Freitag, 26. Januar 2018

2018.01.13, Sansibar

ein misstrauischer Überlebenskandidat

Das mit dem Vertrauen und dem Loslassen. Ich denke, das muss Eltern ebenso ergehen. Vertrauen haben, dass es gut geht, im Fall von Jojo, dass er wieder zurück kommt, dass ihm nichts passiert, einsperren bringt nichts. Nicht ganz einfach, muss ich zugeben, da Jojo derartig an die Menschen gebunden ist. - Ich denke nicht mehr, dass er den Siri wirklich vermisst. Zweimal sind winzige Kätzchen, so klein wie er zu Beginn und wirklich zu jung um von der Mutter verlassen zu werden, jammernd zu mir hinauf gekommen. Doch Jojo hat sich mässig für sie interessiert, das eine habe ich aus einem Versteck unten im Haus hervor geholt, denn ich konnte sein Jammern nicht mehr ertragen. Es hat gebissen und gekratzt und mich angefaucht, ein richtiges kleines Ungeheuer, Jojo hatte Angst vor ihm. Ich habe es zwei Tage gefüttert, dann ist es verschwunden, als ich die Türe offen liess und ich war froh, denn die Gäste sind gekommen, da war dieses kleine spuckende Untier nicht praktisch. Obwohl es sich hier wenigstens ruhig verhielt. Zwei junge klagende Kätzchen also im Erdgeschoss. Letzte Nacht war es dann plötzlich ruhig. Nein, die Kätzchen seien nicht mehr im Erdgeschoss, meinte Salum. Ich nehme an, er hat einen der Handwerker beauftragt, die beiden weg zu bringen. Das Spiel, das sich hier täglich überall wiederholt.
Jojo  bei unserer 1.Begegnung vor gut 3 Monaten. Ich konnte seinem Werben nicht widerstehen.
Als sich Jojo vor rund 3 Monaten auf meinen Fuss legte, ist etwas Merkwürdiges passiert. Als ich ihn hochhob, spürte ich sofort, dass mich dies noch längere Zeit beschäftigen würde, das ist schwer zu erklären. Ein ähnliches Gefühl wie damals, als mir der Sere am Telefon sagte, er habe einen Hund aus dem Tierheim geholt. Freude - aber auch Angst. Ich glaube, ich habe immer Angst gekriegt, wenn ich mich zu stark geliebt fühlte. Das gibt mir ein Gefühl der Einengung, der Unfreiheit auch. Eine Verantwortung, die ich nicht tragen möchte, aber da kann man nun nichts mehr machen. Jojo schient immer noch das Gefühl zu haben, dass ich seine Mutter sei, denn immer wieder säugt er in einer Art Ritual an mir. Meine Kleider werden dabei ganz nass, denn er steckt einen Zipfel Stoff ins Maul. Mit den beiden Vorderpfoten bearbeitet er rhythmisch meinen Bauch und schnurrt dazu überglücklich. Dass es nichts zu trinken gibt, weiss er schon lange, aber ihm scheint das trotzdem gut zu tun. Ich habe das auch schon bei älteren Kätzchen gesehen, die noch von ihrer Mutter betreut werden, manche Muttertiere kümmern sich ja sehr lange um ihren Nachwuchs. Das sind auch die einzigen, die hier eine Überlebenschance haben.

Jojo heute

Doch eigentlich ist Jojo allgemein ein sehr freundlicher und anhänglicher Bursche, freudig begrüsst er auch Salum und streicht ihm um die Beine und bereits hat er meine Schweizer Gäste ins Herz geschlossen - die Wohnung war ja für dieses Wochenende vermietet. Zum Glück sind sie nur zu dritt und fanden es kein Problem, dass ich im kleinen Häuschen wohnen bleibe. - Fast war ich gestern sogar etwas beleidigt. Fand, dass diese Katze wohl mit irgend welchen Leuten glücklich sein könnte, deswegen hätte ich doch nicht extra zurück reisen müssen. Und bin dann am Abend lange ausgegangen. Doch als ich zurück kam, da wartete der Jojo auf mich. Jetzt meistens oben im Treppenhaus auf dem Sims, denn nun weiss er, wie er die Wohnung verlassen kann.


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