Dienstag, 12. Januar 2016

11.Januar 2016



Zeina, Mariam und das Kindermädchen, das Ahmedi
bei Mgenis Eltern Zuhause hütet, schauen zu Asfia.


Im noch leeren Saal interessiert sich Asfia für Frauenhandtaschen.
Eine Frau neben mir findet das gar nicht lustig.


Ahmedi hat schon sehr viel von Salum. Liebt schöne neue
Kleider und ist ausserordentlich selbstsicher und gesprächig.

Gestern Abend bin ich mit Mgeni und den Mädchen an eine Hochzeitszeremonie für Frauen gegangen. Die eigentliche Hochzeit findet erst in einer Woche statt. Auf der Einladung stand 18 Uhr, Mgeni sagte mir 19 Uhr, angefangen hat das ganze schliesslich um halb 10. Wir gehörten zu den ersten Gästen. Unangenehm war einzig, dass man auf Bodenmatten sass. Mein Rücken, der sowieso etwas streikt, fand das eine Zumutung. Vermutlich vor allem aus diesem Grunde erwache ich heute Morgen spät – es ist auch spät geworden - und wie gerädert. Vom Alkohol oder sonstigen Drogen kann das nicht herrühren, denn den gab es natürlich nicht.


Ahmedi scheint sich zwischen all den bunt herausgeputzten Frauen
sehr wohl zu fühlen


Die Frau in Schwarz war die einzige an diesem Anlass.
Obwohl diese schwarzen Umhänge aus den arabischen Ländern
noch vor kurzem der letzte Schrei der Städterinnen waren.


in der Mitte  und im Dunkeln Mgeni in Gelb

Trotzdem wurde das ganze mit der Zeit sehr ausgelassen. Endlich kam dann die Braut und wurde auf das Riesensofa gesetzt. Gesänge aus dem Koran und schliesslich Trommeln und Frauenstimmen, es wird rasch ausgelassen getanzt, dazwischen schrille Schreie. Schliesslich und spät, wird Essen gereicht, etwas Indisches, scharf-saures Kürbiscurry, Humusbällchen mit Kokosnusschutney und Fleischspiesschen. Anschliessend eine fantastische Glace. Aus was das gewürzte Eis besteht finde ich nicht heraus. Nun wird es Zeit, die Geschenke zu überreichen, etwas für den Haushalt hat mir Mgeni gesagt, ich bringe einen Thermoskrug. Die Sachen türmen sich hinter der Braut und ihren Helferinnen auf. Erst jetzt sehe ich sie lachen. Vorher sass sie eher verängstigt und ohne Kontakt mit dem Publikum, schön herausgeputzt auf ihrem Sofa. Lehrerin sei sie ebenfalls, meint Mgeni und eine ihrer Cousinen.


Die stark geschminkte Braut bei einem Ritual das ich nicht verstehe


Das Frauentreffen – Männer waren nicht ausgeschlossen, der Filmer und Fotograf war ein Mann, auch ein paar weitere Helfer, das ganze war sehr professionell organisiert und kostete sicher viel Geld - unterschied sich gar nicht so stark von einem ähnlichen Anlass bei uns. Die Frauen geben sich mächtig Mühe, putzen sich heraus, bunte, gerne glitzernde Kleider, die Kopftücher werden kunstvoll und aufwändig, die Vorbereitungen müssen Stunden dauern, aufgetürmt über den meist nicht vorhandenen langen Haaren, alles Stopfmaterial, Schminke ebenfalls, zum Teil sehr stark, Salum findet das nicht lustig.
Salum lasse sie sowieso nicht gerne an Hochzeiten gehen, beklagt sich Mgeni. Obwohl ja Männer und Frauen getrennt feiern, der Bräutigam konnte nicht einmal besichtigt werden. Doch die heutigen Frauen, die wollen auch hinaus und sie tun es auch. Selbst wenn der Mann nicht einverstanden ist. Eitle Frauen sieht man, die beständig von sich Selfies schiessen, schüchterne Frauen aber auch, die den ganzen Abend beobachtend in einer Ecke sitzen. Oder solche wie Mgeni, die es geniessen, von vielen Leuten umgeben und bewundert zu werden und zu schwatzen.
Kinder hat es wenige, Mgeni ist die einzige, die mit zwei Kindern und drei Kindermädchen kommt, die wenigen übrigen Frauen mit Kindern scheinen sie selber zu hüten. Mariam, Asfias Kindermädchen, trägt ein Seidenkopftuch, das Mgeni gehört. Schön, dass diese Mädchen derartig integriert sind. Obwohl sie schüchterne Zuschauerinnen bleiben.

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