Samstag, 30. Juni 2007

2007-6-25


25. Juni

Der Start des Tages ist schlecht. Ali weckt mich um sechs Uhr morgens auf, wo dies doch der Zeitpunkt ist, zu dem wir hätten Abfahren sollen um rechtzeitig am Flughafen zu sein für den Flug von 6Uhr45. Ich schaffe es, in einer Viertelstunde bereit zu sein. Auf der Fahrt zum Flughafen setzt auch noch ein eisiger Regen ein, der aus dem dämmrig verhangenen Himmel fällt. Klitschnass erreichen wir den Flughafen gerade noch rechtzeitig.

Daresaalam, 22.Juni 10 Uhr morgens. Ich sehe auf der elektronischen Anzeige am Strassenrand, dass es 22 Grad warm ist. Für die Tropen unanständig kühl. Und werde nie begreifen, weshalb selbst bei solchen Temperaturen in teuren Restaurants – hier im Zentrum gibt es nur noch Banken, Büros, teure Restaurants und luxuriöse Läden – überall die Klimaanlagen laufen und die Räume zusätzlich kühlen. Auch nach einem heissen Tee wird uns nur langsam wärmer.

Daresaalam ist ein merkwürdiges Gemisch aus einer Drittweltstadt und einer Grossstadt, wie man sie überall auf der Welt antreffen kann. Unheimlich viele Hochhäuser werden momentan hochgezogen, ganze Quartiere ausradiert. Im Zentrum wurde stark „aufgeräumt“. Kaum mehr Strassenhändler, wenige Bettler, eigentlich recht sauber. Exotisch sind vor allem die Kleider der Frauen. Zwischen modern westlich mit viel nackter Haut, traditionell westlich mit langen Kleidern und Rüschchen, über traditionell afrikanisch, üppige Frauen in bunt wippenden Gewändern und Tüchern, bis hin zum „Sansibari-Typ“, den islamisch verschleierten Frauen. Die Männer sind da weniger traditionsbewusst. Die meisten kleiden sich westlich. Am liebsten in schicken Anzügen und Kravatte.
Auffällig sind weiter die vielen sehr voluminösen Frauen. Genug Essen zu haben ist eben immer noch ein Privileg. Wenn man es sich leisten kann, dann isst man. Gänzlich anders als bei uns, sind diese fetten Frauen sehr selbstbewusst und stolz. Und wirken dadurch trotz ihres Umfanges irgendwie graziös und begehrenswert. – Die Kehrseite davon: Sehr viele Leute hier leiden an Diabetes und Bluthochdruck, zwei weit verbreiteten Leiden.

Mit dem letzten Flug des Tages wollen wir zurück nach Sansibar fliegen. Ich bin froh, aus dieser lärmigen, unheimlich müde machenden Stadt wegzukommen. Obwohl wir heute Glück hatten. Am Morgen war es zwar kühl, doch dafür war der Rest des Tages sehr angenehm. Normalerweise ist Daresaalam eine brutheisse Stadt. Jetzt freue ich mich auf den 20 minütigen Flug mit einem kleinen Flugzeug, der gerade während des Sonnenunterganges stattfinden sollte. Allerdings hat das Flugzeug dann Verspätung, so dass wir erst bei Dunkelheit abfliegen. Die Lichter der Grossstadt sind trotzdem schön.
Fliegen ist, wenn man die Flughafentaxen und die Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt dazu rechnet, gut doppelt so teuer wie das Schnellboot. Ich leiste mir den Flug, weil momentan das Meer von dem starken Südwestwind, der die kühle Jahreszeit begleitet, aufgewühlt ist und ich alles andere als seetüchtig bin. - Dabei wurde gerade diese Jahreszeit von den arabischen Händlern, die in Sansibar Geschäfte machten, für ihre Rückreise geschätzt. Sehr schnell treibt der Wind die Dahus, die alten Segelschiffe, die auch heute noch ein beliebtes und billiges Transportmittel sind, Richtung Norden. Eine Fahrt in Gegenrichtung ist allerdings mit den schwer manövrierbaren Gefährten kaum möglich. Erst ein halbes Jahr später, mit dem Nordwestmonsun kamen früher die Händler zurück nach Sansibar.

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