Sonntag, 29. Januar 2017

8.1.2016, Sansibar

Etwas hat sich verändert in Sansibar in den letzten zehn Monaten, das habe ich rasch gespürt. Intellektuell erfassen tue ich es nur langsam. Heute Abend läuft  nur ein einziges "Jahasi",  ein Segellastschiff Richtung Daresalaam aus, keine Fischerbote mit Segeln ziehen aufs Meer, das wunderschöne geräuschlose Ballet auf dem Wasser, das langsam von der Dämmerung verschluckt wurde ist nun verschwunden. Motoren an praktisch allen Booten, das ist der Preis für den Fortschritt. Wie lange wird es dauern, bis die aufwändigen alten Holzschiffe durch Fiberglasboote ersetzt werden?
Der Strand um die Shangani-Spitze wird immer stärker zugebaut, die Terrasse des "Hyatt" Hotels, das nun an der Stelle der vergammelten "Starehe" Bar steht, ragt weit in den Sand hinaus, vor dem "Livingstone" Restaurant sind Abschrankungen im Sand verankert, kein Durchkommen mehr bei Flut, und nun ist auch noch das traditionell offene "Tembo" Hotel nachgezogen. Man kapselt sich ab, eine Grenze zwischen Touristen und Einheimischen wird aufgebaut. - Sansibar hat seine Unschuld und damit auch seinen Charme verloren. Dieses Gefühl, dass vieles für immer vorbei ist. Ganz plötzlich realisiere ich das und es tut weh.


Aus Michel Houellebecq: "Unterwerfung"
Aber Wehmut hat nichts mit ästhetischem Empfinden zu tun, sie steht noch nicht einmal im Zusammenhang mit der Erinnerung an ein Glücksgefühl; ein Ort macht einen schlichtweg deshalb wehmütig, weil man dort gelebt hat, egal, ob gut oder schlecht, die Vergangenheit ist immer schön, ebenso übrigens die Zukunft. Nur die Gegenwart schmerzt, nur sie trägt man mit sich wie einen schmerzhaften Abszess, den man zwischen zwei Unendlichkeiten stillen Glücks nicht los wird.

Am Abend treffen sich Salum und Muhammad und weitere Freunde im Lukmaan und tratschen, das wenigstens hat sich nicht verändert. Anders ist einzig, dass es offensichtlich im Moment modern ist statt Gewürztee, Minzentee zu trinken. Vielleicht hat das damit zu tun, dass der Marokkanische König das "Mashariki" Hotel von Silvano gekauft hat, über den Preis kursieren Gerüchte. Kein Boutique Hotel mehr, nun wieder Privatresidenz, ein Königspalast wie einst.

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