Donnerstag, 26. März 2015

Sansibar, den 22.März 2015





Kino aus der Jugendstilzeit, von den Deutschen erbaut. Eines der Objekte, das von Hifadizanzibar.com
 gekauft werden soll.


In der Schule nebenan wird heute nicht aus dem Koran rezitiert oder gesungen. Das Erziehungsrezept bleibt jedoch dasselbe. Die Lehrerin brüllt etwas und die ganze Horde kleiner Kinder brüllt zurück. Einziger Unterschied: Beim Koran sprechen oder singen die Kinder dasselbe nach, bei diesem „Dialog“ schreien die Kinder im Chor vorgegebene Antworten zurück. Gut für mein Swahili. Es sind kleine Kinder, das meiste verstehe ich.

Verschwenderisches Afrika. Jedes Mal, wenn ich wieder hierherkomme, gibt es ein neues Fährschiff. Die „Azam Sealink“ ein Fährschiff mit grosser Ladefläche für Autos – das ist ja nun das, was Afrika liebt – läuft eben von Pemba her kommend im Hafen ein. Die neue Kilimanjaro IV. aus Daresalaam, ein schnittiges Schiff, liegt bereits im Hafen. Ich kann mich noch an die Kilimanjaro I. erinnern, das ist gar nicht so lange her. Das war ein unförmiges Schiff bereits für das Auge. Und hatte Probleme mit der Stabilität, riesige Wassertanks mussten auf das Deck gestellt werden. War das etwa das Schiff, das einmal während meiner Abwesenheit zwischen Pemba und Sansibar, das Meer ist dort bewegt, gesunken ist und viele Menschen in den Tod gerissen hat?
Was ist mit all den immer wieder neuen brauchbaren und unbrauchbaren Schiffen geschehen? Auf die Komoren verkauft. Oder kaputt, erzählt man mir. Die „Azam Company“, einer der grossen Mitspieler im Fährgeschäft, hat ja daneben das ganze Milchverarbeitungsgeschäft in der Hand, Glacen kommen von Azam, überhaupt so einiges, was es hier zu kaufen gibt. Die immer neuen Fährschiffe die sich gegenseitig übertrumpfen, sind wohl eine Prestigeangelegenheit und müssen nicht rentieren. Wie so vieles hier bei reichen Leuten.

Gestern war ich an einer Versammlung von Hifadhi Zanzibar Ltd.
http://www.hifadhizanzibar.com/,
einer neu gegründeten Gesellschaft, welche die Stone Town retten will. Ursprünglich kommt diese Organisation aus Holland und wurde 1956 in Amsterdam gegründet. Auch dort sah die Regierung damals nicht ein, weshalb man die Altstadt erhalten sollte, rücksichtslos wurde abgerissen. Die private Gesellschaft begann deshalb Häuser aufzukaufen und zu renovieren. Das wurde ein Erfolg. Irgend einmal hat dann auch die Regierung den Wert dieses historischen Erbes erkannt und ist eingestiegen. Dasselbe wurde vor drei Jahren in Surinam begonnen und ist jetzt in Sansibar im Entstehen begriffen. Keine Wohltätigkeitsangelegenheit, den Teilhabern wird eine vernünftige Rendite versprochen, sobald die ersten Liegenschaften vermietet werden können. Mit dem Rest der Rendite werden neue Liegenschaften gekauft. Vermietet werden soll an ein gemischtes Publikum, die ursprünglichen Bewohner sollen nicht einfach durch Hotels und Wohnungen für Ausländer ersetzt werden. Angefangen werden soll klein, mit einer einzigen Liegenschaft. Studien wurden bereits gemacht, welche Liegenschaften sich dazu eignen könnten, historischer Wert der Gebäude, Lage, Besitzverhältnisse und soziale Situation der Bewohner wurden mit einbezogen. All diese Vorbereitungsarbeiten werden von der holländischen Regierung bezahlt.
Amsterdam wurde so gerettet - auch für Sansibar könnte das eine Möglichkeit sein. Die Azam Company, ich habe sie oben erwähnt, ist bereits dabei mit 10 Anteilen zu 10'000.- Dollar, einige der Sansibari, die im Ausland gelebt haben und nun hier erfolgreich Geschäfte machen, helfen auch mit. Ich werde mich ebenfalls beteiligen, zumal der Anteil, der von der Regierung übernommen werden kann auf 30% begrenzt ist, man den Einfluss von korrupten Beamten also wenig befürchten muss.

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