Montag, 23. März 2015

Sansibar, 19.März 2015




Morgens mache ich Kaffee in der Küche. Auf dem Tüchlein, auf dem das nasse Geschirr abtropft, sehe ich drei schwarze Flecken. Es sind Ansammlungen kleiner Ameisen. Wahrscheinlich ist ein Stücklein der gestern gegessenen Papaya dort hingefallen. Ich habe das nicht bemerkt. Gestern Abend, als ich meinen Fuss gepflegt habe, sah ich, dass die Fusssohlen bereits wieder schwarz sind. So schwarz, dass sie nicht mehr einfach mit Seife sauber werden. Weisse Fusssohlen, das kommt dann später wieder.

Halb zehn, die Maler sind gekommen, das ist ja früh, nun wird es unruhig, besser, ich werde unruhig, denn es ist immer zu befürchten, dass übermalt wird, was das nicht sein sollte. Auch wenn ich genügend Abdeckband gekauft habe.
Der Frau, die geputzt hat, habe ich gesagt, die Decke hinunter zu waschen bevor sie gestrichen werde, das sei doch zu harte Arbeit für eine Frau, das sei bei uns Männerarbeit. Sie lachte nur. Doch am Abend meinte sie zu Salum, sie fühle sich krank, sie werde nicht mehr arbeiten kommen.

Ich bin bereits sehr vielen Bekannten begegnet und werde häufig freundlich begrüsst.
Auch Eddy habe ich bereits gekreuzt. Eddy war mit einer Schweizerin verheiratet und geht auch jetzt noch ab und zu in die Schweiz. Er habe eben einen Monat bei der SBB im Service gearbeitet, meint er. Zu schwere Arbeit, da lebe er lieber hier. Eddy finanziert sich sein Leben vor allem mit gebrauchten Waren, die er aus der Schweiz bringt und hier verkauft. Er ist ein guter Geschäftsmann.
Juma, der Sansibari, der in Kanada als Lastwagenchauffeur arbeitet, bleibt auch immer länger hier. Seine Frau, ebenfalls Sansibari, will mit den Kindern nicht mehr zurück kommen, doch ihm gefällt es hier besser. Zu hart die Arbeit in Kanada.  In dem Haus, das er hier auf dem Land gebaut hat, züchtet er nun Hühner und verkauft Eier. Will heissen, er stellt jemanden an, der ihm die Hühner pflegt, und bringt die Eier mit seinem schnittigen Auto aus Kanada in die Stadt und verkauft sie.

Gegen Mittag sitze ich in Mlandege, dem Quartier, in dem Baumaterial verkauft wird, auf der Stufe eines Ladens und warte auf Salum.  Wie alle hier sitze ich überall ab wo sich das anbietet. Wartend, jetzt regnet es wieder, immer scheint es zu regnen, wenn ich hier bin, mache ich mir Notizen.
Ob ich Schriftstellerin sei, meint ein Mzungu, ein Belgier, der auch hier wohnt. Ich sage: vielleicht. Schreiben denn andere Leute nicht in ihre Notizbücher wenn sie unterwegs sind? Bei mir ist da alles vermischt. Was ich gerade sehe und spannend finde, Skizzen von Ideen,  Telefonnummern und Einkaufslisten. Aber keine Kunst. Mir fehlt die Ruhe dazu.

Salum spannt mir ein neues blaues Wäscheseil auf, wenigstens etwas ist nun erledigt. Fünf Minuten später sitzen 8 fette schwarze Fliegen darauf. Und in der Küche tummelt sich eine einzelne Riesenameise. Sie lässt sich von allen Seiten aus nächster Nähe fotografieren, hebt nur zwischendurch ein Bein und stellt es wieder ab. Sie sieht friedlich aus. Besser als die vielen kleinen.





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