Mittwoch, 25. April 2007
24.April 2007
24. April 2007
Heute Morgen hat sich wieder einmal eine Sturzflut hier entladen und es ist jetzt etwas kühler. Ich bin durch den Regen gelaufen, wurde tropfnass und hatte fast etwas kalt. Und habe dann schliesslich auf der Strasse für 4.50 SFR einen Regenschirm gekauft. Der kehrt sich zwar bereits beim schwächsten Windstoss, aber da er sich auch leicht, ohne zu brechen, wieder zurückdrehen lässt, ist er vielleicht gar nicht so schlecht.
Von dem Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. Ich habe das manchmal an einem Sonntag Morgen an der Schützenstrasse. Dann ist es derartig ruhig dort, dass ich mir vorstelle, die einzige Überlebende einer Katastrophe zu sein. - Dieselben Gedanken kommen mir hier während eines sintflutartigen Regenfalles. Nicht dass es da ruhig wäre, im Gegenteil, das Trommeln auf den Wellblechdächern ist unheimlich laut, übertönt alles. Und die Gassen sind gänzlich leer gefegt, kein Mensch draussen. Finster ist es auch, selbst mitten am Tag benötigt man Licht, eine Weltuntergangsstimmung. - Und trotzdem mag ich diese Momente. Sie haben etwas Gewaltiges, Beeindruckendes. Und ich singe so laut wie sonst nie, denn niemand kann mich hören.
Eine weitere Mückenbeobachtung. Wenn es wirklich am Morgen sturzregnet wie heute, fliegen keine Mücken in der Morgendämmerung herum, an feucht-schwülen Morgen ist das ganz anders. Die Mücken drängen sich an der Moskito-Türe und wollen in unser dunkles Badezimmer, denn sie mögen das Sonnenlicht nicht. Ebenso scheinen die schweren Regentropfen sie daran zu hindern herum zu fliegen. Was eigentlich verständlich ist. Vermögen die schwer herunter fallenden Tropfen junge Pflänzchen einfach abzuknicken, so können sie bestimmt auch die Mücken in ihrem Flug zu einem bösen Absturz bringen.
Von der unmittelbaren Erfüllung der Wünsche hier. Ich lese im Buch „Die Weissen denken zuviel“ von Parin/Morgenthaler, dass schwarze Frauen überhaupt nicht verstehen können, dass „Mzungu“-Frauen ihre Kinder nicht immer gerade dann stillen, wenn sie danach verlangen. Sie glauben, dass die weissen Frauen ihre Kinder nicht genügend lieben. Und vermuten, das komme daher, dass sie bei der Geburt zu wenig Schmerzen hätten, die Liebe deshalb nicht so gross sei, wohl auch der Verlust kleiner. – Hier werden die Wünsche und Bedürfnisse, wenn immer möglich sofo
18.April 2007
18. April 2007
Heute Morgen habe ich endlich den „Sheikha“ vom „Mkunazini“-Quartier getroffen, dort wo das Restaurant liegt und auch das Haus, das ich eigentlich hätte kaufen wollen. Nach dieser Begegnung bin ich überzeugt, dass Ali recht hat, wenn er sagt, dieser Mann stecke mit den Leuten, die den Abriss beauftragt hätten unter einer Decke.
Am Montag Morgen sind wir ins „Stone Town Conservatory Office“ gegangen um dort zu berichten, dass wir festgestellt hätten, dass ein Haus ohne Bewilligung abgerissen werde. Aziza, die für diesen Fall zuständige Frau und ihr ganzes Team zeigen sich sehr interessiert für unsere Geschichte. Sie wollen die Fotos sehen, die ich vom Abriss gemacht habe. Meinen, ich sollte einen Brief an den Direktoren schreiben, den Fall schildern und die Fotos beilegen. Das unterstütze sie in ihrer Arbeit, gebe ihnen mehr Gewicht.
Mit einer Kamera ist man immer irgendwie gewichtig. Ich weiss das und bluffe bewusst. Montag Morgen habe ich die Abrissstelle gefilmt und fotografiert. Ein Arbeiter ist gekommen und meinte, er wolle nicht auf das Bild, denn ich würde das dann teuer in Europa verkaufen. Er ist sehr jung und spricht fliessend Englisch. Ich antworte ihm, dass mich dies nicht interessiere. Dass ich aber fotografiere, weil sie hier etwas Illegales am Tun seien. Es liege keine Bewilligung für den Abriss des Hauses vor und ich sei sehr böse darüber und gedenke, ihnen Ärger zu bereiten. Er solle dies den übrigen Arbeitern übersetzen. Als wir kurz darauf nochmals vorbeischauen, sind die Arbeiter weg. Und haben bis heute, zwei Tage später, ihre Arbeit nicht wieder aufgenommen. Die wussten also genau, dass sie etwas Unerlaubtes taten und kriegten Angst vor meinen, eigentlich ziemlich leeren Drohungen.
Heute Mittwoch ist der Tag des Unesco-Weltkulturerbes. Riesige Festivitäten werden aufgezogen, ein Umzug mit Musik, Plakaten und Tänzern durch die Altstadt findet statt. Später werden in den Forodhani-Gardens in einem symbolischen Akt Bäume gepflanzt. Viele der Umzugsteilnehmer sind nicht freiwillig hier. Ganze Schulklassen wurden engagiert und auch die Beamten müssen mitlaufen, denn schliesslich soll die Sache ja auch nach etwas aussehen. Ich finde das zwar gut, doch bin ich nicht überzeugt, dass den Schulkindern überhaupt genau erklärt wurde um was es hier eigentlich geht.
Gestern habe ich die Schwedin getroffen, die in der NGO arbeitet, die das Unesco Projekt unterstützen soll. Es gehe vor allem darum, den Leuten hier klarzumachen, dass sie mit der Stone Town etwas hätten, auf das sie stolz sein müssten. Etwas, dass es wert sei, bewahrt zu werden. Das Bewusstsein sei einfach noch nicht entwickelt und nur mit Verboten gehe das nicht. Man könne unmöglich alles kontrollieren, die Bewohner hier müssten mitmachen, weil sie eben auch einen Sinn in dem ganzen sähen. – Bedenklich finde ich allerdings, dass der Chef der Organisation, die das Unesco-Projekt unterstützen soll, genau dieser Sheikha ist von dem ich vorhin gesprochen habe. Und heute endlich, an dieser Veranstaltung stellt mir die Frau den Mann dann vor.
Hier kann er mir nicht ausweichen. Seit zwei Tagen haben Ali und ich vergeblich versucht ihn zu erreichen. Gestern Abend noch glaubte ich, es nun geschafft zu haben. Arbeiten tut er wie gesagt, für diese Stone-Town-Erhaltungs-Organisation, einem Verein, bei dem ich im Sinne habe mitzumachen. Leider war er in den letzten Tagen immer an Sitzungen und unerreichbar. Das Amt des Sheikha, des Quartiervorstehers übt er also im Nebenamt aus. Und sein dortiges Büro ist einfach sein Wohnhaus. Gestern Abend klopfte ich dort an die geschlossene Türe und eine junge Frau öffnete mir. Ich fragte, ob der Sheikha zu Hause sei. Sie meinte ja und wies mich an, auf der Polstergruppe im Eingangsraum Platz zu nehmen. Nach einer Weile kam sie zurück und meinte, sie finde ihn nicht, er sei wahrscheinlich wieder ausgegangen. Allerdings hat das Haus nur einen Ausgang und dort ist sie selbst zusammen mit anderen Frauen gesessen als ich kam. - Ich kann mir dies nur so erklären, dass der Mann inzwischen vernommen hat, dass eine „Mzungu“ hartnäckig versuche ihn zu erreichen, wegen dem Abriss des Hauses hinter der Schule. Und dass er, statt erfreut, über übles Treiben unterrichtet zu werden, lieber nichts davon wissen möchte.
Diese Vermutung bestätigt sich heute Morgen, als ich dem Sheikha mitteile, dass ich dringend versucht hätte, ihn zu erreichen. Da die Sache aber dringend sei, hätte ich heute Morgen meinen Brief mit dem Bericht und den Fotos zum Direktor des „Stone Town Conservatory Offices“ gebracht, würde ihm aber gerne eine Kopie davon überlassen. Die Art, wie der Mann mir ausweichend antwortete, sagt genug. Er sei halt die letzten Tage immer sehr beschäftigt gewesen, habe noch keine Zeit gefunden, sich die Sache überhaupt selber anzusehen. - Obwohl Ali meint, dass der Sheikha täglich in der kleinen Moschee gerade hinter der Abrissstelle beten gehe. - Eine Kopie vom Brief hätte er gerne, meint er zwar, aber die Art, wie er sich darauf sofort anderen Leuten zuwendet, lässt mich vermuten, dass die Sache ihm alles andere als angenehm ist.
Im Umzug läuft auch Mohamed, der Architekt, das ist seine Pflicht als Mitglied des „Stone Town Conservatory Offices“. Er meint, am Nachmittag um drei würden dann die Politiker noch Reden halten. Ich habe für den Moment genug gesehen, verabschiede mich und nehme mir vor, am Nachmittag noch schöne Reden filmen zu gehen. Man weiss ja nie, wozu das nützlich sein könnte. Eine Reportage über den Fall machen, das würde ich gerne und mit dem Umzug hätte ich nun auch bereits geeignetes Bildmaterial. Zusammen mit vielen einfach zu findenden guten und schlechten Renovationsbeispielen in der Stone Town. Das was hingegen am wichtigsten, aber auch am schwersten zu beschaffen sein wird, sind Interviews mit den beteiligten Leuten. Ohne letztere ist keine spannende Reportage möglich.
Ali findet es gut, dass ich kämpfen will und unterstützt mich tatkräftig. Meint aber gleichzeitig, dass ich mich bei der Schweizer Botschaft anmelden sollte. Damit die wüssten, dass ich hier wohne. Das habe es immer wieder gegeben, dass Ausländer mit Aufenthaltsbewilligungen dazu aufgefordert wurden, das Land innerhalb von 24 Stunden zu verlassen. Unter fadenscheinigen Vorwänden. Ich möchte vor allem nicht, dass Ali und das Restaurant Schaden nehmen könnten. Mohamed verneint dies entschieden. Nein, das könnten die unmöglich machen. Ist er wohl zu lange weg gewesen und zu kurz wieder zurück auf der Insel, oder ist Ali zu misstrauisch? Mindestens sieht auch Othmani, der Partner von Ali besorgt aus, als wir ihm von der Geschichte erzählen. Das seien mächtige Leute.
15.April 2007
15. April 2007
Ein Bild bleibt mir in der Erinnerung haften: Alis Mutter, wie sie, eine stattliche, irgendwie würdevolle Frau, zwischen Zementsteinen und Sand im unvollendeten Teil des Hauses sitzt. Zufrieden scheint sie. Meint, das sei besser hier. Auf dem Land, wo sie zusammen mit ihrem fünften Mann und der ganzen Familie - da sind auch noch Töchter, Ehemänner, Kinder, eine normale afrikanische Familie eben – in einfachen, Blätterbedeckten Lehmhüttchen lebte, da habe es immer hineingeregnet. Das Leben auf dem Land sei zu hart, auch die Feldarbeit. Nun wohnt sie meistens in dem unvollendeten Haus, das Ali während der Zeit, in der er in der Schweiz arbeiten konnte, zusammengespart hat. Ein einfaches Haus in einem Vorort der Stone Town, die Häuser stehen dicht, kein Grün, doch mindestens hat das Haus einen winzigen Innenhof. Mit den 8000.- Franken aus der Schweiz konnte der Halbbruder hier ein angefangenes Haus kaufen. Mit seiner Familie wohnt er im vollendeten Teil. Der andere Teil ist seit Jahren eine Baustellen. Wände und Dach, der Rest wartet auf seine Vollendung. Doch das ist hier ganz normal, mindestens scheint sich Alis Mutter nicht im geringsten daran zu stören. Sie sitze hier auf den Zementsteinen, weil auf dieser Seite des Hauses ein angenehmer Wind wehe um die Mittagszeit. Wir unterhalten uns in meinem spärlichen Swahili, sie spricht kein Englisch. Doch ich verstehe recht viel. Auch die Frage, weshalb ich und Ali denn nicht auch hier wohnen wollten? Im unvollendeten Teil gibt es ja zwei weitere Schlafräume und einen Wohnraum, eine weitere Küche und eine Toilette. Weshalb wir denn in der „Mji Mkongwe“, der Altstadt wohnen wollten? Ich erkläre, dass es mir dort gefalle, weil das Meer ganz nah sei und die Luft besser, frischer. Und hoffe damit, eine nicht beleidigende Erklärung gefunden zu haben. Ich kann ja nicht sagen, dass ich mir nicht vorstellen könne, in diesem dicht bebauten, schwülen, von Mücken verseuchten Vorort weit weg vom Zentrum - zu Fuss läuft man sicher zehn Minuten durch abfallübersätes Brachland, bis man irgendwo ein Dalladalla, einen Gemeinschaftsbus finden kann – zu leben.
