Dienstag, 13. November 2007

13. November 2007


Vuli, die Frühlingsregenzeit hat begonnen. Nach einem heftigen viertelstündigen Regenguss gestern, dem Sonnenschein folgt, giesst es seit heute Morgen mindestens sechsmal kurz heftigstens. Dazwischen verklingt der Regen etwas, doch es bleibt die ganze Zeit dämmerungstrüb. Ich entschliesse mich gegen Mittag, auf einen Spaziergang hinaus zu gehen und werde in den Forodhani Gardens von einem heftigen Guss überrascht und flüchte in das Palast Museum. Museen halten hier im allgemeinen nicht, was wir von ihnen erwarten, doch bei Regen scheint mir dies eine brauchbare Lösung. Der Palast des letzten Sultans wurde erst in diesem Jahrhundert wieder aufgebaut, nachdem er von den Engländern im kürzesten Krieg der Welt, ganze 45 Minuten soll er gedauert haben, zusammengeschossen worden war. Doch die Macht der letzten Sultane war eingeschränkt. Der Palast scheint mir überhaupt nicht so stattlich, wie ich mir das vorgestellt habe. Zwei Frauen habe der Sultan gehabt, eine mit konservativem, die andere mit modernerem Geschmack. So finden wir düstere, reich geschnitzte Möbel aus Indien und China neben nicht ganz meinem Geschmack entsprechenden Fauteuils europäischen Stils - was damals offensichtlich als modern galt. Die Säle haben weder die Dimensionen, die man von einem Sultanspalast erwarten könnte, noch die Einrichtung deren Raffinesse. Ein Sammelsurium von Möbeln, zum Teil billig wirkende Sachen aus den 30iger Jahren, steht herum. Auch das Badezimmer existiert noch, obwohl ich mich frage, ob das wirklich noch aus der Sultanszeit stammt, mir scheint das jüngeren Datums. Das Schlafzimmer des Sultans beherbergt ein riesiges Himmelbett, durch die herunter gebrochenen Dielen dieses Raumes rauscht der Regen, der eben gerade wieder losgelegt hat. Pfützen überall. Der Palast hat bessere Zeiten gesehen. Im Zimmer der Salome, der legendären und gebildeten Sultanstochter, die sich gegen den Willen ihrer Familie mit einem Deutschen verheiratet hat und sich damit die Gunst ihrer Familie verscherzte, spricht mich eine Aufseherin an. Mit einem Einheimischen verheiratet sei ich. Da hätten aber dessen Eltern sicher keine Freude. Sie selbst sei Uganderin und seit fast zwanzig Jahren hier verheiratet, habe neun Kinder. Erst habe sie zum Islam konvertiert, doch nun sei sie wieder Christin. Ihr Mann akzeptiere das, denn er leibe sie. Nicht jedoch seine Familie hier, bereits zum dritten mal nun müsse ihr Mann eine zweite Frau heiraten, weil sie nicht willkommen sei. Doch diese Ehen würden jeweils nur ein paar Monate dauern. - Ob sie denn das toleriere, frage ich sie. Was sie denn machen könne, sie sei allein und die anderen eine ganze Sippe. Aber sie vertraue auf Gott. Der sehe alles und helfe ihr. - Die Frau scheint mir gebildet, spricht gut englisch und will mir dann die Biografie der Sultanstochter Salome verkaufen. Denn diese sei zwischen den Kulturen auch nicht glücklich geworden. Bereits nach drei Jahren in Deutschland sei der Ehemann verstorben, sie habe sich in der Fremde mit ihren drei Kindern sehr einsam gefühlt. Sei nach ein paar Jahren zurück nach Sansibar gegangen, doch ihre Familie habe ihr nicht verziehen - und sei dann irgendeinmal in Deutschland gestorben.

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