Mittwoch, 22. Mai 2024

Utengule, 16.Mai 2024

Robert Valser: "Für die Katz" ist das Buch, das ich - wegen des Titels, der passt, - kurzerhand eingepackt habe. Etwas zum Lesen ist immer gut. Allerdings stelle ich hier fest, dass ich Valsers Schreibstil nicht wirklich mag, all die Verniedlichungsformen, und seine manchmal zwar witzige, für mich aber oft auch unpassende Wortwahl. Etwas wie Skizzen, die zwar etwas zeigen, doch bleibt der Inhalt unvollständig, verschwommen. Das kann man durchaus mögen. Ich merke, ich mag es im Moment nicht.


Ich habe gedacht, auch mit meinem i-pad Bücher lesen zu können, Zeitungen ebenfalls, und mich klug machen zu können über die Gegend, in der ich jetzt bin, dem Rift Valley, am südlichen Fuss der nördlichen Kette, die Sonne kommt morgens nur zögerlich über den Bergzug, was eine angenehme Frische bewirkt. Hier geht es gegen die kalte Jahreszeit zu, vergleichbar mit unserem Herbst, doch ist das Klima auch stark von den Regenzeiten  bestimmt. Jetzt ist es trocken. Der Regen scheint um die Weihnacht herum zu fallen - hat mir jemand gesagt - jemand anderes, bis im April. Es wäre doch schön, wenn ich das nun im Internet verifizieren könnte.

Das allerdings geht schlecht, denn Afrika wurde vor rund einer Woche vom Internet abgehängt. Zwar nicht gänzlich, doch 2-3 Tiefseekabel bei Djibuti sind im Februar gebrochen, zwei weitere nun in Südafrika. Das bewirkt einen starken Kapazitätsverlust, schreibt mir Jan von der Swisscom. Und ich merke, wie abhängig wir sind, wie süchtig - auch ich selber. Ohne zu lesen alleine zu reisen, das hätte ich mir auch früher nicht vorstellen können. An Bücher zu gelangen ist aber unmöglich. Offenbar wurde hier die ganze Bibliothek, die solch ein Ort normalerweise mit zurück gelassenem Lesestoff von selber aufbaut, kurzerhand während der  Covid Zeit vernichtet, Ansteckungsgefahr. Auch kein Reiseführer zur Gegend hat das überlebt.


So versuche ich es mit Skizzieren, seit langem das erste Mal, doch meine Finger sind ungelenk. Ich sehe zwar, was ich möchte, kann es aber nicht in Gezeichnetes umwandeln. Gestern, bei meinen ersten Versuchen, war ich zwar sehr zufrieden mit mir, merkte bei jeder der drei Skizzen, wo ich Fehler gemacht hatte, wollte bei der nächsten verbessern. Heute nicht mehr. Ich will bereits wieder zu viel. Wenn die Fähigkeiten, der Geschwindigkeit zu sehen was falsch ist, nicht folgen, dann bin ich enttäuscht.


Also schreiben. Und vielleicht etwas später, bevor es richtig heiss wird, doch nochmals den Hügel hoch Richtung Mbeya Pick. Oder mit einem Auto nach Mbeya fahren und eine Buchhandlung suchen, guter oder zumindest spannender Lesestoff würde mir guttun.


Heute morgen habe ich die zwei älteren Herren, die auch bereits seit drei Tagen hier übernachtet haben gefragt, ob sie beruflich hier seien oder in den Ferien ? Die beiden - in meinem Alter, also alt, stehen immer frühmorgens auf und fahren bereits um 7 Uhr mit einem Auto weg, das sieht nach Arbeit aus. - Nein, Ferien, meint der eine, der Südafrikaner, heute würden sie nach Sambia hinüber fahren. Eine weite Fahrt. Hier werden Touren angeboten, sicherlich interessant, doch die kürzeste bedingt gut 3 Stunden Autofahrt auf holprigen Strassen. Das finde ich nicht wirklich erholsam, weshalb ich mich zu keiner Tour entschliessen kann.