Im Untergeschoss das regelmässige Klopfen der Handwerker. Bevor neu verputzt werden kann, muss erst der modernde Putz weg. Die „fundis“ arbeiten hier für 10.- pro Tag, was kostet, ist vor allem das Material. Für rund 500.- SFR, nehme ich an, wird das Gästezimmer renoviert sein. Inklusive der Toilette, die eigentlich noch ganz gut ist, braucht nur einen neuen Spülkasten. Das gibt hier etwas Arbeit, ist gut für das alte Haus und – hoffe ich – wird auch einmal von Gästen genutzt werden. Da wir das Haus für anderthalb Jahre im voraus gemietet haben - statt Mietzins zu bezahlen, haben wir die Dächer für 1500.- neu gedeckt - scheint mir diese Investition wert.
Ali erzählt mir von seiner Anfangszeit in der Schweiz. Zuerst seien sie in Militärbaracken gebracht worden. Dort habe man ihnen gelernt, in der Schweiz zu leben. Das sei sehr wichtig und gut gewesen. Was man mit dem Abfall mache, das man den auftrenne und keineswegs einfach auf die Strasse schmeisse, wie man in einer Wohnung lebe, bzw. eine solche behandle, all dies wüssten ja die Leute, aus einfachen Hütten kaum ohne Einrichtung stammend, gar nicht. Da wäre sofort alles kaputt. Wann man ruhig sein müsse, weil die Schweizer sich nicht gewohnt seien, mitten in der Nacht Lärm zu hören. Auch wie man einen Kochherd und eine Waschmaschine bediene. – Letzteres kann er nun bestimmt genauso gut wie ich. Mindestens mit unserer Occasionswaschmaschine kommt er viel besser zurecht als ich. Bei mir springt sie häufig nicht an, oder dann kann ich die Türe am Schluss nicht öffnen. All die Bedienungsknöpfe sind eben bereits etwas abgenutzt.
Wenn man dann diese erste Zeit in den einfachen Baracken durchlebt habe, dann wisse man bereits etwas und werde in Asylantenheime transferiert. Und wenn man sich dort auch gut verhalte, dann könne man irgendeinmal frei in Mansarden wohnen, wie er dies habe tun können.
All diese Erziehung fehle hier in Sansibar. Weder Eltern, noch Lehrer, noch geistige Führer, noch Politiker wären da Vorbilder. Da fehle es an vielem. – Saidi, ein Sansibari aus Bern, der auch bereits seit sieben Jahren in der Schweiz lebt und nun mit einer Schweizerin verheiratet ist, kommt für drei Wochen auf Besuch. Auch ihn stören Schmutz und Abfall hier. Sieben Jahre scheinen zu genügen, um das Empfinden, das Verhalten der Leute zu verändern. Sechs Wochen, wie beim Mody, offensichtlich nicht. Zurück in Sansibar, hat er all meine erzieherischen Bemühungen bereits nach drei Monaten wieder vergessen.
Ali kommt jeden Tag mit neuen Plänen, neuen Ideen und Wünschen. Anfangs hat mich dies sehr verwirrt, weil ich sofort begann, über deren Konsequenzen nachzudenken, das ganze im Kopf oben durchzuspielen. – Inzwischen bringt es mich nicht mehr aus der Ruhe, wenn er an einem Tag meint, wir sollten aus seiner kleinen Wohnung, die nun leer steht und die ich eigentlich gerne an Studenten vermieten würde, einen kleinen Lebensmittelladen machen. Zur Unterstützung des Restaurants. So könnten sie dann die Sachen günstig einkaufen, müssten nicht noch Geld jemand anderem abtreten. Ich wende ein, dass dies zwar ein guter Gedanke sei, doch dass man erst überprüfen müsse, ob denn ein solcher Laden im Quartier auch rentiere. Es gebe bereits derartig viele kleine Läden. Man müsse wissen, ob denn dieser Laden die 60.-SFR Mietzins monatlich, recht viel hier, überhaupt je einbringen könne. – Am nächsten Tag meint Ali, dass er wohl besser versuche, drei Monate in England Schwarzarbeit zu finden, England sei gut und hier verdiene er mit dem Restaurant viel zu wenig, er wolle nicht beständig abhängig sein von mir. Einen Lebensstandart wie die Leute hier, das könne er mir schon garantieren. Aber wir hier würden ja wie „Mzungus“ leben, das sei etwas anderes. Er meint, er könnte schon auch wieder leben wie die Menschen hier. Ich weiss, dass ich das nicht kann und auch nicht will. Und bin auch nicht ganz sicher, ob dem Ali dies nach der langen Zeit in der Schweiz noch gelingen würde. Mindestens hat er bereits bevor ich nach Sansibar kam entschieden, dass er nicht in seinem Haus in den Vororten leben wolle, und sich eine Wohnung in der Altstadt gemietet. So einfach wäre es auch für ihn nicht.
Nach dem Nachmittagsgebet kommt Ali ganz aufgeregt zurück in den „Lukmaan“. Es sei etwas Ungutes im tun. Und führt mich zu unserem Turm-Traum-Häuschen, das nur wenige Schritte hinter dem Restaurant in einer Seitengasse liegt. Ein Quartier, das eigentlich sehr gut gepflegt wird, die meisten Häuser haben neue Dächer und neu gestrichene Fassaden, mit ein Grund, weshalb wir von dem Haus überzeugt sind. Es ist kein Quartier in dem die Leute ihre Häuser verlottern lassen und nur darauf warten, sie möglichst teuer zu verkaufen. So waren wir nicht erstaunt, dass beim Nachbarhaus das Dach abgedeckt wurde. Wir dachten, es kriege ein Neues. Nun jedoch stellen wir fest, dass bereits das halbe Haus niedergerissen wurde. Obwohl in der UNESCO-geschützten Altstadt keine Häuser abgerissen werden dürfen, die noch erhalten werden können und das Haus alles andere als eine Ruine war. Die gut laufende Privatschule dahinter, die einer sehr vermögenden indisch-arabischen Familie gehört, brauche mehr Platz, müsse vergrössert werden. Die Schule ist ein kitschig verschnörkeltes Gebäude von 1998, das nicht den heute geltenden Vorschriften entspricht, denn es hat vier Stockwerke, wo doch eigentlich nur drei erlaubt sind. Ali telefoniert der Frau im Stone Town Conservatory Office, die für dieses Quartier zuständig ist. Ja, es gebe eine Baubewilligung für dieses Gebäude. Aber von Abriss stehe da nirgendwo etwas, lediglich von Renovation des Hauses zwecks Erweiterung der Schule. Diese Angelegenheit werde aber vom Chef persönlich bearbeitet, da habe sie keinen genauen Einblick. Sofort wird auch unser Freund Mohamed, der ebenfalls dort arbeitet, benachrichtigt. Er regt sich fürchterlich auf. Von einem Abriss sei nie die Rede gewesen, kein altes Haus hier dürfe abgerissen werden um einem Neubau zu weichen. Wir sind alle empört, mit ansehen zu müssen, dass etwas passiert, dass ganz bestimmt nicht legal ist. Wie viel man ausrichten kann, wenn der Chef persönlich sich Schmiergeld bezahlen lässt und die Leute so die Bewilligungen umgehen können, das weiss ich nicht. Ich habe aber Blut gerochen, besonders auch, weil wir das Nachbarhaus kaufen wollten. Und ob das dann immer noch attraktiv ist, wenn daneben ein viel höherer hässlicher Neubau steht, das frage ich mich. Morgen wollen wir gemeinsam etwas unternehmen. Mohamed vom Stone Town Office erhofft sich Hilfe von den „Mzungus“, Ali wird ja irgendwie nun auch dazu gerechnet, und ich bin sehr froh, dass er mitmachen will. Er hätte ja auch Angst haben können um seinen Job. Aber deswegen ist er wohl nicht von Frankreich nach Sansibar zurückgekehrt, auch er möchte hier etwas verändern. - Ali ist nun wieder ins Quartier vom Lukmaan zurückgegangen um in die Moschee zu gehen. Ich habe das Gefühl, dass dort nebst Beten, noch ganz anderes verhandelt wird. Man ist auf dem Laufenden, was im Quartier vor sich geht. Der „Sheikha“ dort - jedes Quartier hat solch einen Mann, der über alles, was im Quartier vorgeht unterrichtet werden muss - steckt bestimmt mit dem Chef des Stone Town Offices unter einer Decke. Ali hat ihm bereits vorher nicht über den Weg getraut. Pikanterweise arbeitet dieser Mann auch für die NGO, die hier eine Entwicklung im Sinne des UNESCO Weltkulturerbes fördern und unterstützen soll. Alles mächtige Leute, wir werden uns keine Freunde machen. Doch glaube ich, dass die Zeit langsam reif ist. Auch die Leute im Quartier, mit denen wir sprechen, regen sich alle über solches Treiben auf.
Kürzlich sind wir nach einem Abendspaziergang in der Bucht recht spät erst zurück in die Stone Town gekommen, es war bereits finster. Irgendwo muss man dann vom Strand weg durchs Gebüsch und an Häusern vorbei zur Strasse laufen. Kaum hatten wir den Strand verlassen, wurden wir von einer schneidenden Stimme aufgefordert, stehen zu bleiben. Ein Militärangehöriger mit einem Gewehr redete wütend auf Ali ein. Weitere Militärs kamen hinzu, meinten, dies hier sei Gelände der Marine und verboten zu betreten. Da half es nichts, dass Ali meinte, das stehe aber nirgendwo geschrieben und bis vor zwei Wochen seien wir hier nie angehalten worden. Nach langem aufgeregtem Palaver gehen wir zurück an den Strand und dann erst später auf die Strasse. – Ich erzähle diesen Vorfall heute Othmani, Alis Partner im Restaurant. Nach Einbruch der Dunkelheit sei das gewesen. Und dann Ali mit seinem Bart und seiner Kufia, der Sansibari Kopfbedeckung. Die Soldaten hier, alles Leute aus Tanzania, seien eben nervös, sähen in jedem Bärtigen gleich einen Oppositionellen, einen Terroristen. - Ähnlich ist das bei uns ebenfalls, doch hier hätte ich dies nicht erwartet.
