Dienstag, 31. Januar 2017

28.01.2017, Nungwi

Heute Nachmittag fahre ich mit Salum nach Nungwi. Ich will auch an der Nordküste schauen gehen, wie sich die Insel verändert hat. Der bitteren Wahrheit in die Augen sehen.

Vorab gesagt: Auch hier sind eigentlich die neuen Touristen das schlimmste. An den Stränden sind Afrikaner und Araber selten, die zieht es noch nicht ins Wasser. Extrem sichtbar sind jedoch die neuen Chartertouristen, die ungeniert selbst in der Ortschaft zwischen farbig verhüllten Frauen - auf dem Land wird das schwarze arabische Gewand selten getragen - praktisch in Bikinis promenieren. Das alte Dorf - es war schon immer etwas vom Meer zurück versetzt - hat sich erstaunlich wenig verändert. Immer noch holprige staubige Naturstrassen, hier ist es sehr trocken, doch hat es nun mehr Verkehr, die Mietwagen fahren alle bis zu den Stränden hinaus. Einzig in den letzten Häusern Richtung Meer haben sich Touristenshops angesiedelt. Ein einheimisches Restaurant in der Art vom alten Lukmaan hat noch niemand eröffnet. Salum meint, diese "all inclusive" Touristen würde das auch nicht interessieren. Wahrscheinlich hat er recht.


Obwohl der Hauptteil des Strandes immer noch etwas freakig-chaotisches hat, kleine und billige Unterkünfte, Dive Shops, Souvenirläden und Restaurants wild gemischt, hier kann man noch dem Strand entlang spazieren, obwohl man sich etwas seinen Weg zwischen den Häusern hindurch suchen muss - ganz Stown Town Stil, auch da gibt es kein geplantes Strassennetz. Kleine Sandbuchten mit wunderbar blauem und erfrischendem Wasser wechseln ab mit scharfen Korallenfelszacken, die vom Meer tief unterspült sind. Weiter südlich, gerade nach dem etwas längeren Sandstrand, dort wo früher das Dorf aufgehört hat, schliessen nun teurere Resorts auf den Felsen oben an. Die Flut kommt herein, das geht hier sehr rasch, denn das Meer fällt steil ab, schon bald gibt es dem Strand entlang kein Durchkommen mehr. Ich versuche es über die Felsen und durch die Resorts, doch anstatt dass sie hier Durchgangswege für Fussgänger offen gelassen hätten wie im alten Teil, kommen hier bald einmal Massaiwächter und schmeissen mich hinaus, selbst mich als "Mzungu". Offensichtlich werde ich rasch als Eindringling erkannt mit meinem Kanga, das ich über den Bikini geknüpft habe. Ich beklage mich lauthals, dass das noch vor 8 Jahren viel besser gewesen sei, Nungwi sei heute komplett verdorben. Überhaupt diese Massais, diese Kuhhirten aus dem Staub hier am Meer, wie lächerlich ist doch das. - Obwohl das mit dem "besser früher" nicht wirklich stimmt. Auch damals musste man sich vor der Flut hüten um nicht eingesperrt zu werden, denn die scharfen und mit Kakteen bewachsenen Felsen luden nicht wirklich dazu ein erklettert und begangen zu werden, jetzt hat es wenigstens Treppen.


Trotzdem. Schade ist es, dass man eine Planung verpasst hat. Der an und für sich prächtige Strand, an dem es ganztags genügend Wasser zum Baden hat, wäre viel attraktiver, wenn man hier dem Meer entlang flanieren könnte, von einem Restaurant zum anderen, von einer kleinen Bucht zur nächsten. Nun hat es überall Stichsträsschen ans Meer, Sackgassen, und die Gäste der Resorts bleiben in ihrem Getto, denn der Aufwand, von einem Ort zum nächsten zu gelangen ist gross.

Über die Planung. Muhammad, der Freund und Oberplaner der Regierung war gestern in Nungwi. Offensichtlich ist man wieder einmal zu spät gekommen. Hoffentlich wird man es noch gerade schaffen, den alten und schönen Dorfkern zu erhalten und den Verkehr rings herum zu leiten. Dafür, erklärt mir Salum, hat Muhammad eine neue Stadt bei Mahonda, etwa auf halbem Weg zur Stown Town geplant, einem grossen Dorf zur Zeit. Hier in fruchtbarer Gegend, nur etwa die Hälfte der Insel ist grün, die Ostseite, die Nord- und die Südspitze hingegen bestehen aus flachgründigen, wenig fruchtbaren Korallenböden.

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