Afrika verändert sich in einem rasenden Tempo. Wenn man näher hinschaut. Der neue Flughafen in Sansibar ist zwar noch nicht fertig gebaut, doch auf dem Alten steht nun bereits gross „International Airport of Zanzibar“. Ein Wellblechdach wurde vor das alte Gebäude gestellt, so dass man beim Cheque-In wenigstens nicht mehr unter der gleissenden Sonne oder einem Tropensturzregen warten muss. Auch sonst ist alles „zivilisierter“ geworden, selbst die Toiletten durchaus brauchbar, man nähert sich rasend dem Standart der 1.Welt an.
Wie wichtig ist wohl in diesem Zusammenhang, dass der Dollar hier seit meiner Ankunft von 1670 Shillingi am 30. November, über 1615 Shillingi am Tag, wo ich das Haus gekauft habe, also vor drei Tagen auf 1600 Shillingi und hier in Daresalaam heute gar auf 1570 Shillingi abgestürzt ist? Euro und Schweizer Franken haben sich parallel entwickelt. - Selbst in Afrika glaubt man nicht mehr an uns.
In Daresalaam fällt dann vor allem die neue Maschine auf, mit der die Fingerabdrücke gescannt werden. Erst vier Finger der rechten Hand, dann der Daumen, dann vier Finger der linken Hand und schliesslich der Daumen der dazugehörigen Hand. Und wenn man dazu lacht – ich kann mir das dummerweise nicht verklemmen, es ist das erste Mal, dass ich diese Prozedur durchmache - dann wird man böse angeguckt und muss nochmals von vorne anfangen. Dass auch die Pässe gescannt werden ist da nur noch ein Detail und ebenfalls, dass man zweimal durch einen Sicherheitscheque hindurch muss und auch durch 2 Passkontrollen. Jetzt warte ich im „Julius Nyerere International Airport“ von Daresalaam, wie er offiziell heisst und schaue einem jungen Schwarzen zu - offensichtlich einem Europagewohnten - wie er sein Mac Laptop hervor nimmt. Unterwegs beim Reisen, habe ich manchmal das Gefühl, dass alle Leute mit Macs arbeiten. Reisen Mac-user häufiger oder sind sie derartig abhängig von ihrem Baby, dass sie es nie alleine Zuhause lassen können, oder sind sie in jeder freien Minute am arbeiten?
Der Abschiedstag von Sansibar war wie immer hart, plötzlich schlechte Laune, ich kann nicht genau sagen weshalb, doch lasse ich die dann an Ali ab. Das ist ein gut eingespielter Ablauf, den der Ali bereits bestens kennt und in seiner stoischen Art erduldet, besser ihm ausweicht. Ich mag Abschiede nicht, werde da immer borstig, doch irgendwie schaffen wir es doch immer zu einem passablen Schluss. Eine Reise nach China. Da wollte der Ali schon immer hin. Ich habe das dann vor zwei Jahren alleine gemacht. Vielleicht nun doch noch einmal gemeinsam, er ist überzeugt, dass man dort die Baumaterialien, vor allem Bad- und Küchenausrüstungen, die in Sansibar schlecht erhältlich sind - alles importiert – viel günstiger kriegt als in der Schweiz. Vielleicht schon, doch die Reise dorthin...... On verra. Doch, ich denke, auch Ali wäre beeindruckt von China. Auch wenn das Reisen dort schon eher beschwerlich ist. Nicht wegen mangelnden Transportgelegenheiten. Nein, die fehlende Sprache, die macht vieles schwieriger.
Gestern sind wir dann zusammen zur Feier des Hauskaufes in das Restaurant des Serena Hotels essen gegangen. Das Essen ist ungefähr halb so teuer wie in einem 5-Sternhotel in der Schweiz. Die Bedienung allerdings ebenfalls lange nicht so versiert und auf dem Dessertbuffet tummeln sich ganze Ameisenheere, ohne dass dies jemand wahrzunehmen scheint. Das Essen ist gut und wird neben dem Pool serviert, dahinter eine Lifeband und eine Show mit afrikanischen Tänzern vom Mainland. Die Kellnerinnen sind individuell und nach Festlandstil gekleidet, die Kellner in weissem Kanzu und Kufia, der typisch sansibarischen Kopfbedeckung, die der Ali so speziell und elegant zu tragen weiss. Alles ein kulturelles Kauderwelsch, der Aga Kahn ist schliesslich Inder und scheint es mit der afrikanischen Folkolore nicht allzu genau zu nehmen. Ali ist trotzdem beeindruckt davon und bedankt sich für den Besuch. – Vor zwei Jahren hätte er bei den Vorstellungen noch wütend weggeschaut. Solch heidnische Tänze und Frauen mit dürftiger Kleidung! Jetzt kommentiert er mir die alten Songs, die gespielt werden und ich merke, dass er da viel besser Bescheid weiss als ich. Er habe vor Jahren einen Musik-Laden gehabt. Der sei recht gut gelaufen.
Swissport bewirtschaftet den Flughafen Daresalaam und soll auch im neuen International Airport of Zanzibar zum Zug kommen. Immerhin das. Vielleicht gibt es dann einmal Direktflüge der Swiss nach Sansibar, das wäre praktisch. Obwohl ich den Zwischenstop in Daresalaam eigentlich gar nicht so ungern habe. Eine Nacht zwischen den Welten. Beim Rückflug ist das Warten hier hingegen lästig. Überhaupt, ich mag Nachtflüge nicht. Heute scheint der Flug auch noch Verspätung zu haben. Abflug gegen elf, Nachtessen nach der Landung in Nairobi gegen 1 Uhr morgens. Nicht ganz mein Geschmack.
Warten im Boarding-Raum, Schweizer nun wohl mehrere, ein Stimmengemurmel, ich verstehe nicht wirklich, die Leute scheinen mir äusserst expressiv zu sein. Sprechen mit den Händen. Einige Residents – offensichtlich, zwischendurch wird auf Swahili telefoniert. Viele Mzungus verbringen die Weihnachtstage zu Hause, ich erwarte nicht unbedingt einen ruhigen Flug. Geschäftsleute schliesslich. Zwei Weisse und ein Afrikaner. Die beiden Weissen sondern sich ab und sprechen aufgeregt zusammen. Ich habe das Gefühl alles zu verstehen, da braucht es keine Sprache. Irgendetwas ist schief gelaufen hier unten in Afrika.
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