13.april 2007
13. April 2007
Der Container ist nun hier im Hafen von Sansibar angekommen. Eigentlich hätte er dies Mitte März, nach zwei Monaten Reise spätestens tun müssen. Da war er auch bereits sehr nahe, im Hafen von Daresaalam und wartete auf den Transfer auf die Insel. Gerüchtehalber hat es nicht Probleme gegeben ein passendes Schiff zu finden, doch die zwei Lastkräne, die hier im Hafen Container entladen können sind beide ausser Betrieb, was den Transfer natürlich verkomplizierte. – Wie dem auch immer sei, nun ist er hier. Das bedeutet aber nicht, dass ich meine Sachen bereits hätte, das ganze muss nun erst noch den Zoll passieren. Auch das braucht seine Zeit.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich vor drei Monaten alles in Majids Container mitgegeben habe. Monikas Waschmaschine, Gerds Computer, Vätus alten Fernseher und meine neu gekaufte „Bernette“ eine simple mechanische Nähmaschine. Weil ich wieder etwas Kleider kreieren möchte. Daneben auch zusammen gebeteltes Küchengerät, das mir das Kochen hier enorm vereinfachen wird und – da erinnere ich mich ganz genau – drei Säcke Birchermüesli Mischung. Was ich dummerweise damals noch nicht wusste und deshalb auch nicht besorgte: Katzenspreu für Laila. Die gibt es hier nirgendwo zu kaufen. Doch nächste Woche werden wir wahrscheinlich einmal nach Daresaalam fahren. Vielleicht gibt es dort solch verrückte „Mzungus“, Weisse, die Katzenspreu benötigen.
Nach Daressalam werde ich wegen einer Zufallsbegegnung gehen. Am Sonntag vor zwei Wochen hat Ali im Restaurant einen alten Freund aus Arusha getroffen, der gerade in Sansibar zu Besuch war. Ich habe eine Weile zugehört, doch beim Swahili verstehen kann ich nicht lange mithalten. Nach einer Weile fliesst das an mir herab wie murmelndes Wasser. Deshalb stand ich nach einiger Zeit auf und wollte einen Spaziergang im Quartier machen und dabei auch noch gerade Zucker einkaufen. Unterwegs bog ich vom gewohnten und geplanten Weg ab, weil ich mich erinnerte, dass auf dieser Seite doch noch irgendwo ein Haus zu verkaufen sei, das mich interessieren könnte, und kam so auf unbekannte Pfade. Auch an zwei kleinen Läden vorbei, die hier ja meistens ein sehr gemischtes Sortiment anbieten. Bereits vorbeigelaufen, kam mir dann wieder der Zucker in den Sinn und ich ging zurück zu dem einen Laden, der eher so aussah, als ob er solchen verkaufen würde. Das tat er auch. Neben mir stand noch ein Mann, den ich erst gar nicht beachtete. Der sprach mich dann in gutem Englisch an und ein Gespräch ergab sich. Irgendeinmal fragte er mich, was ich denn hier arbeite. Ich antwortete, ich sei Journalistin und mache Illustrationen, denn mein Beruf ist immer gerade das was ich im Moment mache. Und erwartete nicht, dass er wisse, was Illustratorin sei, da müssen ja selbst in der Schweiz die Leute häufig passen. Diesmal war es aber ganz anders. Der Mann zeigte sich äusserst interessiert und meinte, er sei Verleger von illustrierten Schulbüchern, das sei aber sehr interessant. Später, in dem Haus mit Kinderklinik, das er zusammen mit seiner Familie bewohnt, gab er mir verschiedene seiner Schulbücher und ich war erstaunt, wie gut die gemacht waren. Vom Inhalt wie von den Illustrationen her. Das hätte ich hier nicht erwartet. Und natürlich interessiert es mich, hier für Schulbücher zu arbeiten, auch wenn die hiesigen Gagen sicher noch viel jämmerlicher sind als die der deutschen Verleger. Immerhin hätte ich das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. – Nun, es ist noch nicht so weit. Der Leiter des Verlages ist nämlich der Vater des Mannes mit Namen Suleiman. Er sei gleichzeitig in Tansania ein bekannter Schriftsteller. Statt Suleiman Mohamed wie er, heisse er Mohamed Suleiman Mohamed. Hier gar nichts Erstaunliches. Eigentlich wollte ich schon lange im Internet nach diesem Namen suchen, aber zum Surfen bin ich bisher noch nie gekommen. Auch verleitet das Tempo der Leitungen hier nicht unbedingt dazu. Trotzdem: Auch unter Vermietungen - Sansibar wollte ich mal schauen, ob es nun etwas im Internet gibt. Vor zwei Jahren sah ich da noch nichts und bin nach wie vor überzeugt, dass sowohl eine Nachfrage an Ferienwohnungen besteht, wie auch an günstigen Wohngelegenheiten für Studenten, die hier jetzt in grosser Zahl Swahili lernen kommen.
Doch eigentlich war das Thema der Zufall. Weshalb gerade ging ich zu diesem Zeitpunkt einen Weg, den ich sonst nie gehe und treffe diesen Verleger? Wo ich eigentlich bereits vorher im Kopf hatte, irgendetwas mit Schulbüchern, mit Erziehung überhaupt, hier zu machen? – Häufig laufe ich einfach in Sachen hinein. Wie damals, als ich im riesigen Paris auf Marianne aus Langental traf, die mir dann eine Wohnung einer Baslerin vermittelte und damit auch gleich noch meinen ersten Job für das Musée d’histoire Naturelle. Was der Grundstein für viele weiteren Arbeiten und Abenteuer war.
On verra, noch hat sich nichts Konkretes ergeben, doch habe ich im Sinne, nächste Woche den Verlag in Daresalaam besuchen zu gehen. Und dabei gleich auch noch tonnenweise Katzenspreu, sicherlich zu einem absurd teueren Preis, zu kaufen - wenn überhaupt erhältlich.
Eine kleine Anekdote zu dem Verleger noch. Er stellte mir seine Frau, eine Ärztin und seine zehn Kinder vor. Ich hatte Mitleid mit der Frau. Beruf und zehn Kinder und sah eigentlich noch gar nicht so alt aus. Ich solle am nächsten Tag vorbeikommen und das versprochene Beispiel einer Illustration – ich erwähnte das WWF-Tischset, viel Auswahl habe ich hier nicht – bringen, er fahre am übernächsten Tag nach Daresaalam. Wenn er nicht dort sei, so solle ich die Sachen seiner Frau geben. Als ich am nächsten Tag vorbeiging, traf ich auf drei Frauen im Empfang der Klinik. Nein, Herr Suleiman sei nicht hier. Seine Frau? Ja welche denn? – Eine Frage, die wir uns nicht unbedingt gewohnt sind zu hören, ich war etwas verwirrt. Schliesslich hat er mir nur eine Frau vorgestellt. Wohl seine Hauptfrau?
Noch etwas zu den Vorräten. Ich habe bereits erzählt, dass hier niemand etwas auf Vorrat hat. Wenn man eine Zwiebel braucht, dann kauft man eben eine und eine Glühbirne im Vorrat, damit man notfalls eine ersetzen kann, auch dies scheint absolut absurd. Genauso steht Ali jeden zweiten Tag lange an um Elektrizität für das Restaurant einzukaufen. Die bezahlt man im voraus – aber natürlich nicht für Wochen im voraus. Einzig hier Zuhause kaufen wir soviel Elektrizität ein, dass es wieder eine Weile reicht, aber das liegt wohl an mir.
Nun erstreckt sich dieses keine-Vorräte-haben aber keineswegs nur auf Geld und Waren. Wenn Ali ein frisches Hemd anziehen will, dann bügelt er es zuerst, da ist er sehr strickt, würde nie mit ungebügelten Kleidern herumlaufen wie ich. Er würde aber auch nie nach der Wäsche einen ganzen Stapel Hemden oder Hosen bügeln. Einfach gerade das, was im Moment gebraucht wird. – Das führt mich wieder zu meiner Tropentheorie: Des mehr oder weniger ganzjährig günstigen Klimas wegen haben die Leute hier nie gelernt vorzusorgen. Vorausschauen, das scheint für sie absurd zu sein.
Im Zusammenhang damit stehen die meist nur kurzlebigen Geschäfte. Lange im voraus Planen und Rechnen, das liegt den Leuten einfach nicht. Ali gibt zu bedenken, dass auch die Geschäfte der Weissen hier nicht langlebiger seien. Was ich bekräftigen kann. Nur denke ich, dass „Mzungus“, die hierher kommen, halt häufig auch Abenteurer sind, nicht typische Geschäftsleute eben. Die planen genauso wenig seriös wie die Schwarzen hier. Sicher selten Vorbilder.
Zum Wort „Mzungus“, Weisse. Eigentlich hat das ursprünglich gar nicht Weisse bedeutet sondern Reiche, aber da die Weissen offensichtlich immer auch reich waren, ist dann die ursprüngliche Bedeutung verloren gegangen. - Erst heute kommen arme Weisse ins Land, die Rucksacktouristen. Auch sie haben einen speziellen Namen erhalten: „Kishuka“, im Plural „Vishuka“. Kishuka kommt von „shuka“ einem Lendentuch für Männer. Es wird im allgemeinen nur zu Hause getragen. - Manchmal stören mich diese Billigsttouristen, die möglichst lange mit möglichst wenig Geld unterwegs sein wollen und selbst hier, wo für sie doch alles ganz unwahrscheinlich günstig ist um jeden Rappen feilschen können. Da schäme ich mich etwas für sie – sie selbst tun das offensichtlich nicht im geringsten.
Auch bei anderen Kleidungsstücken kann es Missverständnisse geben. Das „kanga“, das Tuch für Frauen, das einem Jupe gleich um die Lenden gebunden wird, zusammen mit einem zweiten solchen Tuch, welches in unterschiedlichen Varianten manchmal sehr kreativ um Schulter und Kopf geschlungen wird, gehört ebenfalls nicht auf die Strasse. Mindestens hier in der Stadt nicht. Stattdessen wird hier meist ein „Buibui“ ein mantelartiges schwarzes Kleidungsstück getragen, gleich wie dies auch arabische Frauen tun.
In der Stadt ist einiges anders als auf dem Lande. Hier tragen die Frauen ihre Kinder auch nicht in Lendentüchern herum. Entweder werden sie ganz simpel auf den Armen getragen, man geht ja hier nicht stundenlang, oder dann – seltener zwar – in Tragkörben oder Kinderwagen. Auch schickt es sich nicht, in der Öffentlichkeit Kinder zu stillen, was auf dem Lande wiederum etwas ganz normales ist. Woran man dann sehr einfach erkennen kann, ob eine Frau vom „shamba“, vom Lande kommt, oder hier wohnt.
Eine weitere Story über den „Lukmaan“ das Restaurant. Alis Partner Othmani, ein sehr arbeitsamer und zuverlässiger Mann, da kann man wirklich nichts sagen, hat kürzlich von seiner Mutter, die ihr Haus in der Altstadt verkaufte, etwas Geld ausleihen können. Und damit die offene Front des Restaurants zu der Strasse hin verglast und eine Klimaanlage gekauft. Ich fand das vollkommenen Unsinn. Bevor man sicher ist, dass das Restaurant über die Runden kommen wird solche Investitionen zu tätigen. - Sie fanden das notwendig. Zu viele Fliegen und Staub im Raum, der Geruch von Frites und Fisch der benachbarten Bratküche, der Rauch der Kohlefeuer, da sei ein geschlossener Raum einfach besser. Und ich muss zugeben, dass der nur leicht gekühlte Raum – denn für mehr Kühle reichte der einzelne kleine Klimakasten sowieso nicht – nicht unangenehm war. Doch ich spreche bereits in der Vergangenheit, den die Klimaanlage funktioniert seit drei Wochen nicht mehr. Sei zu stark verschmutzt, der Kohlefeuer wegen, das habe sie enorm abgenutzt, meint der Verkäufer. Man hätte sie auf der anderen Seite des Gebäudes anbringen müssen. – Othmani erzählt mir das ganze mit erstaunlicher Gelassenheit. Bei ihnen mache man halt manchmal einfach etwas, da könne man nicht immer nur überlegen. Und bete dann, dass Gott einem helfen wolle, da müsse man daran glauben.
Wie dem auch sei, seit drei Wochen also keine Kühlung mehr. Und hinter den Glasscheiben verdrängen die immer noch funktionierenden Ventilatoren die Hitze nur unwillig. Mindestens an windigen Tagen ist es nun heisser im Raum als draussen.
