Sonntag, 29. Juni 2008

28. Juni 2008


Heute Morgen früh gehe ich wieder einmal an den Strand joggen. Ich finde das hart, eben erst aus dem Bett gestiegen, mit steifen Gliedern. Doch nach sieben Uhr kommt die Sonne, da wird es zu heiss. Auch die Flut kommt momentan am Morgen und bedeckt den ganzen Strand um die Shangani-Nase herum, nur Felsbrocken und zerbröckelnde Quaimauern säumen dann das Ufer.
Wie immer ist ein kleines Völkchen, viele Habitués, die ich vom Sehen her kenne, daran sich leiblich – und auch geistig, eine Inderin kommt immer des morgens hier meditieren – mit Angesicht zur Meerespracht und des sich erhebenden Tages zu ertüchtigen. Heute sitzt der junge Afrikaner der für seine Schwitzübungen, gleich wie die Strassenwischer in der Schweiz, merkwürdigerweise immer ein oranges synthetisches Gilet anzieht zusammen mit einer Schwarzen mit knappem Trägerleibchen und daraus hervorquellender Fülle im Sand. Eine Frau vom Festland offensichtlich. Es ist doch schon komisch: Da lebt ein Volk friedlich und nackt vor sich hin, bis die Missionare und islamischen Bekehrer kommen und es in keusche Kleidung zwängen. Und merkwürdigerweise akzeptiert es das. Lange Zeit mindestens, der islamische Teil der Bevölkerung bis heute. Aber eigentlich fühlen sich diese Menschen in ihrer Nacktheit wohl, sie entspricht ja auch bestens dem hiesigen Klima, das sehe ich der Frau an. Sie hat nichts kokettes an sich, das ist bei ihr ganz natürlich. – Nur bei der Polygamie mussten auch die islamischen Bekehrer nichts nachhelfen, das liegt in der Natur der Afrikanischen Männer. Vielleicht der Männer überhaupt - und wurde einfach wegzivilisiert.

Etwas nördlich vom Serena Hotel, dessen Strand die äusserste Spitze der Halbinsel einnimmt und von Sicherheitsmännern bewacht wird, ist die Badestelle der indischen Kolonie hier. Die Inder lieben es, des Morgens minutenlang im Meer herumzusitzen und zusammen zu schwatzen. Obwohl laut dem Instruktor auf Chumbwe Island die Stone Town kein Abwasserreinigungssystem mehr hat - das muss irgendeinmal versandet sein, ist ja normal am Strand - und deshalb die Hygienewerte des Wassers nicht zu einem Bade einladen können. Doch was tut das den Indern. Die baden ja auch im Ganges. Dieses Morgenbadschwatzritual mindestens scheint ihnen gut zu tun.

Weiteres zur Wasserqualität. Saada, die Frau des deutschen Exkonsuls meint zu mir, sie koche das Leitungswasser hier, dann filtere sie es. Sicherheitshalber. Auf meinen Hinweis, wir würden das Wasser ab Hahnen trinken, nicht gerade unser eigenes, denn dessen Fassung ist ganz offensichtlich zu nahe am Meer, das hat einen salzigen Geschmack, aber dasjenige vom Lukmaan, meint Saada, das gehe auch. Ihre Nachbarn würden das ebenso machen. Man müsse sich dann halt einfach halbjährig entwurmen. Was mich etwas erstaunt, eigentlich dachte ich immer, dass das Wasser, wenn es unser Verdauungssystem ohne offensichtlichen Schaden passiert hat, unserem Körper wohl genehm sei. An nachwirkende Schäden habe ich noch nie gedacht. Ist wohl ebenfalls eine dieser hiesigen Medizinweisheiten.

Gestern Abend schauen wir sansibarisches Fernsehen. Die Nachrichten sind langfädig – ich verstehe ja auch lange nicht alles - doch auch Ali langweilt sich. Die meiste Zeit werden irgendwelche Magistraten gezeigt, die ihre Reden von einem Blatt ablesen. Nicht unbedingt ein erfreuliches Bild und meistens kommentarlos gebracht. Danach kommt Werbung und dies ist, was mich eigentlich interessiert. Bin ich doch daran, diesen Spot für den Lukmaan zu drehen. Dass Othmans Wunsch ziemlich hoch gegriffen ist bemerke ich sofort. Eigentlich werben im Fernsehen nur die vielen verschiedenen Telefongesellschaften. Aufwändig und poppig, die verdienen ja auch happig. Und auch der Präsident bringt im Staatsfernsehen einen Werbespot für sich. Darin entdecke ich auch den Journalisten, dem ich letzte Woche mitfühlend meine Meinung zur Pressefreiheit in Sansibar mitgeteilt habe. Das war wohl wirklich nicht die richtige Adresse.......

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