Mittwoch, 5. Dezember 2007
26.November 2007
Als ich die Matratze – ein Bettgestell haben wir nicht – neu beziehe, schaue ich erstmals deren orangen Bezug genauer an: Herzen, verschnürt mit einer Masche, wie ein Geschenkpaket, darum herum Blumen drapiert und ein Stück Eisenbahnschiene von oben her gesehen. Was mag wohl die Bedeutung dieser merkwürdigen Kombination von Objekten sein? Liebe in der Ferne? - Eine Geschichte könnte man darüber schreiben. Besser: mehrere. - Die zweite Matratze gibt weniger Rätsel auf: Rosarote Wesen tummeln sich auf dunkelgrünem Grund. Ich frage mich, wie rosige Schweinchen in ein islamisches Land geraten konnten – bis ich schliesslich feststelle, dass es rosafarbene Hündchen sind, dem Disneyclan angehörig.
Beim Studium des Korans stelle ich fest, dass der Erfolg der Islamischen Religion kaum mit diesem Buch zu begründen ist. Viel zu abstrakt, häufig auch sehr vieldeutig interpretierbar, keine Koranausgabe kommt ohne Kommentare aus. Woran die Muslime wirklich glauben, sind eigentlich Schriften, die danach über das Leben des Mohammeds geschrieben wurden. Und damit auch diskutierbar sind. Das Buch selbst ist ja heilig, von Allah selbst übermittelt, und kann so nicht in Frage gestellt werden, kein Wort daraus verändert. Diese Interpretationen, in vielem auch Ausführungen des Buches - denn es ist sehr knapp gehalten, keine genauen Angaben über die Art, wie Gebete ausgeführt werden sollen beispielsweise - sind jedoch von Menschen geschrieben worden. Und deshalb sehr wohl anfechtbar – finde ich.
Die Leute hier hätten einfach kein schlechtes Gewissen, sage ich zu Ali. Deshalb sei es ihnen möglich zu lügen, zu betrügen, zu beteln und zu stehlen. Und eben deshalb bräuchten sie wohl eine Religion wie den Islam. Der Belohnung verspreche, dem, der gut handle, und schlimmste Bestrafung dem Schlechten. Für uns sei das schlechte Gewissen selbst bereits Strafe, sei etwas Belastendes. - Da liege ich falsch, meint Ali. Natürlich hätten auch sie ein schlechtes Gewissen. Doch ein schlechtes Gewissen könne man nur dort haben, wo man sich einer Schuld bewusst sei. So hätte ich auch kein schlechtes Gewissen, in leichter Kleidung herumzulaufen, wo dies doch für hiesige Frauen unvorstellbar sei. Mir fehle eben die Einsicht, dass dies etwas Schlechtes sei. – Da hat er wohl recht, nur verstehe ich immer noch nicht, weshalb denn die für mich wichtigen Dinge, richtiges ethisches Verhalten, nicht stehlen und weiteres hier, wo doch die Religion so wichtig ist und täglich zelebriert wird, nicht vorhanden sind. Auch im Koran ist solches Verhalten streng verboten – aber offensichtlich den Gläubigen weniger wichtig, als korrekte Kleidung der Frauen und keine ausserehelichen Beziehungen. - Obwohl auch dies ganz offensichtlich schlecht befolgt wird. Ali beklagt sich, dass es in seiner Familie (Familien sind hier riesig), bereits 10 uneheliche Kinder gäbe. Da müsse dann die Familie dafür aufkommen, niemand bezahle. Da müsse doch eine Lösung gefunden werden.
Selbst die Evolutionstheorie bezweifelt Ali. Im Koran stehe, die Menschheit, die Lebewesen überhaupt, seien in zwei Tagen erschaffen worden. Da habe ein westlicher Wissenschaftler auch nicht darauf Antwort geben können, als er gefragt wurde, wie denn Pflanzen entstehen konnten, ohne das Licht da war - was die Allmacht Allahs beweisen soll. Ein richtiger Wissenschaftler hätte da eben antworten müssen, dass dies im Koran falsch sei, sage ich. Nicht in den ersten zwei Tagen wurde die Erde samt Gebirgen geschaffen, in den zweiten zwei Tagen alle Lebewesen und schliesslich in den letzten zwei Tagen der Himmel und die Gestirne. Ganz klar war der Himmel vor den Lebewesen. - Doch was soll man da streiten. Was nützt es zu sagen, dass Glauben eben nicht Wissenschaft sei, ganz im Gegenteil Glaube nicht bewiesen werden könne. Genau dies versucht der Islam die ganze Zeit. Und sieht nicht einmal ein, dass die Evolutionstheorie gar keinen Widerspruch zu der Schöpfungsgeschichte darstellt - vorausgesetzt man akzeptiert, dass im Koran nicht alles wortwörtlich zu nehmen ist. Die Schöpfungstheorie ist einfach ein Bild, die zwei Tage haben eben etwas länger gedauert, ein paar Millionen Jahre, mit Zeiteinheiten nimmt es der Koran sowieso nicht besonders genau. Aber gerade dort werden wir uns wohl nie mit dem Islam einigen können, denn in dieser Religion ist das Buch selbst, der Koran, heilig und von Allah selbst diktiert. Weshalb kein einziges Wort angezweifelt, auch nur als Sinnbild angesehen werden kann.
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