Meistens gehe ich am Abend in das kleine Internet eines Inders nahe vom Markt. Seine Computer sind zwar uralt, aber die Telefonleitungen mindestens ebenso gut wie die der Geschäfte im Touristenquartier. Und kosten tut das ganze einen Viertel davon, -.50 Rappen pro Stunde, wenn man ein regelmässiger Kunde ist wie ich. – Was mich auch gleich von dem Vorhaben abgebracht hat, ein Geschäft mit Internet zu eröffnen. Mit diesen -.50 pro Stunde kann man weder die Miete des Lokales, noch die Telefonleitungen - letztere mindestens ebenso teuer wie in der Schweiz - noch die Klimaanlage, noch den Unterhalt der Computer bezahlen. Da muss man wirklich schlecht rechnen können. Mein Inder macht sein Geschäft vor allem durch Telefon- und Computerzubehör das er hier ebenfalls verkauft.
Wenn ich dann in der fortgeschrittenen Dämmerung wieder auf die Gasse hinaus trete, so erschrecke ich jeweils über die feuchte Schwüle, die mich sofort umschlingt, obwohl doch nun die Sonne verschwunden ist. Die Klimaanlage beim Inder funktioniert bestens. Alle Internetkaffees haben hier eine Klimaanlage. Ich nehme an, wegen dem vielen Staub, der den Computern kaum gut tut und der salzigen Luft. Möglich ist aber auch die Temperatur. Ich stelle fest, dass auch mein Labtop sich bei 30 Grad stärker erhitzt als gewohnt.
Nun ist es bereits fast Nacht, nur noch ein schwacher roter Schein über dem Meer. Und im Norden ein einziger, ein extrem heller Stern, der sich zeigt. Jedes Mal, wenn wir am Abend dem Strand entlang laufen bewundern wir diesen merkwürdigen Stern. Auch wenn es dann Nacht ist und viele tausend Sterne sich am Himmel zeigen, bleibt er etwas ganz besonderes, stärker leuchtend als alle übrigen. Kann mir wohl jemand seinen Namen sagen? Ich kann mich nicht erinnern, den bereits einmal von der Schweiz aus gesehen zu haben.
Der Container ist nun hier im Hafen von Sansibar angekommen. Eigentlich hätte er dies Mitte März, nach zwei Monaten Reise spätestens tun müssen. Da war er auch bereits sehr nahe, im Hafen von Daresaalam und wartete auf den Transfer auf die Insel. Gerüchtehalber hat es nicht Probleme gegeben ein passendes Schiff zu finden, doch die zwei Lastkräne, die hier im Hafen Container entladen können sind beide ausser Betrieb, was den Transfer natürlich verkomplizierte. – Wie dem auch immer sei, nun ist er hier. Das bedeutet aber nicht, dass ich meine Sachen bereits hätte, das ganze muss nun erst noch den Zoll passieren. Auch das braucht seine Zeit.
Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, was ich vor drei Monaten alles in Majids Container mitgegeben habe. Monikas Waschmaschine, Gerds Computer, Vätus alten Fernseher und meine neu gekaufte „Bernette“ eine simple mechanische Nähmaschine. Weil ich wieder etwas Kleider kreieren möchte. Daneben auch zusammen gebeteltes Küchengerät, das mir das Kochen hier enorm vereinfachen wird und – da erinnere ich mich ganz genau – drei Säcke Birchermüesli Mischung. Was ich dummerweise damals noch nicht wusste und deshalb auch nicht besorgte: Katzenspreu für Laila. Die gibt es hier nirgendwo zu kaufen. Doch nächste Woche werden wir wahrscheinlich einmal nach Daresaalam fahren. Vielleicht gibt es dort solch verrückte „Mzungus“, Weisse, die Katzenspreu benötigen.
Nach Daressalam werde ich wegen einer Zufallsbegegnung gehen. Am Sonntag vor zwei Wochen hat Ali im Restaurant einen alten Freund aus Arusha getroffen, der gerade in Sansibar zu Besuch war. Ich habe eine Weile zugehört, doch beim Swahili verstehen kann ich nicht lange mithalten. Nach einer Weile fliesst das an mir herab wie murmelndes Wasser. Deshalb stand ich nach einiger Zeit auf und wollte einen Spaziergang im Quartier machen und dabei auch noch gerade Zucker einkaufen. Unterwegs bog ich vom gewohnten und geplanten Weg ab, weil ich mich erinnerte, dass auf dieser Seite doch noch irgendwo ein Haus zu verkaufen sei, das mich interessieren könnte, und kam so auf unbekannte Pfade. Auch an zwei kleinen Läden vorbei, die hier ja meistens ein sehr gemischtes Sortiment anbieten. Bereits vorbeigelaufen, kam mir dann wieder der Zucker in den Sinn und ich ging zurück zu dem einen Laden, der eher so aussah, als ob er solchen verkaufen würde. Das tat er auch. Neben mir stand noch ein Mann, den ich erst gar nicht beachtete. Der sprach mich dann in gutem Englisch an und ein Gespräch ergab sich. Irgendeinmal fragte er mich, was ich denn hier arbeite. Ich antwortete, ich sei Journalistin und mache Illustrationen, denn mein Beruf ist immer gerade das was ich im Moment mache. Und erwartete nicht, dass er wisse, was Illustratorin sei, da müssen ja selbst in der Schweiz die Leute häufig passen. Diesmal war es aber ganz anders. Der Mann zeigte sich äusserst interessiert und meinte, er sei Verleger von illustrierten Schulbüchern, das sei aber sehr interessant. Später, in dem Haus mit Kinderklinik, das er zusammen mit seiner Familie bewohnt, gab er mir verschiedene seiner Schulbücher und ich war erstaunt, wie gut die gemacht waren. Vom Inhalt wie von den Illustrationen her. Das hätte ich hier nicht erwartet. Und natürlich interessiert es mich, hier für Schulbücher zu arbeiten, auch wenn die hiesigen Gagen sicher noch viel jämmerlicher sind als die der deutschen Verleger. Immerhin hätte ich das Gefühl etwas Sinnvolles zu tun. – Nun, es ist noch nicht so weit. Der Leiter des Verlages ist nämlich der Vater des Mannes mit Namen Suleiman. Er sei gleichzeitig in Tansania ein bekannter Schriftsteller. Statt Suleiman Mohamed wie er, heisse er Mohamed Suleiman Mohamed. Hier gar nichts Erstaunliches. Eigentlich wollte ich schon lange im Internet nach diesem Namen suchen, aber zum Surfen bin ich bisher noch nie gekommen. Auch verleitet das Tempo der Leitungen hier nicht unbedingt dazu. Trotzdem: Auch unter Vermietungen - Sansibar wollte ich mal schauen, ob es nun etwas im Internet gibt. Vor zwei Jahren sah ich da noch nichts und bin nach wie vor überzeugt, dass sowohl eine Nachfrage an Ferienwohnungen besteht, wie auch an günstigen Wohngelegenheiten für Studenten, die hier jetzt in grosser Zahl Swahili lernen kommen.
Doch eigentlich war das Thema der Zufall. Weshalb gerade ging ich zu diesem Zeitpunkt einen Weg, den ich sonst nie gehe und treffe diesen Verleger? Wo ich eigentlich bereits vorher im Kopf hatte, irgendetwas mit Schulbüchern, mit Erziehung überhaupt, hier zu machen? – Häufig laufe ich einfach in Sachen hinein. Wie damals, als ich im riesigen Paris auf Marianne aus Langental traf, die mir dann eine Wohnung einer Baslerin vermittelte und damit auch gleich noch meinen ersten Job für das Musée d’histoire Naturelle. Was der Grundstein für viele weiteren Arbeiten und Abenteuer war.
On verra, noch hat sich nichts Konkretes ergeben, doch habe ich im Sinne, nächste Woche den Verlag in Daresalaam besuchen zu gehen. Und dabei gleich auch noch tonnenweise Katzenspreu, sicherlich zu einem absurd teueren Preis, zu kaufen - wenn überhaupt erhältlich.
Eine kleine Anekdote zu dem Verleger noch. Er stellte mir seine Frau, eine Ärztin und seine zehn Kinder vor. Ich hatte Mitleid mit der Frau. Beruf und zehn Kinder und sah eigentlich noch gar nicht so alt aus. Ich solle am nächsten Tag vorbeikommen und das versprochene Beispiel einer Illustration – ich erwähnte das WWF-Tischset, viel Auswahl habe ich hier nicht – bringen, er fahre am übernächsten Tag nach Daresaalam. Wenn er nicht dort sei, so solle ich die Sachen seiner Frau geben. Als ich am nächsten Tag vorbeiging, traf ich auf drei Frauen im Empfang der Klinik. Nein, Herr Suleiman sei nicht hier. Seine Frau? Ja welche denn? – Eine Frage, die wir uns nicht unbedingt gewohnt sind zu hören, ich war etwas verwirrt. Schliesslich hat er mir nur eine Frau vorgestellt. Wohl seine Hauptfrau?
Noch etwas zu den Vorräten. Ich habe bereits erzählt, dass hier niemand etwas auf Vorrat hat. Wenn man eine Zwiebel braucht, dann kauft man eben eine und eine Glühbirne im Vorrat, damit man notfalls eine ersetzen kann, auch dies scheint absolut absurd. Genauso steht Ali jeden zweiten Tag lange an um Elektrizität für das Restaurant einzukaufen. Die bezahlt man im voraus – aber natürlich nicht für Wochen im voraus. Einzig hier Zuhause kaufen wir soviel Elektrizität ein, dass es wieder eine Weile reicht, aber das liegt wohl an mir.
Nun erstreckt sich dieses keine-Vorräte-haben aber keineswegs nur auf Geld und Waren. Wenn Ali ein frisches Hemd anziehen will, dann bügelt er es zuerst, da ist er sehr strickt, würde nie mit ungebügelten Kleidern herumlaufen wie ich. Er würde aber auch nie nach der Wäsche einen ganzen Stapel Hemden oder Hosen bügeln. Einfach gerade das, was im Moment gebraucht wird. – Das führt mich wieder zu meiner Tropentheorie: Des mehr oder weniger ganzjährig günstigen Klimas wegen haben die Leute hier nie gelernt vorzusorgen. Vorausschauen, das scheint für sie absurd zu sein.
Im Zusammenhang damit stehen die meist nur kurzlebigen Geschäfte. Lange im voraus Planen und Rechnen, das liegt den Leuten einfach nicht. Ali gibt zu bedenken, dass auch die Geschäfte der Weissen hier nicht langlebiger seien. Was ich bekräftigen kann. Nur denke ich, dass „Mzungus“, die hierher kommen, halt häufig auch Abenteurer sind, nicht typische Geschäftsleute eben. Die planen genauso wenig seriös wie die Schwarzen hier. Sicher selten Vorbilder.
Zum Wort „Mzungus“, Weisse. Eigentlich hat das ursprünglich gar nicht Weisse bedeutet sondern Reiche, aber da die Weissen offensichtlich immer auch reich waren, ist dann die ursprüngliche Bedeutung verloren gegangen. - Erst heute kommen arme Weisse ins Land, die Rucksacktouristen. Auch sie haben einen speziellen Namen erhalten: „Kishuka“, im Plural „Vishuka“. Kishuka kommt von „shuka“ einem Lendentuch für Männer. Es wird im allgemeinen nur zu Hause getragen. - Manchmal stören mich diese Billigsttouristen, die möglichst lange mit möglichst wenig Geld unterwegs sein wollen und selbst hier, wo für sie doch alles ganz unwahrscheinlich günstig ist um jeden Rappen feilschen können. Da schäme ich mich etwas für sie – sie selbst tun das offensichtlich nicht im geringsten.
Auch bei anderen Kleidungsstücken kann es Missverständnisse geben. Das „kanga“, das Tuch für Frauen, das einem Jupe gleich um die Lenden gebunden wird, zusammen mit einem zweiten solchen Tuch, welches in unterschiedlichen Varianten manchmal sehr kreativ um Schulter und Kopf geschlungen wird, gehört ebenfalls nicht auf die Strasse. Mindestens hier in der Stadt nicht. Stattdessen wird hier meist ein „Buibui“ ein mantelartiges schwarzes Kleidungsstück getragen, gleich wie dies auch arabische Frauen tun.
