Montag, 30. Januar 2017

12.01.2017, Sansibar

Heute ist der 12.Januar, der Revolutionstag von Sansibar, beziehungsweise der Jahrestag zum Sturz der ersten gewählten Regierung 1964, dies nach weniger als einem Jahr.
Bereits gestern sah man Festbuden auf dem Gelände des Mnazi Mmoja Richtung Flughafen, des grossen offenen Feldes, das die Stown Town südwärts von den Vororten abtrennt. Die Strasse vor dem Regierungsgebäude, die seit den misslungenen Wahlen von letztem Jahr für Autos gesperrt ist, war für alle unbefugten Personen abgeriegelt.

........nur ein Wachmann am Eingang des Lukmaan - ja, das gibt es nun halt auch......
Um Punkt zwölf Uhr nachts werde ich von einer Schusssalve aus dem Schlaf gerissen, das tönt wie im Krieg, gewusst davon habe ich nichts, erahne es aber, der Beginn der Feierlichkeiten startet bereits jetzt. Die Nacht ist hell, ich stehe auf, etwas verwirrt, denn wie ein Feuerwerk bei uns tönt das nicht. Rot leuchtende Feuerkugeln verschwinden genau in dem Loch, das die tief liegenden Wolken für den beinahe Vollmond offen gelassen haben. Über den Wolken folgt eine weitere Detonation. Kein Licht in der Stadt, niemand schert sich darum, einzig ein paar Kinder beginnen in den Gassen herum zu rennen, Kinder sind hier sehr frei und oft auch spät abends ohne Aufsicht unterwegs.
Später höre ich von etwas weiter weg wieder Detonationen. Vom TeaHouse oben sehe ich ein schönes Feuerwerk, das auf dem Festgelände südlich der Altstadt abgebrannt wird. In der Umgebung bleibt es ruhig, immer noch kein Licht. Schlafen die alle so gut, oder wollen sie einfach nichts hören?

Am Morgen früh fahre ich mit dem Velo quer durch die Altstadt Richtung Festgelände. Dort läuft noch nichts, ein paar Mal höre ich Sirenen, Motorräder gefolgt von Limousinen brausen herum, auf dem Weg Richtung Altstadt begegne ich Lastwagen mit Militär, vor den Luxushotels in der Shanghanispitze stehen enorm viele teure Autos.
Definitiv, diese Regierung schert sich keinen Deut um die Bevölkerung, das Fest ist nicht für sie gedacht, einzig für die Regierenden selber, die sich mit Pomp und Luxus feiern, abgeschirmt - man versteht das nun, man hat Angst vor dem eigenen Volk - von Polizei und Militär. Für die Bevölkerung gibt es nichts zu feiern. Die CCM, die Partei, die vor gut sechzig Jahren den Sturz eingeleitet hat, ist seither Regierungspartei in Sansibar. Inzwischen korrupt und unbeliebt. Bei den letzten Wahlen vor einem Jahr war die Niederlage der Partei gegenüber der Opposition derartig offensichtlich, dass nur noch eine Annulation der Wahlen geholfen hat. Mit zweifelhafter Legitimation regiert die Partei seither weiter.

Gestern Abend habe ich mit Muhammad, dem Chefbeamten für die Entwicklungsplanung von Sansibar gesprochen. Er fühle sich etwas krank, aber zum Glück habe er ja morgen frei. Nein, er habe keine Lust an den Festivitäten teilzunehmen. Vielleicht müsse er aber doch rasch dort auftauchen.... Auch Mgeni - als Lehrerin ist sie verpflichtet an den Feierlichkeiten teilzunehmen, alle Beamten sind das - fühlt sich auch nicht gut. Ich vermute, dass es in Sansibar heute aussergewöhnlich viele Krankheitsfälle gibt

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