30.März 2007
Heute wieder zwei Häuser angeschaut. Beide waren eigentlich vom Grundriss her recht spannend. Zwar viel daran herumgebaut, vieles müsste in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, aber das ist wohl normal bei alten Häusern. Eines war verlottert, das andere ganz schlimm verlottert. Ein Haus mit Innenhof und darum herum Säulengängen, diese allerdings nicht mehr wie ursprünglich in Holz, sondern in Beton nachgebaut. Müssten eh entfernt werden, denn die Träger sind bereits gänzlich durchgerostet. Viel Arbeit also und viel Geld. Vor allem aber: Die Preise entsprechen nicht dem Wert der Häuser. Die Preise, die in der Altstadt jetzt schon verlangt werden, die kann kein Einheimischer bezahlen. Auch die Renovation der alten Häuser nicht, deshalb wollen sie ja auch alle verkaufen und auf dem Land etwas Neues, Billiges aufstellen. Für ein Auto, das es dann natürlich auch noch braucht, selbst ein klappriges, soll der Verkaufspreis dann auch noch reichen. Häuser für Weisse, zu Preisen für Weisse. Nur dass sie nicht begreifen, dass dies gerade in einem einzigen Quartier, dem meernahen „Shangani“, wo wir jetzt wohnen, auch wirklich möglich ist. Hier ist das Quartier bereits sauber, wird gepflegt, denn die Touristen wollen das so. Aber in den anderen Quartieren, voller zusammengefallener Häuser und Unrat, ist das noch lange nicht so weit. Mag sein, dass, wenn der Tourismus hier weiter so boomt, in zehn Jahren auch diese Quartiere attraktiv sein werden. Aber nicht jetzt. Die Wohnungen kann man nur an Einheimische vermieten. Und die können zwischen 30.- und 100.- SFR pro Monat für eine Wohnung ausgeben. Mehr sicher nicht. Wie soll man da die Hauspreise, die bereits 200'000.- vor der Renovation betragen, irgendwie amortisieren? 6 Wohnungen zu 50.- vielleicht, das gibt einfach kein Einkommen. – Aber die Leute hier lieben es zu träumen.
Interessant sind die Hausbesichtigungen natürlich auch deshalb, weil ich so in die Häuser hinein komme. Obwohl ich mich geniere, in das Privatleben der Einheimischen einzudringen. Derartig jämmerlich scheint mir oft ihr Leben. Doch vielleicht empfinden sie es gar nicht so. Die Erdgeschosswohnungen sind zwar recht angenehm kühl, etwas dass man in den Tropen nicht unterschätzen darf, dafür aber düster stickig und meist stinkend. Kaum Tageslicht, wie schmutzige Höhlen. Ich stelle mir vor, dass die Bewohner jedes Mal geblendet sein müssen, wenn sie aus den Häusern hinaustreten in das flirrende Sonnenlicht. Und die Leute leben sehr eng aufeinander. Der Unrat, der sich überall, in den Innenhöfen, auf den Terrassen, auf jedem freien Raum eigentlich stapelt, der Rauch und der Geruch von gebratenem Fisch und Fett, der praktisch zu jeder Tageszeit aus irgendeinem Winkel emporsteigt macht mich glauben, dass es für mich – abgesehen von den übersetzten Preisen – nicht einfach sein würde, mit Einheimischen zusammen im selben Haus zu wohnen. Auch wenn ich es bedaure, dass wohl – mindestens im Shangani-Quartier - bald überhaupt keine Sansibaris mehr wohnen werden. Viel zu teuer. Weisse, Araber, Inder kaufen die Häuser auf. Für sich selbst, häufig aber auch als Investition, weil sie glauben, dass die Preise noch mehr steigen. Dabei sind sie für das Landesniveau bereits jetzt unvernünftig hoch.
Dieses mal geht es mir gesundheitlich viel besser. Die Hitze machte mir zwar am Anfang zu schaffen, doch unterdessen habe ich mich bereits ans Schwitzen gewöhnt, daran, mich dauernd etwas stinkend zu fühlen. Obwohl Ali meint, dass die „Mzungus“, die Weissen nicht stinken würden, das sei etwas anderes als bei ihnen. Trotzdem, ich finde das kein duften.