In der Stadt ist einiges anders als auf dem Lande. Hier tragen die Frauen ihre Kinder auch nicht in Lendentüchern herum. Entweder werden sie ganz simpel auf den Armen getragen, man geht ja hier nicht stundenlang, oder dann – seltener zwar – in Tragkörben oder Kinderwagen. Auch schickt es sich nicht, in der Öffentlichkeit Kinder zu stillen, was auf dem Lande wiederum etwas ganz normales ist. Woran man dann sehr einfach erkennen kann, ob eine Frau vom „shamba“, vom Lande kommt, oder hier wohnt.
Eine weitere Story über den „Lukmaan“ das Restaurant. Alis Partner Othmani, ein sehr arbeitsamer und zuverlässiger Mann, da kann man wirklich nichts sagen, hat kürzlich von seiner Mutter, die ihr Haus in der Altstadt verkaufte, etwas Geld ausleihen können. Und damit die offene Front des Restaurants zu der Strasse hin verglast und eine Klimaanlage gekauft. Ich fand das vollkommenen Unsinn. Bevor man sicher ist, dass das Restaurant über die Runden kommen wird solche Investitionen zu tätigen. - Sie fanden das notwendig. Zu viele Fliegen und Staub im Raum, der Geruch von Frites und Fisch der benachbarten Bratküche, der Rauch der Kohlefeuer, da sei ein geschlossener Raum einfach besser. Und ich muss zugeben, dass der nur leicht gekühlte Raum – denn für mehr Kühle reichte der einzelne kleine Klimakasten sowieso nicht – nicht unangenehm war. Doch ich spreche bereits in der Vergangenheit, den die Klimaanlage funktioniert seit drei Wochen nicht mehr. Sei zu stark verschmutzt, der Kohlefeuer wegen, das habe sie enorm abgenutzt, meint der Verkäufer. Man hätte sie auf der anderen Seite des Gebäudes anbringen müssen. – Othmani erzählt mir das ganze mit erstaunlicher Gelassenheit. Bei ihnen mache man halt manchmal einfach etwas, da könne man nicht immer nur überlegen. Und bete dann, dass Gott einem helfen wolle, da müsse man daran glauben.
Wie dem auch sei, seit drei Wochen also keine Kühlung mehr. Und hinter den Glasscheiben verdrängen die immer noch funktionierenden Ventilatoren die Hitze nur unwillig. Mindestens an windigen Tagen ist es nun heisser im Raum als draussen.
Meistens gehe ich am Abend in das kleine Internet eines Inders nahe vom Markt. Seine Computer sind zwar uralt, aber die Telefonleitungen mindestens ebenso gut wie die der Geschäfte im Touristenquartier. Und kosten tut das ganze einen Viertel davon, -.50 Rappen pro Stunde, wenn man ein regelmässiger Kunde ist wie ich. – Was mich auch gleich von dem Vorhaben abgebracht hat, ein Geschäft mit Internet zu eröffnen. Mit diesen -.50 pro Stunde kann man weder die Miete des Lokales, noch die Telefonleitungen - letztere mindestens ebenso teuer wie in der Schweiz - noch die Klimaanlage, noch den Unterhalt der Computer bezahlen. Da muss man wirklich schlecht rechnen können. Mein Inder macht sein Geschäft vor allem durch Telefon- und Computerzubehör das er hier ebenfalls verkauft.
Wenn ich dann in der fortgeschrittenen Dämmerung wieder auf die Gasse hinaus trete, so erschrecke ich jeweils über die feuchte Schwüle, die mich sofort umschlingt, obwohl doch nun die Sonne verschwunden ist. Die Klimaanlage beim Inder funktioniert bestens. Alle Internetkaffees haben hier eine Klimaanlage. Ich nehme an, wegen dem vielen Staub, der den Computern kaum gut tut und der salzigen Luft. Möglich ist aber auch die Temperatur. Ich stelle fest, dass auch mein Labtop sich bei 30 Grad stärker erhitzt als gewohnt.
Nun ist es bereits fast Nacht, nur noch ein schwacher roter Schein über dem Meer. Und im Norden ein einziger, ein extrem heller Stern, der sich zeigt. Jedes Mal, wenn wir am Abend dem Strand entlang laufen bewundern wir diesen merkwürdigen Stern. Auch wenn es dann Nacht ist und viele tausend Sterne sich am Himmel zeigen, bleibt er etwas ganz besonderes, stärker leuchtend als alle übrigen. Kann mir wohl jemand seinen Namen sagen? Ich kann mich nicht erinnern, den bereits einmal von der Schweiz aus gesehen zu haben.
Osterblog
8.April 2007
Heute ist Ostersonntag und ich habe Zeit. Wir wollten zwar eigentlich aufs Land fahren, etwas Abwechslung. Auch brauche ich Bambusstäbe für meine nun recht gut wachsenden Pflanzen. Zwar eine etwas langweilige Kollektion, ich lasse wachsen, was wachsen will, das ist im Moment besser so, denn Vieles will nicht und Weniges wächst gewaltig. Zum Beispiel die Morgenblume. Zuerst hat es mich gestört, dass die Pflanze alles überwuchert und uns Licht wegnimmt. Jetzt jedoch, nachdem ich bemerkt habe, dass die südhemispärische Wintersonne doch recht anders scheint als die Sommersonne, bin ich froh darum. Unser Innenhof und die nach Norden ausgerichtete Terrasse sind jetzt viel stärker von der Sonne beschienen, so dass es bereits um zehn Uhr Morgens zu heiss wird, um auf der Terrasse zu sitzen, die Blätter können ja vielleicht etwas die Hitze wegisolieren. Auch die neuen, wie Spiegel glänzenden Dächer werfen die Sonne an das Gebäude. Aber am meisten erstaunt mich eigentlich wirklich, dass der Sonnenstand sich hier doch recht stark verschiebt. Im Winter, bzw. hiesigen Sommer stand die Sonne derartig steil, dass eigentlich durch den Tag kaum Wände beschienen wurden.
Angefangen habe ich mit dem Zeithaben. Eigentlich wollten wir ja eine Ausfahrt machen, das Motorrad kam gestern von einer Reparatur zurück. Doch offensichtlich ist bereits wieder etwas kaputt, Ali ist unterwegs zu einem „fundi“, einem Handwerker. Die haben auch sonntags offen hier – immerhin das. Vorher stand das Mottorad für eine Woche in der Garage. Nicht weil es nicht hätte repariert werden können, sondern weil es keine Ersatzteile gab. Ganze vier Motorräder dieses Typs soll es in Sansibar geben. Ersatzteillager natürlich keine. Weshalb Ali dann ein ganzes anderes Motorrad dieses Typs kaufen musste. Bzw. nicht ganz ein Ganzes, dem anderen fehlte der Motor. Nun steht also unten im angehenden Gästezimmer noch ein motorloses Motorrad. Als Ersatzteillager.
Manchmal ist man in dieser Beziehung glücklicher, braucht nicht Ersatzteile des selben Gerätes. So bei den Waschmaschinen. Unsere machte einen fürchterlichen Lärm beim Schleudern und soviel ich von technischen Dingen verstehe, waren das die Lager. Die wurden nun ersetzt. Durch Kugellager aus Toyota Autos. Die scheinen fast allen Waschmaschinentypen wieder auf die Beine zu helfen. Hoffen wir nur, dass es genügend auszuweidende Toyotas gibt – oder bei Toyota vielleicht doch Ersatzteile.
Ich habe vorher von Winter gesprochen - das stimmt natürlich nicht ganz. Statt wie in Europa Frühling, ist nun hier Herbst und eigentlich Regenzeit. Nur dass ich davon bisher wenig gemerkt habe. Nur einmal ein wirklich starker Regenguss, der uns zeigte, dass die neuen Dächer nun fast dicht sind. Einzig im Treppenhaus läuft das Wasser noch die Wand hinunter, aber dort ist das ja nicht so wichtig. Und als wir kürzlich aufs Dach hinaufstiegen und ich mir die Arbeiten besah, war mir auch sofort klar weshalb, der Anschluss des Wellblechdaches an die Wand ist alles andere als sauber ausgeführt. Je nun, hier unten muss man aufhören, pingelig zu sein, ich muss mich da immer wieder an der Nase nehmen.
Aufs Dach hinauf gestiegen sind wir, weil ich mir unser Nachbarhaus, dass ich vor zwei Jahren ebenfalls besichtig habe und als zweitbeste Kaufgelegenheit einstufte, nochmals von oben ansehen wollte. Ein Gebäude mit Innenhof. - Das beste Haus, auch hier im Quartier gelegen, sowie das zweitbeste, eben unser Nachbarhaus sind inzwischen bereits beide verkauft. Ich ärgere mich darüber. Ich hätte vor zwei Jahren kaufen sollen. Damals war der Häusermarkt noch nicht derartig verdorben. Aber es war eben noch nicht Zeit.
Auch hier sind die Leute überzeugt, dass sich etwas mit dem Klima verändert hat. Mohamed, der Architekt, der erst kürzlich von siebzehn Jahren Studium in Paris zurück gekehrt ist und nun für das Stone Town Conservatory Office arbeitet, meint, das sei in seiner Kindheit ganz anders gewesen. Einen Monat lang düster schwarze Wolken, Regengüsse, nie Sonne und das ganze Leben sei stillgestanden. Ali bekräftigt das. Jetzt laufe ja sogar der Tourismus normal weiter. Auch im „Lukmaan“ hat es immer mehr „Vishukas“, Rucksacktouristen. Und viele Asiaten, wobei das oft auch hier Ansässige sind. Seit der kommunistischen Zeit arbeiten sehr viele Chinesen im Gesundheitswesen von Sansibar.
Mohamed meint, dass sich die Stone Town in den nächsten zehn Jahren extrem verändern werde. Die eingefallenen Häuser, die überall als freie Abfalldeponien verwendet werden müssten verschwinden, eingestürzte Häuser innerhalb von zwei Jahren wieder aufgebaut. Oder dann halt vom Staat konfisziert, das dürfe man nicht mehr tolerieren.
Über die Dämonen. Hier in Afrika gebe es viel mehr von Dämonen besessene Leute als in Europa, meint Ali. Das sei hier ein Leiden, wie bei uns der Krebs, oder die Depressionen. Ich treffe ihn im Restaurant an einem Tisch, eine junge Frau heftig auf ihn einredend. Ich verstehe aus dem Gespräch in Swahili etwas von Krankheit. Sie mache unkontrollierte Sachen, renne gegen Wände und selbst drei starke Männer könnten sie dabei nicht festhalten, solche Kräfte würden sich in ihr entwickeln. Sie erhofft Hilfe von Ali. Doch der meint, das könne er nicht und gibt ihr den Namen eines Mannes an, der ein guter Heiler sei.
Auch Ali glaubt an Dämonen. Die scheinen im Koran auch vorzukommen und vermutlich ebenfalls in der Bibel. Die Dämonen seien beleidigte Geschöpfe Gottes. Wie die Engel bereits vor dem Menschen erschaffen. Als Gott dann schliesslich den Letzteren erschaffen habe , habe er diesen als das höchste Wesen vorgestellt. Die Engel hätten sich damit abgefunden, die Dämonen hingegen nicht. Weshalb sie noch heute versuchen würden, sich zwischen Gott und die Menschen zu stellen. Als falsche Vermittler quasi. Man müsse da sehr aufpassen. Und dürfe nicht zu Aberglauben greifen um solche Dämonen in sich wieder loszuwerden, denn genau dies wollten sie. Die Menschen dazu verführen, vom rechten Weg abzukommen.