Der Südafrikaner meint anschliessend, ja schon anstrengend weit, aber sehr interessant. Sie seien Farmbesitzer - der andere ein Amerikaner, der spricht nicht - und würden hier Farmen anschauen, Geflügelfarmen. - Wegen ökologischem Kleinfarming, der Haltung von wenigen Tieren mit wenig Chemie? Ja. Aber dann später, als ich sage, ich hätte mir die Kaffeefarm romantischer vorgestellt. Keine Monokulturen, Arabica Kaffebäume, die auf Mannshöhe gestutzt werden und alle 6 Jahre auf Bodenhöhe zurückgeschnitten, weil jüngere Triebe höhere Erträge bringen. Das ist für mich dasselbe wie Hochleistungskühe, die möglichst viel Milch geben müssen. Chemie brauche es auch, erklärt mir der Guide Lukas auf der Kaffeetour, die Arabica Pflanzen seien sehr empfindlich auf Pilzkrankheiten und andere Schädlinge, ohne Einsatz von Pestiziden sei es nicht möglich. Und regelmässig würden Bodenproben genommen und in ein Labor gesandt, das ihnen Empfehlungen für die Düngung gebe. Item, nicht gerade, wie ich mir diese Farm vorgestellt habe, ich Naivling. - Zurück zu den zwei Farmern. Ja, die Leute, die selber nicht im Geschäft seien, die wollten immer Ratschläge geben, wie man es machen müsse, auch bei den Rindern. Doch wenn man sich im Geschäft auskenne, dann wisse man, dass dies romantische Ideen seien und nicht funktioniere. - Ich sei eben Biologin, von der anderen Seite, bemerke ich, und damit versandet das Gespräch.....

Weshalb ich das erwähne: Ich denke, wenn man mit so unterschiedlichen Ideen und Zielen herumreist, muss man auf der gleichen Route auch ganz anderes erleben. Ich selber habe hier keine Hühnerfarm gesehen, auch keine gesucht. Die Hühner in den Feldern und zwischen den Häusern der Einheimischen scheinen mir erwähnenswerter zu sein.



Hochleistungssport-Kaffeestauden brauchen Düngung und Pestizide.




Sehr romantisch sieht es nicht aus auf einer Kaffeefarm. In Reihen stehend und immer schön auf mannshöhe zurechtgestutzt, gibt es den höchsten Ertrag.

Der Barista Lukas bereitet die Kaffeproben zur Degustation vor.

Ein Teil der Kaffeeverarbeitung

Vorgestern habe ich also die Kaffeefarm besucht, die zwei Guides wussten viel Interessantes zu berichten. Arabica ist die Kaffeegruppe, die die besten Preise erzielt, am aromatischsten sein soll, aber eben auch weitaus am empfindlichsten gegen Krankheiten. Das ist die Sorte, die hier im Rift Valley angebaut wird, das Klima scheint hierfür perfekt zu sein, der hiesige Kaffee kriegt regelmässig Preise. Robusta - wie der Name es antönt - ist robuster, braucht weniger Chemie, er wird in tieferen Lagen angebaut, hier sind wir immerhin auf 1300m. Robusta gibt starken und bitteren Kaffee mit weniger Säure. Leider gibt es ausgerechnet diesen Typ Kaffe nicht in der Degustation, ausgegangen und bestellt. Schliesslich der Liberia Kaffee, das sei der billigste und robusteste, aber leider auch am schlechtesten bezahlt, ein etwas wässriger Geschmack, bei der Degustation kann ich dies bestätigen. Die Degustation selber ist sehr interessant, eigentlich mit einer Weindegustation vergleichbar. Erst bereitet der Barista Peter die verschiedenen Sorten und Kaffeekirschen-Verarbeitungsarten zu. Den Schaum auf dem Kaffee schöpft er ab, der störe, kein Zucker, keine Milch natürlich. Man versucht den Kaffee nun Teelöffelweise. Gar nicht so einfach die verschiedenen Geschmäcker zu unterscheiden, doch offenbar gibt es Kaffeetester, die gleich wie Önologen die Qualität bewerten können. Einzig den Liberia erkenne ich und von den drei Verarbeitungsarten des Arabica finde ich die nasse Verarbeitung, bei der den Kirschen erst die zwei äusseren Schichten weggenommen werden und anschliessend die Bohnen getrocknet, am besten. Wenn die Kirschen als ganzes getrocknet werden und später von den Hüllen befreit, gibt das zwar viele Aromen, doch auch viel Säure, die mich persönlich stört. Der mittlere Weg, entfernen nur der äussersten Schicht, dann trocknen, soll einen süsslichen Kaffee geben, mir persönlich hat auch der zu viel Säure.

