. Seit er gewählt worden sei, habe er sich in seinen Aussagen ja bereits gemässigt. Und überhaupt: Was könne der Präsident alleine ausrichten? Das habe man ja bei Obama gesehen. Von Obama ist man in Afrika allgemein enttäuscht.




Schwach bekleidete russische Touristinnen sitzen nun im neuen Lukmaan unter dem riesigen Baobab - eine "Touristenknelle", schimpft einer im Internet, chaotisch, ein anderer, und schliesslich, am Abend sei das Essen nicht mehr warm. In Tripadvisor und Facebook gibt es nun life Kommentare, nichts entgeht denen, zum Glück auch gute Bewertungen. Der Lukmaan ist nun vollständig gezügelt in den Platz unter dem Baobab, einzig den Store und das Büro haben sie noch, der Sohn der Besitzerin wollte das alte Lokal sehr rasch zurück, rechtsgültige Verträge bestanden keine.
Im neuen Lukmaan ist vieles witzig, Salum hat seine Ideen toll umgesetzt, sicherlich noch nicht alles tauglich, insbesondere für den Regen müssen noch Lösungen gefunden werden. Die Küche wird von den Angestellten gelobt, viel angenehmer sei es dort, Licht, Luft, nicht mehr diese Hitze, klein - finde ich - ist sie immer noch. Die Sache mit dem Buffet entlang der Seitengasse ist auch umgesetzt, afrikanisch halt, alle Einrichtungen bunt zusammen gestellt, vielleicht aber auch gut so, nicht allzu perfekt, das hat seinen Charme.


Aber ja, nach ein paar Tagen frage ich mich, ob mir all die riesigen Umwälzungen - nicht nur im Lukmaan, in der ganzen Stadt ist das so - nun wirklich gefallen. Fortschritt müsste man es wohl nennen und begrüssen. Die Stadt wächst wie verrückt, Muhammad der Planer meint, nun bald eine Million Einwohner, der Tourismus boome und ziehe Leute vom Festland an, selbst ihm gehe das so, plötzlich habe er das Gefühl, nur noch wenige Bewohner der Altstadt zu kennen. Wurde ich früher mit "Mama Lukmaan" oder "Bi Hawa" begrüsst, versucht man es wieder auf Englisch.- Überhaupt bin ich gerade etwas in einer melancholischen Phase, vielleicht ist Sansibar nach zwei Monaten Myanmar auch zu viel für mich, zu viele Eindrücke, ich werde alt. Dauernd verlege ich meine Sachen und muss danach suchen, das nervt und beunruhigt mich. - Wobei, so ganz einfach ist es auch nicht, sich in der doch recht grossen Wohnung zurecht zu finden. Zumal ich alleine alles ein wenig bewohne, den vielen Platz auch geniesse, mal hier schlafe, mal dort, es ist mir in der Nacht oft zu heiss. Verwöhnt von den Klimaanlagen, die es in Myanmar praktisch in allen Hotels gab, der Tourismus hat dort erst kürzlich begonnen, habe ich Mühe, in der Hitze zu schlafen und zügle deshalb immer gerade ins am besten belüftete Zimmer. Meine Sachen verstreuen sich damit über die ganzen zwei Stockwerke. - Immerhin, mit Erkältungen ist es vorbei

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