Häufiger hier in Afrika seien Dämonen – ja, eigentlich ein sehr alltägliches Phänomen - weil man hier eben an sie glaube. Und wir „Mzungus“, Weisse, zusammen mit dem Verlust der Religionsgläubigkeit, auch den Glauben an Dämonen verloren hätten. Die Dämonen infolge dessen, bei uns auch keine Arbeit hätten. Wir würden ja gar nicht an sie glauben, sie nicht wahrnehmen und könnten so auch nicht verführt werden. Deshalb sei dies eine spezifisch afrikanische Krankheit. So wie wir in Europa den Krebs hätten eben.
Ali hat in den letzten drei Wochen mehr als 20 Häuser angeschaut. Die Besseren bin auch ich besichtigen gegangen. Es ist jetzt sehr vieles im Verkauf. Auch viel Schrott. Die Leute wollen ihre düsteren verlotterten Altstadthäuser loswerden, es geht schon lange nicht mehr um Paläste. Oder nur noch um wenige, denn die sind bereits fast alle der Spekulation erlegen. Um normale Stadthäuser handelt es sich nun also. Und Häuser mit Meersicht sollte ich eh nun wohl vergessen.
Gegenüber räumen sie die Bar aus, ein weiteres Unternehmen, das nicht lange gedauert hat. Auf den Wagen eines „mkokoteni“, eines Transporteurs mit Handwagen, in den engen Altstadtgassen die einzige Möglichkeit. Oder dann vielleicht noch die Esel betriebenen Wagen, aber da gibt es bereits mehr Probleme beim Um-die-Ecken-biegen. Billig kartonartiges Material wurde verwendet für die Innengestaltung. Was wird wohl nun aus dem Haus? Ein „Mzungu“ habe es übernommen, allerdings nur in Pacht. Das Haus gehört einem Frauenverein und ist offensichtlich als Investitionsobjekt gedacht. Vom Verein mindestens habe ich bisher nichts bemerkt. Ich nehme nicht an, dass die Prostituierten, die vorher die Bar bevölkerten, dazugehört haben. Grosse Gebäude wie dieses, mit Sicht auf das Meer, waren hier alles Paläste. Schon früher wussten die Reichen, wo sich gut leben lässt. Jetzt gibt es bereits keine solchen mehr zu kaufen. Es gab auch nie viele im Verkauf. Der Staat hat nach der Revolution vor 40ig Jahren die meisten dieser Gebäude konfisziert. Und seither systematisch verlottern lassen. Als Ministerien, Schulen, Spitäler. Wenige wurden als Hotels verkauft.
In der Altstadt haben schon immer Araber, Weisse und Inder gelebt. Diese grossen Steinhäuser haben keine Schwarzen bewohnt, sie haben in einfachen Lehmhütten gelebt und leben heute in billig konstruierten einstöckigen, Wellblech gedeckten Backstein- und Betonhäusern in den weitläufigen Vororten. Das ist billiger. Diese Altstadthäuser haben sie nur vorübergehend nach der Revolution - als Inder, Araber und Weisse davonrannten, nachdem einige von ihnen massakriert wurden - besetzt oder günstig gekauft und bewohnt. Die Zeit der Schwarzen geht nun zu Ende. Die Häuser sind im Unterhalt teuer, viel günstiger kann in der Umgebung Neues gebaut werden. Weshalb die Leute zu träumen begonnen haben. Glauben, das gewöhnlichste, finsterste Haus in einem verlotterten schmutzigen Quartier auch noch für 50'000.- bis 90'000.- SFR verkaufen zu können.
Ali bastelt unten an seinem Motorrad herum. Vielleicht fahren wir ja heute doch noch irgendwohin. Es ist nun bereits sehr heiss, die Regenzeit macht ihrem Namen überhaupt keine Ehre. Die Pflanzen, die im Hof unten gerade von der Sonne getroffen werden beginnen alle sofort, ihre Blätter hängen zu lassen, doch zum Glück erholen sie sich wieder, sobald die Sonne dem Schatten weicht. Hier im Hof hat jede Pflanze nicht mehr als zwei Stunden Sonnenschein pro Tag und das ist auch gut so.
Ich dusche heute zum zweiten mal, beginne sofort wieder zu schwitzen, streiche mir Sonnencreme ein und warte auf den Ostersonntäglichen Ausflug.
30.März 2007
30.März 2007
Heute wieder zwei Häuser angeschaut. Beide waren eigentlich vom Grundriss her recht spannend. Zwar viel daran herumgebaut, vieles müsste in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, aber das ist wohl normal bei alten Häusern. Eines war verlottert, das andere ganz schlimm verlottert. Ein Haus mit Innenhof und darum herum Säulengängen, diese allerdings nicht mehr wie ursprünglich in Holz, sondern in Beton nachgebaut. Müssten eh entfernt werden, denn die Träger sind bereits gänzlich durchgerostet. Viel Arbeit also und viel Geld. Vor allem aber: Die Preise entsprechen nicht dem Wert der Häuser. Die Preise, die in der Altstadt jetzt schon verlangt werden, die kann kein Einheimischer bezahlen. Auch die Renovation der alten Häuser nicht, deshalb wollen sie ja auch alle verkaufen und auf dem Land etwas Neues, Billiges aufstellen. Für ein Auto, das es dann natürlich auch noch braucht, selbst ein klappriges, soll der Verkaufspreis dann auch noch reichen. Häuser für Weisse, zu Preisen für Weisse. Nur dass sie nicht begreifen, dass dies gerade in einem einzigen Quartier, dem meernahen „Shangani“, wo wir jetzt wohnen, auch wirklich möglich ist. Hier ist das Quartier bereits sauber, wird gepflegt, denn die Touristen wollen das so. Aber in den anderen Quartieren, voller zusammengefallener Häuser und Unrat, ist das noch lange nicht so weit. Mag sein, dass, wenn der Tourismus hier weiter so boomt, in zehn Jahren auch diese Quartiere attraktiv sein werden. Aber nicht jetzt. Die Wohnungen kann man nur an Einheimische vermieten. Und die können zwischen 30.- und 100.- SFR pro Monat für eine Wohnung ausgeben. Mehr sicher nicht. Wie soll man da die Hauspreise, die bereits 200'000.- vor der Renovation betragen, irgendwie amortisieren? 6 Wohnungen zu 50.- vielleicht, das gibt einfach kein Einkommen. – Aber die Leute hier lieben es zu träumen.
Interessant sind die Hausbesichtigungen natürlich auch deshalb, weil ich so in die Häuser hinein komme. Obwohl ich mich geniere, in das Privatleben der Einheimischen einzudringen. Derartig jämmerlich scheint mir oft ihr Leben. Doch vielleicht empfinden sie es gar nicht so. Die Erdgeschosswohnungen sind zwar recht angenehm kühl, etwas dass man in den Tropen nicht unterschätzen darf, dafür aber düster stickig und meist stinkend. Kaum Tageslicht, wie schmutzige Höhlen. Ich stelle mir vor, dass die Bewohner jedes Mal geblendet sein müssen, wenn sie aus den Häusern hinaustreten in das flirrende Sonnenlicht. Und die Leute leben sehr eng aufeinander. Der Unrat, der sich überall, in den Innenhöfen, auf den Terrassen, auf jedem freien Raum eigentlich stapelt, der Rauch und der Geruch von gebratenem Fisch und Fett, der praktisch zu jeder Tageszeit aus irgendeinem Winkel emporsteigt macht mich glauben, dass es für mich – abgesehen von den übersetzten Preisen – nicht einfach sein würde, mit Einheimischen zusammen im selben Haus zu wohnen. Auch wenn ich es bedaure, dass wohl – mindestens im Shangani-Quartier - bald überhaupt keine Sansibaris mehr wohnen werden. Viel zu teuer. Weisse, Araber, Inder kaufen die Häuser auf. Für sich selbst, häufig aber auch als Investition, weil sie glauben, dass die Preise noch mehr steigen. Dabei sind sie für das Landesniveau bereits jetzt unvernünftig hoch.
Dieses mal geht es mir gesundheitlich viel besser. Die Hitze machte mir zwar am Anfang zu schaffen, doch unterdessen habe ich mich bereits ans Schwitzen gewöhnt, daran, mich dauernd etwas stinkend zu fühlen. Obwohl Ali meint, dass die „Mzungus“, die Weissen nicht stinken würden, das sei etwas anderes als bei ihnen. Trotzdem, ich finde das kein duften.
Gesundheitlich viel besser geht es mir aber sicherlich auch aus psychologischen Gründen. Nachdem ich mich das letzte Mal hier in Sansibar zweimal auf Malaria habe prüfen lassen und dann noch einmal in der Schweiz – jedes Mal mit einem negativen Resultat – bin ich irgendwie überzeugt, dass ich eine gute Resistenz gegen die Krankheit haben muss. Denn gestochen wurde ich genügend häufig und werde es immer noch. Nicht mehr in der Wohnung oben, aber unten im Hof und in der Küche, wo es keine Moskitogitter hat, ist es schwierig, Stiche gänzlich zu verhindern. Normalerweise vermeide ich es zwar, in der Dämmerung hinunter zu gehen, doch das ist nicht immer möglich. Gestern etwa, hatten wir wieder einmal kein Wasser, so dass ich mich unten im Hof, wo es direkt von der Moschee hinunter fliesst, duschen musste. Die Waschmaschine benötigte eine Reparatur und weil dort kein Wasserhahnen befestigt war, der das Wasser hätte stoppen können, musste Ali direkt auf dem Dach oben den Tank abstellen. Also kein Wasser im 1.Stock. Inzwischen ist dort ein Hahnen montiert, das Wasser fliesst wieder, die Waschmaschine ist aber noch nicht zurück. Beim Schwingen hat sie ein Lager verloren. Vielleicht auch gleich alle, wie auch immer, der Lärm war höllisch. Occasionsmaschine aus Europa. 200.- hat Ali dafür bezahlt.
Aber eigentlich war ich ja bei meiner Gesundheit und den Mückenstichen. Glaubend nun, dass ich wohl zu den recht malariaresistenten Leuten – die es hier durchaus auch gibt – gehöre, geht es mir gesundheitlich viel besser. Ich denke nicht bei jedem Kopfweh, dass das nun sicher ein Anzeichen der Krankheit sei. Ich denke jetzt, wie mir das die Josephine, meine Swahili-Lehrerin gesagt hat, das sei wohl von der Hitze. Dieses Wetter könne Kopfschmerzen geben. – Merkwürdig also, wie gross der Einfluss des Kopfes auf den Körper ist.
Unsere Katze. Die Engel würden Häuser meiden in denen es stinke, meint Ali, die Dämonen hingegen würden das lieben. Weshalb Gestank vermieden werden müsse (demnach muss es hier in der Stone Town sehr viele Dämonen geben). Ich bin damit vollkommen einverstanden. Nicht mit Dämonen und Engeln. Aber dass der Gestank weg muss, das sicher. Unser Haus stinkt nun nach Katzenurin, das ist nicht mehr raus zu bringen aus dem Erdgeschoss wo das Sandkistli der Katze steht. Fürchterlich, ich wusste gar nicht, dass Katzen so stinken können. Oder tun das nur „Moudis“? Oder nur unkastrierte Moudis? Oder müssen wir den Essplan ändern, die Schale Milch täglich streichen? Obwohl eben eigentlich vor allem der Urin stinkt. – Ali hat einen Schreiner beauftragt ein einfaches Treppchen für die Katze auf die Dächer hinauf zu machen und will die Sandkiste unter dem Dachvorsprung platzieren. Ob dies das Problem wohl löst? Mindestens stelle ich mir das Wechseln des Sandes dort oben eher schwierig vor. – Vorsichtshalber habe ich einen Zaun um mein Blumenbeet gesteckt, ich befürchte, die Katze könnte häufig zu faul sein, bis unter das Dach hinauf zu klettern. Item, on verra.