Eine Wissenschaft also steckt hinter dem Kaffee, denn anschliessend kommt es ja noch auf das Mischen der verschiedenen Sorten und auf das Rösten an, und schliesslich auch noch auf die Zubereitung des Kaffees, all dies hat einen Einfluss auf den Geschmack. - Was ich bestätigen kann ist die Tatsache, dass der Kaffee, der hier in der  Utengule Coffee Lodge serviert wird sehr gut schmeckt. 80% Arabica, 15% Robusta, 5% Liberia. Gut ist er sogar in der französischen Zubereitungsart, wo das Pulver in einer Kanne herunter gedrückt wird.


Frühstückspause. Avocado Toast mit pochierten Eiern, sehr guter Kaffee und Früchte. leider auch hier keinen Käse, obwohl es doch Kühe hat. Offenbar ist die Käserei hier nicht bekannt.


In der Utengule Coffee Lodge arbeiten sehr viele Leute, viel zu viele finde ich, aber es ist jetzt offenbar nicht Hochsaison mit rund 5 Gästen pro Nacht, die man alle wenig sieht, wohl immer unterwegs. Gestern treffe ich erstmals diesen ominösen Schweizer, Hans, den Besitzer, er besitzt auch das Sansibar Coffee House und die Farm hier. Ich habe schon viel von ihm gehört, ihn aber noch nie getroffen. Er hat offenbar ebenfalls von mir gehört. Ob ich die Frau sei, die für die Katzen schaue? Nicht weiter erstaunlich, so viele Schweizer gibt es ja nicht in Sansibar und den Fluri kennt er offenbar gut. Hans ist überhaupt nicht wie ich mir das vorgestellt habe, breitkrempiger Hut, auch sehr geschäftig, er hat wenig Zeit. Nein, ein Betrieb ohne Ausländer, das gehe hier nicht. Es brauche einen Weissen um ein Geschäft zu managen, sie seien ja keine NGO, es gehe um Profit. Er habe in all seinen vier Geschäften hier in Tansania, in Sansibar, Daresalaam und der Lodge und der Farm in Utengule, Weisse als Direktoren. Offenbar ist er mit Südafrikanern besser gefahren als ich, in der Coffee Lodge, aber auch in Sansibar, hat es ein Südafrikanisches Management.


Was mich zurück zu meinen Problemen bringt. Wie könnte ich mich vor der zu grossen Arbeitslast befreien? Ich merke, dass die Leitung der Klinik und des Strassenkatzenprojektes einerseits, andererseits aber die Leitung des Nature Care Charitable Foundation mit den Bauvorhaben und der geplanten Vergabung von Geldern an Organisatoren, die im Umweltbereich Intelligentes machen, einfach zu viel ist für mich. Mein Gehirn macht da nicht mehr mit. Insbesondere mit all den technischen Herausforderungen. Kein Computer während Wochen, dann auch noch kein funktionierendes Internet. Irgendwie bin ich im Alter dünnhäutiger geworden. Eigentlich müsste das doch andersherum sein?


Der Mais ist jetzt vertrocknet und bildet Stützen für die Bohnen.

Ein Sendeturm selbst hier oben, obwohl ich noch nicht sehr viele Leute mit Handys sehe.

Die kleinen Häuser hier sind aus unverputzten gebrannten Lehmziegeln gemacht und haben jetzt meist Wellblechdächer und oft auch Glasfenster. Auf 1300m wird es kühl in der kalten Trockenzeit von Juni bis August.

