Montag, 1. Februar 2016

17.Januar 2016


Mariam, das Kindermädchen und Asfia

Mgeni  beim Sonntagsausflug nach Mangwapani

Zeina und Asfia im Fond des Autos

Mein zweitletzter Sonntag in Sansibar, das Ende rückt näher. Für meinen Film brauche ich dringend noch Bilder von Salum zusammen mit Mgeni und dem Töchterchen. Zuhause sieht man sie kaum gemeinsam, da müsste ich schon in ihr Schlafzimmer gehen. Ich frage Salum, was sie denn normalerweise zusammen unternehmen würden. Familienbesuche, meint er. Wir beschliessen, einen Ausflug zu seiner Sippe nach Mangwapani zu machen. Dort war Salum’s Mutter zum ersten Mal verheiratet und auch bereits vor seiner Geburt, er war das erste Kind, wieder geschieden. Klein-Nungwi sage man dem Weiler hier. Die Mutter lebte hier mit ihrem 5. Ehemann, der unterdessen gestorben ist. Nun wohnt sie im neu gebauten Haus des jüngeren Bruders, eigentlich Halbbruders von Salum, aber das kommt in Afrika nicht darauf an, zwei verheiratete Halbschwestern wohnen gleich nebenan.
Am Haus, sehr gross und 1-stöckig, wie hier praktisch alle Gebäude, wird seit Jahren gebaut. Aus Zementbacksteinen ist es, nicht mehr aus Lehm und mit einem Wellblechdach gedeckt, kein Palmblattdach mehr. Doch ist es im Rohbau stecken geblieben. Einzig das Zimmer seiner Mutter hat Salum verputzen und streichen lassen, der rohe Betonboden ist mit einer Holzimitatsfolie belegt. Zwei Betten mit Moskitonetzen, eines für allfällige Gäste, füllen es praktisch aus, weder Stuhl noch Tisch noch Schrank, kaum Habseligkeiten, die es zu versorgen gäbe. Es ist das luxuriöseste Zimmer im Gebäude. Das Toilettenhäuschen ist etwas abseits hinter Büschen, kopfhohe Wände um ein Loch über der Sickergrube, das Wasser muss man vom Haus hertragen. Immerhin gibt es nun dort fliessendes Wasser und Strom. - Er habe Mgeni gesagt, sie müsse die Besucher im richtigen Gebrauch unserer Toiletten unterweisen, meint Salum, denn manche Gäste sässen sicher das erste Mal auf solch einem WC.


Papa mit Tochter auch im Busch am Telefon

Die Familie kommt in Mangwapani an

Als wir ankommen packen Mgeni und die zwei Mädchen sofort Spinat, Sardinen und Kochtöpfe aus, im Hinterhof wird am Boden mit Holz ein rauchendes Feuer entfacht. Mgeni kocht, während Salum stolz mit Asfia die ganze Verwandschaft besucht und den herbeigeholten jungen Elektriker anleitet, wie er bei seiner Mutter einen Ventilator zu installieren habe. So bequem wie jetzt hat sie bestimmt noch nie in ihrem Leben gewohnt.

Nach etwa zwei Stunden ist das Essen fertig. Es gibt weissen Reis mit wenig Spinat und einer Sauce aus grünen Mangos, dazu knusprig gebratene Sardinen. Die Mutter isst nicht mit, sie habe bereits gegessen, werde ihren Teil später verzehren. Jeder isst gerade dann, wenn er Hunger hat, gemeinsame Mahlzeiten sind eher zufällig.
Mgeni ist sich die primitive Kocherei mit Holz am Boden nicht mehr gewohnt, sie tut mir leid. War sie doch die ganze Woche nebst dem Schule geben mit den Hochzeitszeremonien ihrer Cousine beschäftigt, sie hätte wohl nichts gegen einen ruhigen Sonntag gehabt. - Während also die Familie von Mgeni letzte Woche mit feiern beschäftigt war, war es Salums Familie mit Krankheit und Todesfällen. Feiern und trauern, Alltag in Afrika, beides tun die Ehegatten getrennt mit ihren jeweiligen Familien. Merkwürdige Gebräuche. Mir fällt auch auf, dass Mgeni gegenüber Salum’s Mutter seltsam unterwürfig ist, was ihr sonst nicht entspricht. Auch dies wohl eine festgeschriebene Rolle. Und Salum wischt das Zimmer der Mutter, was diese dann doch mit einem Lächeln quittiert. Mich hat die sehr herrische Mutter immer als Ihresgleichen behandelt. - Oder ich habe mich so gefühlt und benommen, sie ist ja nicht viel älter als ich.

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