Auch über die Katzen. In der Schweiz sind die Leute mager und die Katzen dick. Hier ist auch dies genau umgekehrt: die Katzen sind mager und die Leute, mindestens sobald sie die Mittel dazu haben genug zu essen, dick. Vom Fitnessgedanken keine Spur. Wer wohlhabend ist, soll dies auch zeigen. Chapati und Chipsi. Beides fettdurchtränkt. Auch Süssigkeiten, etwas Teures hier, sind sehr beliebt. Selbst die Getränke werden meist grosszügig gesüsst. - Wieder fällt mir auf, dass mir hier der Alkohol gar nicht fehlt. Niemand trinkt Alkohol – der ist fast ausschliesslich für die „Mzungus“ da. Oder für die zahlreichen „Mainländer“, meist Christen, die das Tourismusgeschäft auf die Insel gelockt hat.
Wie mancher Regenguss ist heute wohl bereits niedergegangen? Zehn, zwanzig? Ich könnte es nicht sagen. Und habe mir vorgenommen, dies Morgen zu zählen. Die meisten sind kurz und heftig, keine fünf Minuten, doch das reicht, dass alles klatschnass wird. Dazwischen aber auch immer wieder die Sonne. Das Meer ist meistens recht aufgewühlt. „Kusi“ jetzt, der Wind aus Südwesten, etwas weniger heftig als der Nordostpassat.
Acht Uhr abends. Eben gerade fliegt wieder ein Flugzeug über der Altstadt zur Landung an. Auch die Flugzeuge, die täglich hier landen sollte ich einmal zählen.
Heute wieder zwei Häuser angeschaut. Beide waren eigentlich vom Grundriss her recht spannend. Zwar viel daran herumgebaut, vieles müsste in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden, aber das ist wohl normal bei alten Häusern. Eines war verlottert, das andere ganz schlimm verlottert. Ein Haus mit Innenhof und darum herum Säulengängen, diese allerdings nicht mehr wie ursprünglich in Holz, sondern in Beton nachgebaut. Müssten eh entfernt werden, denn die Träger sind bereits gänzlich durchgerostet. Viel Arbeit also und viel Geld. Vor allem aber: Die Preise entsprechen nicht dem Wert der Häuser. Die Preise, die in der Altstadt jetzt schon verlangt werden, die kann kein Einheimischer bezahlen. Auch die Renovation der alten Häuser nicht, deshalb wollen sie ja auch alle verkaufen und auf dem Land etwas Neues, Billiges aufstellen. Für ein Auto, das es dann natürlich auch noch braucht, selbst ein klappriges, soll der Verkaufspreis dann auch noch reichen. Häuser für Weisse, zu Preisen für Weisse. Nur dass sie nicht begreifen, dass dies gerade in einem einzigen Quartier, dem meernahen „Shangani“, wo wir jetzt wohnen, auch wirklich möglich ist. Hier ist das Quartier bereits sauber, wird gepflegt, denn die Touristen wollen das so. Aber in den anderen Quartieren, voller zusammengefallener Häuser und Unrat, ist das noch lange nicht so weit. Mag sein, dass, wenn der Tourismus hier weiter so boomt, in zehn Jahren auch diese Quartiere attraktiv sein werden. Aber nicht jetzt. Die Wohnungen kann man nur an Einheimische vermieten. Und die können zwischen 30.- und 100.- SFR pro Monat für eine Wohnung ausgeben. Mehr sicher nicht. Wie soll man da die Hauspreise, die bereits 200'000.- vor der Renovation betragen, irgendwie amortisieren? 6 Wohnungen zu 50.- vielleicht, das gibt einfach kein Einkommen. – Aber die Leute hier lieben es zu träumen.
Interessant sind die Hausbesichtigungen natürlich auch deshalb, weil ich so in die Häuser hinein komme. Obwohl ich mich geniere, in das Privatleben der Einheimischen einzudringen. Derartig jämmerlich scheint mir oft ihr Leben. Doch vielleicht empfinden sie es gar nicht so. Die Erdgeschosswohnungen sind zwar recht angenehm kühl, etwas dass man in den Tropen nicht unterschätzen darf, dafür aber düster stickig und meist stinkend. Kaum Tageslicht, wie schmutzige Höhlen. Ich stelle mir vor, dass die Bewohner jedes Mal geblendet sein müssen, wenn sie aus den Häusern hinaustreten in das flirrende Sonnenlicht. Und die Leute leben sehr eng aufeinander. Der Unrat, der sich überall, in den Innenhöfen, auf den Terrassen, auf jedem freien Raum eigentlich stapelt, der Rauch und der Geruch von gebratenem Fisch und Fett, der praktisch zu jeder Tageszeit aus irgendeinem Winkel emporsteigt macht mich glauben, dass es für mich – abgesehen von den übersetzten Preisen – nicht einfach sein würde, mit Einheimischen zusammen im selben Haus zu wohnen. Auch wenn ich es bedaure, dass wohl – mindestens im Shangani-Quartier - bald überhaupt keine Sansibaris mehr wohnen werden. Viel zu teuer. Weisse, Araber, Inder kaufen die Häuser auf. Für sich selbst, häufig aber auch als Investition, weil sie glauben, dass die Preise noch mehr steigen. Dabei sind sie für das Landesniveau bereits jetzt unvernünftig hoch.
Dieses mal geht es mir gesundheitlich viel besser. Die Hitze machte mir zwar am Anfang zu schaffen, doch unterdessen habe ich mich bereits ans Schwitzen gewöhnt, daran, mich dauernd etwas stinkend zu fühlen. Obwohl Ali meint, dass die „Mzungus“, die Weissen nicht stinken würden, das sei etwas anderes als bei ihnen. Trotzdem, ich finde das kein duften.
Gesundheitlich viel besser geht es mir aber sicherlich auch aus psychologischen Gründen. Nachdem ich mich das letzte Mal hier in Sansibar zweimal auf Malaria habe prüfen lassen und dann noch einmal in der Schweiz – jedes Mal mit einem negativen Resultat – bin ich irgendwie überzeugt, dass ich eine gute Resistenz gegen die Krankheit haben muss. Denn gestochen wurde ich genügend häufig und werde es immer noch. Nicht mehr in der Wohnung oben, aber unten im Hof und in der Küche, wo es keine Moskitogitter hat, ist es schwierig, Stiche gänzlich zu verhindern. Normalerweise vermeide ich es zwar, in der Dämmerung hinunter zu gehen, doch das ist nicht immer möglich. Gestern etwa, hatten wir wieder einmal kein Wasser, so dass ich mich unten im Hof, wo es direkt von der Moschee hinunter fliesst, duschen musste. Die Waschmaschine benötigte eine Reparatur und weil dort kein Wasserhahnen befestigt war, der das Wasser hätte stoppen können, musste Ali direkt auf dem Dach oben den Tank abstellen. Also kein Wasser im 1.Stock. Inzwischen ist dort ein Hahnen montiert, das Wasser fliesst wieder, die Waschmaschine ist aber noch nicht zurück. Beim Schwingen hat sie ein Lager verloren. Vielleicht auch gleich alle, wie auch immer, der Lärm war höllisch. Occasionsmaschine aus Europa. 200.- hat Ali dafür bezahlt.
Aber eigentlich war ich ja bei meiner Gesundheit und den Mückenstichen. Glaubend nun, dass ich wohl zu den recht malariaresistenten Leuten – die es hier durchaus auch gibt – gehöre, geht es mir gesundheitlich viel besser. Ich denke nicht bei jedem Kopfweh, dass das nun sicher ein Anzeichen der Krankheit sei. Ich denke jetzt, wie mir das die Josephine, meine Swahili-Lehrerin gesagt hat, das sei wohl von der Hitze. Dieses Wetter könne Kopfschmerzen geben. – Merkwürdig also, wie gross der Einfluss des Kopfes auf den Körper ist.
Unsere Katze. Die Engel würden Häuser meiden in denen es stinke, meint Ali, die Dämonen hingegen würden das lieben. Weshalb Gestank vermieden werden müsse (demnach muss es hier in der Stone Town sehr viele Dämonen geben). Ich bin damit vollkommen einverstanden. Nicht mit Dämonen und Engeln. Aber dass der Gestank weg muss, das sicher. Unser Haus stinkt nun nach Katzenurin, das ist nicht mehr raus zu bringen aus dem Erdgeschoss wo das Sandkistli der Katze steht. Fürchterlich, ich wusste gar nicht, dass Katzen so stinken können. Oder tun das nur „Moudis“? Oder nur unkastrierte Moudis? Oder müssen wir den Essplan ändern, die Schale Milch täglich streichen? Obwohl eben eigentlich vor allem der Urin stinkt. – Ali hat einen Schreiner beauftragt ein einfaches Treppchen für die Katze auf die Dächer hinauf zu machen und will die Sandkiste unter dem Dachvorsprung platzieren. Ob dies das Problem wohl löst? Mindestens stelle ich mir das Wechseln des Sandes dort oben eher schwierig vor. – Vorsichtshalber habe ich einen Zaun um mein Blumenbeet gesteckt, ich befürchte, die Katze könnte häufig zu faul sein, bis unter das Dach hinauf zu klettern. Item, on verra.
Auch über die Katzen. In der Schweiz sind die Leute mager und die Katzen dick. Hier ist auch dies genau umgekehrt: die Katzen sind mager und die Leute, mindestens sobald sie die Mittel dazu haben genug zu essen, dick. Vom Fitnessgedanken keine Spur. Wer wohlhabend ist, soll dies auch zeigen. Chapati und Chipsi. Beides fettdurchtränkt. Auch Süssigkeiten, etwas Teures hier, sind sehr beliebt. Selbst die Getränke werden meist grosszügig gesüsst. - Wieder fällt mir auf, dass mir hier der Alkohol gar nicht fehlt. Niemand trinkt Alkohol – der ist fast ausschliesslich für die „Mzungus“ da. Oder für die zahlreichen „Mainländer“, meist Christen, die das Tourismusgeschäft auf die Insel gelockt hat.
Wie mancher Regenguss ist heute wohl bereits niedergegangen? Zehn, zwanzig? Ich könnte es nicht sagen. Und habe mir vorgenommen, dies Morgen zu zählen. Die meisten sind kurz und heftig, keine fünf Minuten, doch das reicht, dass alles klatschnass wird. Dazwischen aber auch immer wieder die Sonne. Das Meer ist meistens recht aufgewühlt. „Kusi“ jetzt, der Wind aus Südwesten, etwas weniger heftig als der Nordostpassat.
Acht Uhr abends. Eben gerade fliegt wieder ein Flugzeug über der Altstadt zur Landung an. Auch die Flugzeuge, die täglich hier landen sollte ich einmal zählen.
24.März 2007
24.März 2007
Heute Morgen habe ich das ganze Untergeschoss herausgefegt. Weil ich ja versprochen habe, dass das bis im Mai bewohnbar sei. Und auch wegen der Katze. Die liebte es nämlich, dort unten zwischen alten vermodernden Holzresten im Schmutz, der noch vom Umbau, den neuen Blechdächern, überall herumlag zu spielen. Ihr schwarz-glänzendes Fell war dementsprechend oft eher gräulich und ich fand das nicht sehr passend, wenn sie sich an uns schmiegte. Vor allem auch im Bett. - Ja, soweit hat sie es bereits gebracht.
Bei meiner Putzerei fand ich etwas merkwürdiges heraus, die Fegbürste, die hier zwar erhältlich ist, aber durchaus nicht gebräuchlich, hat ihren Dienst versagt, beziehungsweise ist ihr schon nach kurzem Gebrauch der Stiel abgebrochen. Und da ich mich nicht so leicht von einem Plan abbringen lasse, so habe ich eben den afrikanischen Handbesen benutzt, der mir immer derartig unbequem vorkam, wenn ich die Leute damit wischen sah. Aber oh Wunder, ohne grosses Üben war dieses einfache Ding, bei dem man in gebückter, fast hockender Haltung wischt merkwürdigerweise bequemer, als unsere gewohnte Fegbürste. Rückenschonender fand ich. Obwohl ich dies ohne Notwendigkeit nie ausprobiert hätte.