Gestern bin ich den Hügel hinauf gewandert durch den lichten Wald, bis ich zum nächsten Dorf, Idugumbi hinauf gekommen bin. Das ist etwas abenteuerlicher als bei uns, keine Schilder, keine Wanderwege, doch merke ich, dass die Trampelpfade durch den Wald alle hinauf führen und nicht plötzlich enden und dass man nicht so leicht verloren gehen kann. Als der Steilhang endet beginnen die ersten kleinparzellierten Felder. Mais, der ist jetzt geerntet, die Stauden trocken, er dient einer Bohnenart als Stütze, das habe ich sehr ähnlich bei den Indios in Südamerika gesehen oder auch in tropischem Gebirge in Myanmar. Sonnenblumen, ebenfalls bereits trocken, und frisch gepflanzt Maniok. Hier oben wird wenig bewässert, da gedeiht jetzt nicht mehr viel. Viele Steine in den Feldern, auch zu groben Mäuerchen aufgeschichtet. Und zuoberst ein Sendeturm. Die moderne Technologie macht auch hier nicht halt. Die Häuser aus unverputzten gebrannten Lehmziegeln haben jetzt meist Aluminiumdächer, im allgemeinen auch Glasscheiben, hier wird es in der kalten Jahreszeit - von Juni bis Ende August - recht kühl. Die kleinen Gehöfte wirken gepflegt, Musik tönt aus ein paar Häusern, Kühe, Ziegen und Hühner, aber keine Katzen. Nirgendwo. Die Weiler wirken sauberer als in Sansibar, doch entlang der Trampelpfade sehe ich erste weggeworfene Petflaschen, Errungenschaften der modernen Zeit. Eines der Häuschen ist offen gegen die Strasse, ein winziger Raum, ich erkenne dies als Laden, 4 Plastikstühle hat es ebenfalls. Wasser gibt es, auch Süssgetränke und Bier, allerdings nicht kalt. Ich kaufe eine Flasche Wasser und ein Stück eines süsslichen fettigen Gebäcks, gar nicht schlecht. Schon bald sitzt ein Mädchen mit einem Kleinkind neben mir, verlangt nach einem Süssgetränk, das ich spendiere, und will mit mir sprechen. Trotz meinem schlechten Swahili entwickelt sich ein Gespräch. Doch, etwas Englisch habe sie gelernt, sie sei in die Secundary School gegangen. 24 ist sie, also kein Mädchen mehr und der 1-jährige Knabe ist ihr eigener. Sie fragt nach Arbeit, wie alle Leute hier oben, ausser dem Ackerbau für den Eigenbedarf scheint es keine Arbeitsmöglichkeiten zu geben. Einzig der Kaffeeanbau - hier auch auf winzigen Parzellen - bringt Bargeld ein. Das man braucht, wenn man sich Süssgetränke kaufen will. Mobiltelefone werden kaum gezückt, doch sehe ich selbst hier auf Distanz kommunizierende Leute herum laufen. Fortbewegungsmittel sind die Füsse. Eine Weile wandere ich mit zwei älteren Frauen, ihr Gepäck in einem Beutel  auf dem Kopf. Auch die Angestellten der Lodge kommen meist zu Fuss zur Arbeit, manche von weit her. Für diejenigen, die Geld haben, liegt eine Mitfahrt auf einem Motorrad drin.

Die Stimmung in diesem düsteren kleinen Raum, gleissendes Licht flutet von der Strasse herein, die vermag ich nicht richtig wiederzugeben, ich wollte mir das doch merken. Drei neugierige junge Frauen, ein Säugling und ich. Ob ich Kinder habe? Nein meine ich, ich liebte die Freiheit und sei nun sowieso zu alt. Worauf unter den Mädchen ein rätseln herum geht, ob ich nun eine Frau oder ein Mann sei. Alle staunen über meine weisse Haut. Ein strenger Geruch nach Schweiss liegt im Raum.


Dies hat mich übrigens auch bei der Kaffeedegustation erstaunt. Obwohl durchaus feinnasig, das braucht es für diesen Beruf, schliesslich hilft die Nase dem Gaumen beim testen, war der Körpergeruch im Raum für mich unangenehm. Wahrscheinlich sind wir Weissen degeneriert, wir mögen unseren eigenen Körpergeruch nicht. Für Tiere ist der doch wichtig. Meine Katzen bringen mich damit zum Verzweifeln. Zu viele sind es  bei mir oben in der Wohnung, zum Glück ist die sehr offen. Alle versuchen ihren Geruch zu hinterlassen indem sie sich an Ecken reiben, an meinen Beinen oder sich auch gegenseitig reiben und lecken. Unangenehmer noch, dass viele der Männchen, selbst Weibchen, mit Urin markieren. Offenbar mögen die ihren spezifischen Geruch. - Bei uns Weissen ist der gar nicht beliebt, wird weggewaschen und  mit Parfums überdeckt.


