Donnerstag, 19. Juni 2008

14.Juni 2008


Eben war ich an der Ausstellung der Henna-Painter im wieder eröffneten Livingstone Restaurant. Und sah dort einen Weissen mit einem grossen Mac-Labtop, nahm deshalb an, der sei der DJ, doch weit gefehlt, er sprach mich an und meinte, ich sei doch die Frau aus der Schweiz. Er habe mich, beziehungsweise meinen Pass, vorgestern im Hafen gesehen, als ich daran gewesen sei, meine ersten Schritte auf dem Weg zu einem sansibarischen Fahrausweis zu machen. Ob ich den inzwischen erhalten habe? Ja - er ebenfalls. Und sei Biologe und Student und arbeite momentan für Chumbe Island, den Marinen Schutzpark. Ich finde das sehr interessant und denke auch langsam, dass alle Weissen hier offensichtlich problemlos Jobs in NGO’s finden, denke also, dass auch ich wohl etwas aktiv werden sollte. Und erzähle ihm, dass ich die Ausstellung im Ausbildungszentrum dort dilettantisch finde, dass man das viel spannender machen könnte. Da willigt er ein. Das sei eben alles von Freiwilligen gemacht worden. Oder schlecht bezahlten, wie ihm. Die würden alle nicht viel länger als zwei Monate bleiben und das reiche eben nicht aus. Wenn ich da Vorschläge habe, sei das willkommen. Der Mann gibt mir sein mail. Und ich habe im Sinne, mich nächste Woche zu melden. Obwohl ein Engagement meinerseits jetzt zu einem dummen Zeitpunkt kommt. Wo ich mich doch eigentlich entschlossen habe, meine Zelte hier abzubrechen und den Mietvertrag im November nicht nochmals zu erneuern. Weil sich die Geschichte mit dem Ali sonst nie auflösen wird. Er hindert mich daran – psychologisch nur – ein neues Leben anzufangen und ich desgleichen ihn. Ein Zusammenleben wiederum scheint definitiv nicht möglich, denn er beharrt darauf, dass ich nicht ehrlich gewesen sei bei der Hochzeit. Nicht wirklich an Gott und vor allem seinen Gesandten Mohammed glaube - worauf ich wenig entgegnen kann. Unsere Ehe sei deshalb gar nicht gültig. Es wäre deshalb eine Sünde, wenn er sich weiterhin wie mein Ehemann benehmen würde, wir Zärtlichkeiten austauschten, im selben Bett schliefen, Sex gar. All dies wäre Sünde. Weiterhin als Freunde zusammen leben, das gehe schon. Was wir nun tun - man ist ja vernünftig und sieht den Konflikt - und im allgemeinen gar nicht so schlecht. Nur kommt da zwischendurch doch immer wieder Frustration auf, ich spüre Eifersucht, unberechtigte zwar, und merke, dass diese Geschichte erst abgeschlossen ist, wenn wir uns nicht mehr nahe sind.

Und jetzt plötzliche fange ich an, mich hier heimisch zu fühlen. Ich lerne momentan viele Leute kennen, wichtige Steine im hiesigen Puzzle scheint mir. Ich kenne das, sobald man eine genügende Anzahl von Bekannten gemacht hat, dann geht das lawinenartig weiter, ist bald nicht mehr zu bremsen.......vielleicht träume ich. Doch seit ich vor rund einem Monat beschlossen habe, dass ich mein Leben hier nun alleine in die Hände nehmen muss, ist wahnsinnig viel ins Rollen gekommen. Die Bekanntschaft im Lukmaan mit dem Belgier, dieser Malnachmittag am Donnerstag und die Leute, die ich dort getroffen habe, mein Entschluss, nun doch einen Fahrausweis zu haben und selbständig mobil zu sein, die Idee mit dem Fernsehspot, die Leute vom ZIFF nun. Und immer mehr Menschen hier scheinen festgestellt zu haben, dass es mich gibt. Und sprechen mich an. Eine berauschende Phase im heimisch werden eigentlich.

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