Laila ist eine sehr gesprächige Katze. Ich höre immer bereits, wenn Alis Motorrad vorfährt, wegen ihrem Miauen. Sie kennt den Ton bereits besser als ich. Und hat sich innerhalb von zwei Wochen bestens vom Strassenkätzchen zur Stubenkatze entwickelt. Leider mag sie wie alle Katzen Pflanzen und in Blumentöpfen graben, da haben wir noch etwas einen Kampf. Obwohl sie recht gelehrig ist und jedes Mal schuldbewusst davonrennt, wenn ich schimpfe. Wir müssen noch etwas üben.
Gestern habe ich zum ersten Mal meinen mitgebrachten Illustrationsauftrag für das Papageienbuch hervorgeholt. Und drei Stunden daran gearbeitet. Und war froh, dass das offensichtlich hier auch geht. Heute war Sonntag. Gegen Abend sind wir in die schöne Sandbucht südlich der Stone Town laufen und baden gegangen. Das Meer war sehr ruhig und fast etwas zu warm. Obwohl die Sonne bereits untergegangen war. Mein Lieblingsstrand, nur Einheimische, Fischer, keine Touristen merkwürdigerweise. Ein Grundstück an diesem Strand wäre super. Aber leider bereits unerschwinglich, wie Ali meint. Auch der Präsident hat dort eine unanständig grosse und luxuriöse Villa. Gut bewacht und mit hohen Zäunen umgeben, versteht sich. Hinter der Sandbucht steigt der Strand in üppig wuchernder Vegetation an, die Villen sind alle oben, bereits recht weit weg vom Strand, aber mit guter Sicht auf das Meer.
Mein Lieblingsstrand ebenfalls weil ich hier immer die tollsten Muscheln und Schneckengehäuse finde. Heute eine riesige, mindestens ein Kilo schwere gerippte Muschelhälfte, die nun in unserem Badezimmer als Seifenhalter dienen wird. Eigentlich würde ich die jetzt noch gerne reinfegen gehen, aber es ist bereits finster und da hat es im Hof unten immer viele Mücken. Also warten bis Morgen.
Heute Morgen habe ich das ganze Untergeschoss herausgefegt. Weil ich ja versprochen habe, dass das bis im Mai bewohnbar sei. Und auch wegen der Katze. Die liebte es nämlich, dort unten zwischen alten vermodernden Holzresten im Schmutz, der noch vom Umbau, den neuen Blechdächern, überall herumlag zu spielen. Ihr schwarz-glänzendes Fell war dementsprechend oft eher gräulich und ich fand das nicht sehr passend, wenn sie sich an uns schmiegte. Vor allem auch im Bett. - Ja, soweit hat sie es bereits gebracht.
Bei meiner Putzerei fand ich etwas merkwürdiges heraus, die Fegbürste, die hier zwar erhältlich ist, aber durchaus nicht gebräuchlich, hat ihren Dienst versagt, beziehungsweise ist ihr schon nach kurzem Gebrauch der Stiel abgebrochen. Und da ich mich nicht so leicht von einem Plan abbringen lasse, so habe ich eben den afrikanischen Handbesen benutzt, der mir immer derartig unbequem vorkam, wenn ich die Leute damit wischen sah. Aber oh Wunder, ohne grosses Üben war dieses einfache Ding, bei dem man in gebückter, fast hockender Haltung wischt merkwürdigerweise bequemer, als unsere gewohnte Fegbürste. Rückenschonender fand ich. Obwohl ich dies ohne Notwendigkeit nie ausprobiert hätte.
Laila ist eine sehr gesprächige Katze. Ich höre immer bereits, wenn Alis Motorrad vorfährt, wegen ihrem Miauen. Sie kennt den Ton bereits besser als ich. Und hat sich innerhalb von zwei Wochen bestens vom Strassenkätzchen zur Stubenkatze entwickelt. Leider mag sie wie alle Katzen Pflanzen und in Blumentöpfen graben, da haben wir noch etwas einen Kampf. Obwohl sie recht gelehrig ist und jedes Mal schuldbewusst davonrennt, wenn ich schimpfe. Wir müssen noch etwas üben.
Gestern habe ich zum ersten Mal meinen mitgebrachten Illustrationsauftrag für das Papageienbuch hervorgeholt. Und drei Stunden daran gearbeitet. Und war froh, dass das offensichtlich hier auch geht. Heute war Sonntag. Gegen Abend sind wir in die schöne Sandbucht südlich der Stone Town laufen und baden gegangen. Das Meer war sehr ruhig und fast etwas zu warm. Obwohl die Sonne bereits untergegangen war. Mein Lieblingsstrand, nur Einheimische, Fischer, keine Touristen merkwürdigerweise. Ein Grundstück an diesem Strand wäre super. Aber leider bereits unerschwinglich, wie Ali meint. Auch der Präsident hat dort eine unanständig grosse und luxuriöse Villa. Gut bewacht und mit hohen Zäunen umgeben, versteht sich. Hinter der Sandbucht steigt der Strand in üppig wuchernder Vegetation an, die Villen sind alle oben, bereits recht weit weg vom Strand, aber mit guter Sicht auf das Meer.
Mein Lieblingsstrand ebenfalls weil ich hier immer die tollsten Muscheln und Schneckengehäuse finde. Heute eine riesige, mindestens ein Kilo schwere gerippte Muschelhälfte, die nun in unserem Badezimmer als Seifenhalter dienen wird. Eigentlich würde ich die jetzt noch gerne reinfegen gehen, aber es ist bereits finster und da hat es im Hof unten immer viele Mücken. Also warten bis Morgen.
23.März 2007
23.März 2007
Zurück in Sansibar nach zwei arbeitsreichen Monaten in der Schweiz. Weit weg war ich von hier. Fragte mich beinahe, ob das hier alles nicht nur ein Traum. Die Realität ist für mich immer gerade dort, wo ich bin, wo ich lebe. Alles andere scheint unbedeutend. Und habe deswegen manchmal Schuldgefühle, komme mir vor wie eine untreue Person. Andere Leute haben Heimweh. Ich höchstens manchmal Sehnsucht. Aber auch das nicht dauernd. Häufig bin ich viel zu sehr beschäftigt mit meiner Gegenwart.
Ist es gleich wie anfangs November, als ich das erste Mal mit riesiger Ungewissheit hier zurück auf der Tropeninsel auftauchte? Manches schon. Die Hitze, die mir zu schaffen macht. Der Körper, der à tout prix nicht so arbeiten will, wie ich mir das gewohnt bin. Ich muss mich daran gewöhnen weniger zu wollen. Auch diesmal.
Zurück von einer Tour in die Stadt. Es gibt immer vieles zu erledigen.
Ali fährt gleich weiter, er müsse noch das Geld für die Chapatis bringen. Das macht er fast jeden Abend. Sowie er auch das Geld für die Fische jeweils am späten Abend auf den Fischmarkt bringt. Weil am Morgen, wenn sie im Restaurant die Fische brauchen, noch nicht genug Geld in der Kasse ist, um sie zu bezahlen. Das kann er erst, wenn wieder Essen verkauft worden ist. Keine Reserven. Und immer noch auch kein Einkommen aus dem Restaurant. Die Tatsache, das derartig wenig Reserven vorhanden sind ist merkwürdig für uns, hier aber wohl normal.
Daneben versuchte ich, irgendwie mit meinem Labtop ins Internet zu kommen. Bisher allerdings vergeblich, aber vielleicht auch dies nächste Woche.
Unsere Katze. Ali hat ein wirklich witziges und sehr anhängliches und sanftes Kätzchen geholt. Es „Laila“, Nacht auf arabisch (auf Swahili heisst das „usiku“) getauft, denn es ist schwarz mit weissen Markierungen. Laila ist ein Name für Frauen. Und dass es ein Weibchen sei hat der Ali auch geglaubt. Nur dass wir nun festgestellt haben, dass der Laila Hoden wachsen. Also ein Kater. Aber ein ganz Lieber. Sehr anhänglich, lässt sich vom Ali widerstandslos baden. Der verwendet dazu Abwaschmittel und kaltes Wasser. Nicht dass Laila das lieben würde. Aber er lässt es mindestens geschehen. Genauso, wie das auf-den-Hinterpfoten-laufen lernen. Ali packt ihn an den Vorderbeinen und macht mit ihm Gehübungen wie mit einem kleinen Kind.
Obwohl das Haus nun bereits viel besser eingerichtet ist, bleibt natürlich immer noch eine riesige Umstellung. Werkzeug fehlt, ich bin selbst froh, um die alten Lappen, die ich diesmal in den Koffer gepackt habe und die für so vieles benutzt werden können. - Das bedeutet Improvisieren bei allem. Ist zwar manchmal ganz lustig und kreativ, braucht aber auch viel mehr Zeit. Wahrscheinlich kann man aber nur so das Leben der Leute hier wirklich verstehen. - Obwohl ich ja bereits sehr verwöhnt bin. Wir haben nun selbst eine Waschmaschine und das ist wirklich eine grosse Erleichterung und spart Zeit. Kochen muss ich eigentlich nicht, wir können im „Lukmaan“ essen. Wenn ich das tue, so ist das freiwillig. Und ich koche auf einem kleinen Elektroherd, in der Schweiz wäre das ein Campingkocher. Aber immerhin, der funktioniert, ich muss nicht erst ein Feuer entfachen, bevor ich überhaupt mit dem Kochen beginnen kann. Und vermutlich vorher irgendwie noch Holz organisieren, denn man kauft ja alles erst gerade dann, wann man es braucht. Keine Reserven. Und vielleicht leiht man das Holz auch nur bei einer Nachbarin aus, weil gerade kein Geld im Haus ist. Verspricht es Morgen zu ersetzen. In der Hoffnung, Morgen dann auch wirklich das nötige Geld irgendwie zu haben. Wie, das wissen meistens nur gerade die Götter. Inshallah.
Weiter fällt mir die Unbeständigkeit der Sachen auf. Die Bar in unserer Strasse hat inzwischen bereits wieder geschlossen. Zum Glück, es ist sehr viel ruhiger geworden. Allerdings auch etwas unheimlich finster in der Gasse, wenn man im Finsteren nach Hause kommt. Doch „Shangani“ ist ein sicheres Quartier. Aber den richtigen Schlüssel im Dunklen zu finden trotzdem eine Plage. - Auch andere Geschäfte sind wieder verschwunden. Während Neue eröffnet wurden. Und es wird momentan sehr viel renoviert und gebaut. Die Stadt scheint auch eine Verschönerungsaktion geplant zu haben, alle öffentlichen Grünflächen wurden vom Unrat befreit. Ob das wohl anhält? Geschäfte sind geschlossen, neue aufgetaucht, so viel Geld wird optimistisch investiert – und häufig in den Sand gesteckt. Hoffentlich geht das mit dem „Lukmaan“ besser.
Auch hier gab es zwar Wechsel, ein paar Leute haben aufgehört zu arbeiten, Neue sind dazu gekommen. Auch der Milchmann kommt nicht mehr. Seine Milch sei in letzter Zeit immer verdorben gewesen. Ich bedaure das, er war ein sehr freundlicher Mensch. Einer der wenigen, mit dem ich sitzen konnte und mich wohl fühlte, selbst wenn da wenig Kommunikation möglich war. – Alles vergeht hier sehr rasch, die Dinge sind nicht von Dauer, das Klima nagt und auch sonst scheint irgendetwas gegen die Beständigkeit zu kämpfen.
Was mir auch auffällt ist das Licht. Trüb-schwere Wolken jetzt häufig und finster, dann wieder grelles, brennendes Sonnenlicht. Und in den Häusern meist ein Dämmerlicht. Selbst in unserem an und für sich sehr hellen Haus. In der Hitze ist es besser, die Läden zu schliessen, sogar wenn die steil herunter brennende Sonne die Fassaden selten berührt. – Auch in der Nacht sind die Häuser meist schlecht beleuchtet, das Lesen ist anstrengend.
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