Apropos Gerüche. Ich mag den Geruch der Pflanzen, der Erde im Wald, er erinnert mich an die Schweiz, insbesondere das Tessin im Herbst. Und Herbst ist es ja auch hier, es geht den kühlsten Monaten Juni, Juli und August entgegen.


Doch, sehr interessant, der Tag. Sambia, aber auch Malawi, beide hätten sie besucht,  verschiedene Arten des Anbaus, verschiedene Agrikulturen. - Ob er denn Agrikultur studiert habe, frage ich den Südafrikaner? Nein, ein einfacher Farmer sei er, betont der Farmer, nicht zum ersten Mal. -  Ich finde es immer noch merkwürdig, dass man mit solchem seine Ferien verbringen kann.

Am Abend fällt das Licht schräg durch die Bäume

Arbeitsende auf der Utengule Coffee Farm, die Ernterinnen gehen zu Fuss nach Hause.


Ein Spaziergang in den späten Nachmittagsstunden, ich mag diese Zeit, wenn das Licht schräg zwischen den Bäumen herunter fällt. Richtung Kaffeefarm windet sich der Weg durch den lichten Wald, dann hinunter auf die Strasse, wo die Frauen eben die Kaffeekirschenernte beenden und nach Hause laufen. Eine Weile laufe ich mit zwei Männern mit, die zwei Esel nach Hause treiben. Die haben zwischen den Kaffeestrauchreihen als Tragtiere gedient. Die zwei Tiere sehen gut gepflegt aus, keine Wunden und werden auch nur selten mit dem Stock vorwärts getrieben, dann wenn sie beginnen Gras zu fressen, sie laufen frei vor den Männern her. Wie immer bin ich erstaunt, wie fröhlich die Menschen hier sind. Lachen, oft auch singen. Ich kaufe den beiden eine Zuckerrohrstange, die sie freudig entzwei brechen und teilen. Für jeden Esel ein handlanges Stück meine ich. Ja meint der eine, ich hoffe, sie werden es tun. Dann zurück Laufen mit den Frauen, die gepflückt haben, viele sind das, auch sie nach dem langen Arbeitstag immer noch fröhlich und munter. Und natürlich neugierig, wer ich bin. Auf dem  Nachhauseweg, für viele sicher eine Stunde laufen, sammeln manche noch Brennholz ein, denn die Arbeit ist noch nicht fertig, zu Hause muss gekocht werden. Manche Frauen tragen Kleinkinder auf dem Rücken. Die grösseren Kinder beaufsichtigen einander selber während des Tages. Und wenn die Mutter nach Hause kommt, hat sie kaum viel Zeit und macht Aufgaben mit ihnen, wie sollte sie auch. Und doch lachen die Menschen, singen und sind zufrieden. - Doch könnte ich zurück kehren zu solch einem bescheidenen Leben?  Unzufrieden werden die Menschen erst, wenn sie eine Ahnung davon haben, wie ein anderes Leben aussehen könnte. Und dies kommt unweigerlich mit dem Internet und den Social Medias zu ihnen. Früher oder später. Hier zum Glück noch nicht stark. 


Gestern bin ich an einer Missionsstation vorbei gegangen. Mittag, die Lehrer strömten vom Schulhaus herab, die Schüler auch, ebenfalls Erwachsene, es ist ein College, nicht Kinder. Ich frage nach einer Toilette und werde zu einer einfachen, aber durchaus sauberen geführt und anschliessend eingeladen, mich mit ihnen auf die Holzbänke unter den grossen Bäumen neben der Kirche zu setzen. Eine Frau verkauft Bananen und Papayas, süss sind sie. Trotz meinem schlechten Swahili schaffe ich es, einfache Gespräche zu führen. Aus Sansibar? Die Sansibaris, die würden selbst von den Festländern einen Pass verlangen. Ich spüre eine Unzufriedenheit gegenüber den Inselbewohnern, die ja nun auch noch die Präsidentin bestellt haben - genau gleich wie auf der Insel selber gegenüber den Festländern. Es ist immer interessant, die Sachen von zwei Seiten zu sehen, besser zu hören. Ich gebe mir eine Weile Mühe mitzuhalten, Politik, nicht nur über Tansania. Nach einer Weile wird mir das zu anstrengend und ich verabschiede mich.


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