Montag, 9. Juni 2008

6.Juni 2008


Er erinnere sich noch ganz genau, meint Othman, wie vor gut 30 Jahren die neuen Unterwasser-Stromkabel, von Dar es Salaam herkommend, auf der Insel eingeweiht worden seien. Sei das eine Freude gewesen, ein Festen. Und Ali ergänzt, die alten Generatoren in dem Vorort auf dem Hügel wo auch die zwei Wassertürme stehen, die seien plötzlich ausgeschaltet worden. Diese Ruhe dann, das ganze Quartier dort oben habe einem vorher von Weitem mit ohrenbetäubendem Brummen begrüsst. – Ein Teil der alten Generatoren ist auf die Schwesterinsel Pemba gebracht worden, der Rest wohl verrottet, von den Pumpen für die Wassertürme weiss ich es, die funktionieren bereits seit Jahren nicht mehr, deshalb auch kein Druck in den Leitungen und deshalb auch brauchen hier alle Haushalte Wasserpumpen um sich das Nass aus der Tiefe herauf zu holen. Nur jetzt ohne Strom, da helfen diese Pumpen nicht viel.

Heute treffe ich auch die Frau des Deutschen Exhonoarkonsuls von Sansibar an. Ihr Mann sei bereits ganz verzweifelt. Sie müsse ihm ein Flugticket zurück nach Europa kaufen. Der Lärm hier, kein Strom, ausser Lesen könne der nichts machen und dies auch nur, so lange es Tageslicht habe. Sie, als Sansibarifrau, sei sich das halt gewohnt. Mehr Arbeit zwar, mit Kerosen kochen, aber man habe ja Zeit. – Das ist eben glaube ich das Schlimme an unserem Kampf gegen den Lärm. Die Einheimischen stört das gar nicht wirklich. Deshalb sind es dann immer die Weissen, die ausrufen. Oder die Rückkehrer wie der Ali und der Mohammad. Die übrigen haben eine ganz unwahrscheinliche Toleranz.

Ich versuche wieder einmal, übers Internet zu Nachrichten zu kommen. „Electricity Zanzibar“, „elecricity troubles Zanziar“ gibt es schon gar nicht. Wie von früheren Versuchen bekannt, falle ich erst wieder seitenweise auf Ferienressorts, Hotels und Restaurants. Dann schliesslich doch: Tanzania News Online (12) - leider datiert mit 1/19/98, also nicht ganz aktuell. Irgendwo auch noch: "Under the British protectorate, Zanzibar was one of the first world cities to have electricity.“ Da haben wir es also: Sansibar war unter den Briten eine der ersten Städte weltweit mit Strom. Hat übrigens auch die erste Fernsehstation Ostafrikas, die das Farbfernsehen eingeführt hat. Momentan senden die allerdings nur 3 Stunden täglich, von 6 bis 9 Uhr abends, denn auch hier fehlt der Strom - ganz abgesehen davon, dass die meisten Zuschauer sowieso nicht fernsehen können momentan. Aus demselben Grunde. Schliesslich doch noch, vom FCO, vom Foreign Commonwealth Office:"Due to technical problems with an under-sea cable, there is at present no mains electricity on Unjuga (Zanzibar's main island). Many people are without running water, and key services including hospitals and clinics, are affected. Due to the lack of lighting, extra caution should be observed at night. It is not known when the situation will be corrected. Many tourist hotels have their own generators and are therefore functioning as normal; people planning holidays to Zanzibar in the next few weeks might wish to contact their hotels to ensure they have such a generator."
Das ist bereits alles, was ich finde. Den Touristen wird nicht von einem Besuch der Insel abgeraten. Das ist wahrscheinlich auch nicht nötig, in den Ferienressorts an der Küste merkt man womöglich gar nicht viel vom Debakel. Falls die Generatoren weit genug von den Gebäuden entfernt stehen. Und die Besucher der Altstadt, die bleiben eben weniger lange, wenn es ihnen zu bunt wird. - Riskant ist es momentan übrigens nicht nur während der Nacht. Heute Morgen, als ich über den Gemüsemarkt lief, ein von Touristengruppen sehr beliebter Ort, wurde ich, obwohl kein Gedränge war, plötzlich von hinten gestossen. Wütend drehte ich mich um, ein schlecht gekleideter Typ meinte „sorry“ und verschwand rasch im Metzgerladen daneben. Mehr stellte ich nicht fest. Bis mich etwa zehn Minuten später ein Mann darauf aufmerksam machte, dass ich einen Riss in der Tasche habe, die Sachen fast herausfielen, ich solle aufpassen. Sofort kommt mir der Typ auf dem Markt wieder in den Sinn. Ein Schnitt mit einer Rasierklinge, kein Riss ist das. Genau Gleiches ist mir vor Jahren in Marokko passiert. Verloren habe ich nichts dabei. Trotzdem, schon das ungute Gefühl, falls der Schnitt aus Versehen statt die Tasche meinen Bauch getroffen hätte. Die Hochsaison zieht eben hier auch immer Diebe an. Ich erzähle die Geschichte später der Frau Exhonorarkonsul. Genau dasselbe sei ihr vor ein paar Jahren auch passiert. Und wir stellen fest, sogar genau an derselben Stelle, nämlich am Eingang des Marktes, dort, wo es sehr eng ist. Nein, das treffe nicht nur Touristen, da litten die Einheimischen genau so darunter, sie sei schliesslich eine Sansibari. Und Mohammad erklärt später, dass er in zwei Wochen mit der Polizei einen Trainingstag mache. Denn die stünden einfach nie dort, wo man sie gebrauchen könne, die müsse man für solches sensibilisieren. Und ich frage mich – leise für mich nur – ob das wohl nicht eher daran liegt, dass das Kontrollieren von Autos auf Ausweise und Wagenpapiere nicht viel rentabler sei. Bei vielen stimmt da nicht ganz alles und statt eine Busse, kann man da oft noch verhandeln.......


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