Montag, 30. Januar 2017

16.01.2017, Sansibar

Die Flut ist am Morgen noch zu hoch, kein Jogging am Strand, auf dem Rückweg sehe ich die neue Azam Sealink 2 im Hafen ankern. Ein zweites und noch grösseres modernes Fährschiff, das auch Autos laden kann. Damit der Mittelstand aus Daresalaam, der Sansibar als Ausflugsziel entdeckt hat, mit seinem eigenen Auto die Strassen der Insel verstopfen kann.



Was neu ist und was wir uns vor 10 Jahren kaum vorstellen konnten: Wochenendtouristen von Daresalaam, Touristen aus Kenia, Burundi, Uganda, Ruanda und Südafrika. Häufig sieht man nun Schwarze, die Englisch zusammen sprechen, weil das die Sprache ist, die alle verstehen. Und wir haben immer noch im Kopf, dass Touristen Weisse sind. - Zwangsläufig sind dann die neuen Touristenstrukturen nicht unbedingt das, wovon wir träumen, sondern das, was Afrikaner gerne haben...... Es gibt nun auf allen Kontinenten einen genügend grossen Mittelstand, der sich Ferien und Reisen leisten kann. Und offensichtlich auch das Bedürfnis danach hat.
Obwohl mein Elektriker hier kürzlich meinte, als Touristen kämen sie, und würden dann bleiben. Wie man das in der Schweiz auch oft das Gefühl hat. Das stimmt schon, es sind unheimlich viele Leute vom Festland hierher gezogen. Doch die Sansibaris vergessen, dass auch sie - mindestens ein grosser Teil der Inselbewohner, die Anhänger der damals gestürzten 1. gewählten Regierung - vor rund 50 Jahren aus Pemba hierher gezügelt sind und so eine Umwälzung der Gesellschaft gebracht haben. Mit den neuen Zuwanderern vom Festland wird der Pendel vielleicht wieder auf die andere Seite schlagen.

Daneben kommen mit dem immer noch nicht fertigen aber "in-Betrieb-seienden" Internationalen Flughafen von Sansibar - ein weiterer schändlicher Skandal, enorm viel Geld ist versickert, die Piste ist lang genug, das Gebäude und die Abfertigung wurden jedoch von den internationalen Behörden nicht abgenommen - neu verschiedene Charterflüge auf die Insel. Das ist einerseits demokratisch, jedermann kann fliegen, andererseits hat das eine Masse russische und ukrainische, überhaupt osteuropäische Touristen auf die Insel geschwemmt, die es nicht unbedingt gebraucht hätte.....Ungeniert laufen die halbnackt herum und sind in Dauerpartystimmung. Erst habe ich gestaunt, dass heute, wo der Islam in Europa derartig ein Thema ist, Leute so "ungspürig" sein können. Dann ist mir in den Sinn gekommen, dass die Osteuropäer eben bisher noch gar nicht so stark mit dem Problemen konfrontiert wurden. - Die Sansibaris nehmen es übrigens erstaunlich gelassen. Sarah, die Jüdin, die seit gut 10 Jahren hier lebt, meinte, dass solche Frauen in jüdisch-orthodoxen Quartieren beschimpft würden oder gar tätlich angegriffen.

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