Gesundheitlich viel besser geht es mir aber sicherlich auch aus psychologischen Gründen. Nachdem ich mich das letzte Mal hier in Sansibar zweimal auf Malaria habe prüfen lassen und dann noch einmal in der Schweiz – jedes Mal mit einem negativen Resultat – bin ich irgendwie überzeugt, dass ich eine gute Resistenz gegen die Krankheit haben muss. Denn gestochen wurde ich genügend häufig und werde es immer noch. Nicht mehr in der Wohnung oben, aber unten im Hof und in der Küche, wo es keine Moskitogitter hat, ist es schwierig, Stiche gänzlich zu verhindern. Normalerweise vermeide ich es zwar, in der Dämmerung hinunter zu gehen, doch das ist nicht immer möglich. Gestern etwa, hatten wir wieder einmal kein Wasser, so dass ich mich unten im Hof, wo es direkt von der Moschee hinunter fliesst, duschen musste. Die Waschmaschine benötigte eine Reparatur und weil dort kein Wasserhahnen befestigt war, der das Wasser hätte stoppen können, musste Ali direkt auf dem Dach oben den Tank abstellen. Also kein Wasser im 1.Stock. Inzwischen ist dort ein Hahnen montiert, das Wasser fliesst wieder, die Waschmaschine ist aber noch nicht zurück. Beim Schwingen hat sie ein Lager verloren. Vielleicht auch gleich alle, wie auch immer, der Lärm war höllisch. Occasionsmaschine aus Europa. 200.- hat Ali dafür bezahlt.
Aber eigentlich war ich ja bei meiner Gesundheit und den Mückenstichen. Glaubend nun, dass ich wohl zu den recht malariaresistenten Leuten – die es hier durchaus auch gibt – gehöre, geht es mir gesundheitlich viel besser. Ich denke nicht bei jedem Kopfweh, dass das nun sicher ein Anzeichen der Krankheit sei. Ich denke jetzt, wie mir das die Josephine, meine Swahili-Lehrerin gesagt hat, das sei wohl von der Hitze. Dieses Wetter könne Kopfschmerzen geben. – Merkwürdig also, wie gross der Einfluss des Kopfes auf den Körper ist.
Unsere Katze. Die Engel würden Häuser meiden in denen es stinke, meint Ali, die Dämonen hingegen würden das lieben. Weshalb Gestank vermieden werden müsse (demnach muss es hier in der Stone Town sehr viele Dämonen geben). Ich bin damit vollkommen einverstanden. Nicht mit Dämonen und Engeln. Aber dass der Gestank weg muss, das sicher. Unser Haus stinkt nun nach Katzenurin, das ist nicht mehr raus zu bringen aus dem Erdgeschoss wo das Sandkistli der Katze steht. Fürchterlich, ich wusste gar nicht, dass Katzen so stinken können. Oder tun das nur „Moudis“? Oder nur unkastrierte Moudis? Oder müssen wir den Essplan ändern, die Schale Milch täglich streichen? Obwohl eben eigentlich vor allem der Urin stinkt. – Ali hat einen Schreiner beauftragt ein einfaches Treppchen für die Katze auf die Dächer hinauf zu machen und will die Sandkiste unter dem Dachvorsprung platzieren. Ob dies das Problem wohl löst? Mindestens stelle ich mir das Wechseln des Sandes dort oben eher schwierig vor. – Vorsichtshalber habe ich einen Zaun um mein Blumenbeet gesteckt, ich befürchte, die Katze könnte häufig zu faul sein, bis unter das Dach hinauf zu klettern. Item, on verra.
Auch über die Katzen. In der Schweiz sind die Leute mager und die Katzen dick. Hier ist auch dies genau umgekehrt: die Katzen sind mager und die Leute, mindestens sobald sie die Mittel dazu haben genug zu essen, dick. Vom Fitnessgedanken keine Spur. Wer wohlhabend ist, soll dies auch zeigen. Chapati und Chipsi. Beides fettdurchtränkt. Auch Süssigkeiten, etwas Teures hier, sind sehr beliebt. Selbst die Getränke werden meist grosszügig gesüsst. - Wieder fällt mir auf, dass mir hier der Alkohol gar nicht fehlt. Niemand trinkt Alkohol – der ist fast ausschliesslich für die „Mzungus“ da. Oder für die zahlreichen „Mainländer“, meist Christen, die das Tourismusgeschäft auf die Insel gelockt hat.
Wie mancher Regenguss ist heute wohl bereits niedergegangen? Zehn, zwanzig? Ich könnte es nicht sagen. Und habe mir vorgenommen, dies Morgen zu zählen. Die meisten sind kurz und heftig, keine fünf Minuten, doch das reicht, dass alles klatschnass wird. Dazwischen aber auch immer wieder die Sonne. Das Meer ist meistens recht aufgewühlt. „Kusi“ jetzt, der Wind aus Südwesten, etwas weniger heftig als der Nordostpassat.
Acht Uhr abends. Eben gerade fliegt wieder ein Flugzeug über der Altstadt zur Landung an. Auch die Flugzeuge, die täglich hier landen sollte ich einmal zählen.
Mittwoch, 25. April 2007
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